Die Glosse

Rauschheim, im schrecklichen
Frühjahr 2010

Lieber Sepp,

das hätt ich noch vor einem Monat nicht für möglich gehalten, dass es dazu kommen könnt, dass ein deutscher Diözesanbischof in die Wüste gejagt wird. Und man merkt dem ganzen Theater an, der Mixa ist Militärbischof, also ein aufs Kämpfen versessener Mann. Bei seinem Verhalten hab ich manchmal gemeint, der braucht den Kampf, dem seine Füße stecken unter den Gewändern verborgen in Knobelbechern, so ist der ständig auf der Suche nach Feinden durch die Diözese gepoltert. Dabei hat er sich gewaltig übernommen. Nur ein Beispiel: Frauen, die wo ihre Kinder in die Kita geben wollten, hat er herausfordernd als „Gebärmaschinen“ abgekanzelt, und schon hatte er seine Feindschaft mit allen Frauen, die wo Beruf und Mutterschaft übereinbringen wollten, erreicht. Und sein Komplize, der Müller von Regensburg, lässt ihn ungewarnt in diese Falle hineinstürmen. Diese zwei Bischöfe sind mir vielleicht Kameraden!

Um sich den Wein für die Feste vom Geld einer Waisenhausstiftung bezahlen zu lassen, muss einer auch in seinem Empfinden knobelbecherisch geartet sein. Sepp, kannst Du als Sozi Dir vorstellen, ohne an die Decke zu gehen, dass der Mixa sich sogar seinen Bischofsring aus der Waisenhauskasse als sogenanntes Geschenk hat spendieren lassen? Alter Sozi, mal Dir mal aus, wir zwei hätten ihm bei einem Bischofsempfang diesen Ring küssen sollen! Und dann gibt’s ja noch die Veruntreuungen, mit der Kunst, die er ebenfalls auf Kosten der Waisen angeschafft hat. Mir stehen die Haare zu Berge! Der soll mit seinen Knobelbechern herumtappen, wo der Pfeffer wächst, aber nicht hier den Leuten auf die Füße treten, bis sie sich in ihrer Wut aus der Kirche verabschieden.

Wie er sich gegen die Vorwürfe von den Prügelungen im Fernsehen mit den Worten verteidigt hat „Mein Herz ist rein!“ und dabei wie ein Engel mit schief gehaltenem Kopf in die Kamera gelächelt hat, bin ich fast vom Stuhl gekippt. Der Militärbischof hat diesen Gebetsanfang als entwaffnende Attacke gegen die Geprügelten ins Feld führen gewollt, und denen sogar mit Prozessen gedroht, um sie mundtot zu machen. Aber das Ganze wurde ein Rohrkrepierer, Mixas Waterloo. Das gefühlige Kinderwort „Mein Herz ist rein“ (und das geht, glaube ich, weiter „soll niemand drin wohnen als Jesus allein“), hat dem Mixa kaum einer abgenommen, und tatsächlich, eine Woche drauf musste er seine Falschheit eingestehen. Allerdings kam es nicht zu einem verschämten Eingeständnis der Lüge, er hat den Spieß umgedreht und die Sache sofort beschönigt, indem dass er sowas gesagt hat wie: „Ich habe die Kinder zwar gewatscht, habe aber keine Gewalt gegen sie angewendet“. Dann hat er noch nachgeschoben: „Übrigens war das damals ganz normal“. So einem darf man keinen Stock in der Hand lassen, vor allem keinen langen Bischofsstab mit großer Reichweite, der benutzt auch den zum Prügeln.

Sepp, ich muss mir bei Dir Luft machen, sonst platz ich vor Wut. Du weißt ja, ich bin an unserem Stammtisch immer der stärkste Verteidiger unserer katholischen Kirche. Mir wills nicht in den Kopf rein, dass der Papst solche Kerle wie den Mixa in die höchsten kirchlichen Ämter befördert.

Bis ich heut Abend zur Ruhe komme, da brauche ich einige Flaschen Bier. Schade, dass Du nicht da bist. Trotzdem, Du musst mit mir einen Weg suchen, wie ich mich gegen dem Apotheker seine Anwürfe wappnen kann. Mit dem Pater Gescheitle komme ich da nicht weiter.

Dein Freund Joseph.

P.S.: Die Frau, die wo die zwei Pfandbons im Wert von einem Euro, und die andere, die wo ein Schnittchen von der Platte mit dem Chef seinen Überresten verdrückt hat, sind auf der Stelle gefeuert worden. Beide haben das spontan gemacht. Was meinst Du, wie lange der Mixa überlegt und getrickst hat, bis er wusste, wie er an das Geld der Waisenkinder herankommt und seinen eigenen Geldbeutel schonen kann! Und so einem wird nur höflichst von seinen Mitbrüdern „eine Zeit der Einkehr und der räumlichen Distanz“ von Augsburg angeraten. Das ist doch für unsereinen und vor allem für Dich als Gewerkschafter, zum aus der Haut fahren!

Sepp, noch eines: Wenn die jetzt den Mixa in Rente schicken, wer will mit dem noch etwas zu tun haben! Einen Garten hat der nicht und heimwerkern kann der auch nicht, was soll der machen? Stell Dir vor, der würde eines Donnerstags an unserem Skattisch auftauchen und wollte mitspielen. Also ich jedenfalls tät einem solchen Falschspieler keinen Platz in unserer Runde einräumen. Mixa ist eine ganz miserable hierarchische Mixtur!


© imprimatur Juli 2010
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