Personen, Fakten, Trends

Vatikan: Papst Benedikt fördert Messfeiern im traditionellen Ritus

„Zahlreiche Einrichtungen haben vom Papst die Erlaubnis erhalten, die Messe im traditionellen Ritus der Kirche zu feiern“, wie in der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ zu lesen war. Es sei aber „schwer, eine genaue Zahl derer anzugeben, die auf die eine oder andere Art der Kommission Ecclesia Dei zugeordnet sind“. Diese von Papst Johannes Paul II. vor 22 Jahren eingerichtete Kommission ist für Katholiken zuständig, die an der alten Form des katholischen Messritus festhalten; lange Zeit war sie auch für die Gespräche mit den schismatisch orientierten Lefebvre-Anhängern zuständig. Immerhin nennt die Vatikanzeitung dann aber doch Zahlen: Man spreche von „370 Priestern, 200 Ordensfrauen, etwa hundert Ordensleuten, die nicht Priester sind, etwa 300 Seminaristen und einigen Hunderttausend Gläubigen“. Papst Benedikt XVI. hat mit einem „Motu proprio“ im Juli 2007 präzisiert, dass es „zwei Formen des einen lateinischen Ritus“ gebe und dass „nicht etwa ein neuer Ritus an die Stelle eines alten getreten“ sei.


"Causa Mixa": Kirche versagt in der Demokratie

“Die eskalierenden Umstände des Rücktritts von Bischof Walter Mixa zeigen drastisch wie selten: Zwangsläufig geraten Vertreter eines autoritären Kirchenbildes in Konflikt mit dem demokratischen Rechtsstaat,“ heißt es in einer Erklärung der Initiative Kirche von unten (IKvu). Doch sowohl Parteien wie auch staatliche Institutionen, so Bundesgeschäftsführer Bernd Hans Göhrig, „vermeiden es, die Implementierung demokratischer Standards und den Anspruch einer Parallelwelt zu thematisieren - dadurch käme das "Staat-Kirche-Verhältnis" auf die politische Agenda. Ein Paradebeispiel für diese Schützenhilfe ist der sog. Runde Tisch zum Thema "Missbrauch" des politischen Establishments auf Kosten der Betroffenen. Daher können die kirchlichen Repräsentanten ihre Geschäfte in dem Bewusstsein einer doppelten Unangreifbarkeit führen: Geschützt durch das besondere Staat-Kirche-Verhältnis im Grundgesetz und primär einem kircheninternen Rechtssystem verpflichtet. Diese Verweigerungshaltung gegenüber Demokratie und Menschenrechten kostet die Kirche jedoch nun mehr Ansehen, als sie verkraften kann. Dadurch steht ihre privilegierte Position in der staatlichen Architektur der Bundesrepublik faktisch zur Disposition - und tatsächlich ist sie nie wirklich in der Verfassungsrealität der Bundesrepublik angekommen.

Das kirchliche Führungspersonal selbst ist auf diesen Konflikt nicht vorbereitet: Von Rom her auf ein kitschiges Kirchenbild mit Versatzstücken eines Katholizismus aus dem 19. Jahrhundert verpflichtet, versuchen die Fähigeren unter den deutschen Bischöfen den Spagat zwischen Rom und Realität. Mangelnde intellektuelle und moralische Reife kennzeichnet jedoch nicht nur den Augsburger Bischof. Auch andere Bischöfe stehen in der Kritik - der Regenburger Bischof Gerhard Müller verstieß sogar gegen die kircheneigenen Leitlinien zu "sexuellem Missbrauch" (2002) und versetzte einen verurteilten Straftäter von einer Pfarrei in die nächste, wo er wieder vergewaltigte.“

Für die IKvu ist eine Grundsanierung dieses Systems überfällig. Stattdessen habe man Walter Mixa nun als Sündenbock in die Wüste geschickt, verbunden mit der Hoffnung, damit öffentliche Aufmerksamkeit abzulenken. „Doch Bischöfe wie Mixa, Müller und Meisner sind das Ergebnis einer negativen Auslese: Nicht pastorale oder theologische Qualifikationen entschieden über ihren Aufstieg, sondern Papsttreue und das blinde Befolgen römischer Anweisungen. Selbstherrlich und von der Unangreifbarkeit ihrer Kirche überzeugt, gelten ihnen die Regeln unserer demokratischen Zivilgesellschaft als Zumutung. Dazu muss sich der Staat verhalten.“


„Wir sind Kirche“ zum Rücktritt von Bischof Walter Mixa

„Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche nimmt mit Erleichterung zur Kenntnis, dass Papst Benedikt das am 21. April 2010 von Bischof Dr. Walter Mixa eingereichte Rücktrittsgesuch endlich angenommen hat“, heißt es in einer Erklärung.

Um den durch das lange Taktieren von Bischof Mixa entstandenen Ansehens- und Glaubwürdigkeitsverlust der katholischen Kirche weit über das Bistum hinaus nicht noch zu vergrößern, fordert die Reformbewegung, alle Vorwürfe umfassend und möglichst schnell aufzuklären. Dabei dürfe es keinen Bischofs-Bonus geben, auch wenn zunächst von der Unschuldsvermutung auszugehen sei – die das römisch-katholische Kirchenrecht selber allerdings nicht kennt. „Die Causa Mixa wie auch andere Rücktritte gerade in letzter Zeit in Irland, Norwegen und Belgien sowie die Causa Groer vor 15 Jahren in Wien werfen die immer drängendere Frage nach den römischen Auswahlverfahren für das Bischofsamt auf. Seit der Causa Groer, die mit ein Anlass für das KirchenVolksBegehren 1995 war, fordert die katholische Reformbewegung Wir sind Kirche eine wirkliche Mitsprache und Mitentscheidung der Ortskirchen bei Bischofsernennungen. Bischof kann nur werden, wer das Vertrauen des Volkes genießt.“


Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hält Änderung der Zölibatsvorschriften für denkbar.

In einem Interview des Hamburger Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ sagte Schick, der Zölibat gehöre zur Kirche und sollte in jedem Falle von Bischöfen, Ordensleuten und Domkapitularen gelebt werden. Ob aber jeder Pfarrer den Zölibat leben müsse, sei eine andere Frage. Er wäre sehr dafür, hierüber ernsthaft nachzudenken. Vor dem Hintergrund der Missbrauchsskandale in der Kirche forderte Schick ein Umdenken: Die Kirche müsse insgesamt offener werden. Dazu gehöre auch eine größere Mitwirkung von Laien in Entscheidungsgremien sowie mehr Verantwortung für die Frauen in der Kirche. Schick plädierte für eine vorbehaltlose Aufklärung aller Missbrauchsfälle. Es sei richtig, „dass nun alles herauskommt“.


ZdK-Präsident fordert Debatte über kirchliche Sexualmoral

Eine neue Debatte über die kirchliche Sexualmoral hat der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) gefordert. Nach dem Missbrauchsskandal sei eine „Erneuerung“ nötig, erklärte Alois Glück in einem Interview der „Frankfurter Rundschau“. Die Kirche müsse sich „offener damit auseinandersetzen, was heute verantwortungsvoller Umgang mit Sexualität und Partnerschaft heißt“, sagte der ZdK-Präsident. So handelten 90 Prozent der Katholiken bei der Verhütung anders, als dies die kirchliche Lehre vorschreibe. Glück forderte zudem ein Ende des Pflichtzölibats. Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx dagegen hat die Sexualmoral der katholischen Kirche verteidigt. Er halte die Sexualmoral der Kirche „nicht für ein Problem“.


Aufgeheizte Debatte über sexuellen Missbrauch

Jesuitenpater Klaus Mertes: "Kritik ist keine Majestätsbeleidigung"
Bei der zentralen Veranstaltung zum Thema Missbrauch auf dem Ökumenischen Kirchentag haben Opfer versucht, die Debatte auf dem Podium zu unterbrechen und zu verhindern. Ein Missbrauchsopfer trat zur Bühne und forderte den Jesuitenpater Klaus Mertes auf, seinen gerade begonnenen Vortrag abzubrechen.

Mit Rufen wie "Geben Sie uns eine Stimme" und "Lügentheater" drängte Norbert Denef, Sprecher der Opferorganisation Netzwerk B, darauf, dass Betroffene selber zu Wort kommen sollten. Mehrere Minuten konnte Mertes, der als Rektor des Canisius-Kollegs in Berlin die Debatte in Gang gesetzt hatte, mit seinem Vortrag nicht fortfahren. Nach Intervention der Moderatorin bestätigte Mertes dann: "Sie haben vollkommen recht: Nicht ich habe das Schweigen gebrochen, sondern die Opfer haben das Schweigen gebrochen".

Über 4 000 Besucher in der Messehalle C1 verfolgten die Debatte. Mertes erklärte, die Opfer hätten einen Anspruch auf eine Antwort aus der katholischen Kirche. Er zitierte Berichte von Opfern, die sich über den Umgang mit Sexualität in der Kirche beschweren und appellierte an die Kirche, die Krise als Chance zu nutzen. Das Publikum unterstützte den Jesuiten mit starkem Applaus.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann, Missbrauchsbeauftragter der katholischen Kirche, erntete hingegen Buhrufe, als er erklärte, jetzt sei nicht die rechte Zeit, um über Kirchenpolitik zu reden. „Ich bin erschrocken vom Ablauf der Veranstaltung“, so Ackermann, „die Opfer geraten aus dem Blick“.
Zuvor hatte Mertes betont, auch die Frage nach Machtstrukturen in der katholischen Kirche müsse gestellt werden. „Wenn Kritik immer schon Majestätsbeleidigung ist, dann rieche ich Anfälligkeit für Machtmissbrauch.“


Missbrauchsbericht: Mindestens 205 Opfer im Jesuitenorden

Die Missbrauchsbeauftragte Ursula Raue hat den mit großer Ungeduld erwarteten Abschlussbericht ihrer Untersuchungen vorgestellt. In München trat die im Februar vom Jesuitenorden eingesetzte Berliner Rechtsanwältin mit den Ergebnissen ihrer unabhängigen Untersuchung zum Missbrauch im Orden vor die Journalisten:

„Bis vorgestern haben sich bei mir 205 Leute gemeldet. Dabei kamen ganz unterschiedliche Vorwürfe zur Sprache. Von Aussagen wie „ich weiß, dass es anderen geschehen ist“ bis hin zu „ich muss Ihnen jetzt einfach sagen, wie schlimm das für mich selber war“, gibt es die ganze Bandbreite. Teilweise haben sich auch Geschwister von Opfern gemeldet, die sich selbst nicht gemeldet haben, und mitgeteilt, was sie wussten. Da war also alles drunter.“

Verdächtigt werden 46 Patres, weltliche Lehrer und Erzieher des Ordens, gab die Missbrauchsbeauftragte an. Neben den Übergriffen an Jesuiten-Einrichtungen seien ihr fünfzig weitere, meist an katholischen Einrichtungen geschehene Übergriffe gemeldet worden, so Raue weiter. Als Orte des Missbrauchs nannte Raue neben dem Canisius-Kolleg in Berlin das Kolleg Sankt Blasien, das Aloisiuskolleg in Bad Godesberg, die Sankt-Ansgar-Schule in Hamburg, ein ehemaliges Kolleg im westfälischen Büren sowie Jugendeinrichtungen in Hannover und Göttingen. Wichtig sei nun vor allem, dass ihre Arbeit Konsequenzen hat, betonte Raue:

„Es müssen Supervisionen in die Schulen eingebaut werden, damit man sexuelle Übergriffe schneller als solche bemerkt. Es ist innerhalb des Ordens besser und offener mit Sexualität umzugehen. Es muss einfach eine gute und faire Kommunikation her. An der hat es, das hat meine Untersuchung an vielen Stellen ergeben, oft gehapert.“
Bei vielen Opfern hätten die Übergriffe schlimme Auswirkungen auf ihren weiteren Lebensweg gehabt. „Diese Leute, die sich da gemeldet haben, sprechen fast durchgängig von gebrochenen Lebenswegen, von Angst und Depressionen, Problemen im sexuellen Bereich und zerstörten Ehen und Eheproblemen“, so Raue wörtlich. Im Jesuitenorden seien viele Vorwürfe bekannt gewesen, ohne dass angemessen reagiert wurde. Die vergangenen Wochen hätten die Opfer erneut auf eine harte Geduldsprobe gestellt. „Für die Opfer ist es so gewesen, dass sich die Zeit unendlich hingezogen hat. Das ist so: Wenn man etwas gesagt hat, was der Andere gehört haben soll, und dann kommt das nicht so schnell, dann zieht sich die Zeit ganz, ganz lange hin. Und dann wird man ungeduldig. Das habe ich durchaus verstanden.“
Raue selbst war die Erleichterung darüber, dass sie nun die Untersuchungen und ihre heikle, aber überaus wichtige Aufgabe abgeschlossen hat, deutlich anzumerken.
„So schnell ist Zeit für mich selten vergangen. Es war wirklich viel zu tun: Ohne abendlichen Schluss und ohne Wochenenden. Meine Enkelkinder haben mich nur noch im Fernsehen gesehen.“


Die Schweizer Bischofskonferenz veröffentlicht Statistik zum sexuellen Missbrauch

Zwischen Januar und Mai 2010 wurden 104 Opfer und 72 Täter bekannt, wie die Bischöfe zum Abschluss ihrer jüngsten Vollversammlung im Kloster Einsiedeln mitteilten. Neun der 2010 gemeldeten Missbrauchsfälle seien nach 1990 begangen worden. Bei den in den vergangenen 60 Jahren verzeichneten Fällen waren zum Zeitpunkt der sexuellen Übergriffe 11 Kinder unter 12 Jahren, 15 weibliche und 61 männliche Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren, 12 erwachsene Frauen und 5 erwachsene Männer. Die Meldungen über 101 der 104 Opfer betreffen die Deutschschweiz. In der Westschweiz war das Thema der sexuellen Übergriffe in der Seelsorge bereits 2008 intensiv in die Öffentlichkeit gelangt, so dass damals alleine im Bistum Lausanne-Genf-Freiburg 30 Meldungen verzeichnet wurden. Die Schweizer Bischofskonferenz forderte weiterhin dazu auf, Vorfälle zu melden.


Asien: Missbrauchsskandale erschüttern Kirche weltweit

Auch die Kirche in Asien leidet unter den Folgen von Kindesmissbrauch in den eigenen Reihen. Fr. Michael Kelly SJ, Direktor der Union of Catholic Asian News (UCAN), geht davon aus, dass die Kirche in Asien sich einer breiten Diskussion stellen muss. Das wird sehr schwer, da es in asiatischen Familien immer noch ein großes Tabu ist, über Sex zu sprechen.

In den letzten Monaten sei in Asien eine Flut von Fällen sexuellen Missbrauchs an die Oberfläche gespült worden, die zu protokollieren kaum noch möglich sei. Nur die Indische und die Philippinische Bischofskonferenz haben sich bereits seit Längerem mit der Thematik beschäftigt.

Die Leitlinien für die 164 indischen Diözesen zum Schutz von Kindern gegen Missbrauch durch Priester und kirchliche Mitarbeiter steht kurz vor der Veröffentlichung. Das Dokument wurde in den vergangenen vier Jahren vorbereitet und ist nicht unmittelbar aus Anlass der aktuellen Diskussion um Missbrauchsfälle in Europa und Amerika entstanden. Die philippinischen Bischöfe haben im Jahr 2003 nur „prinzipiell“ Leitlinien zum Umgang mit Priestern zugestimmt, die sich sexuelles Fehlverhalten haben zu Schulden kommen lassen. Eine ordentliche Verabschiedung dieser Leitlinien steht noch aus. Für Kelly ist dieses Thema eine globale Herausforderung für die Kirche und er fragt sich, ob der Vatikan die Krise bewältigen kann, da er mit seiner obstruktiven und langsamen Art und Weise zu arbeiten und mit dem Thema umzugehen ein Teil des Problems ist und es nicht mehr nur um das Image gehe.


Teilnahme anderer Konfessionsangehöriger am Kommunionempfang

Die Teilnahme von Angehörigen anderer Konfessionen an der katholischen Eucharistie ist nach Darstellung des katholischen Theologen Otto Hermann Pesch auch offiziell möglich und nicht nur stillschweigend geduldete Praxis. Der Hamburger katholische Weihbischof Hans-Jochen Jaschke bestätigte diese Sicht: „Wer in guter Haltung herantritt, darf nicht zurückgewiesen werden.“ Er ermunterte Ehepartner in konfessionsverbindenden Ehen, gemeinsam zur Eucharistie zu gehen.


Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zieht fragwürdige Bilanz zum Stand der Ökumene

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch referierte auf der Bilanzpressekonferenz des Ökumenischen Kirchentags in München „Wir haben (in der Ökumene) offene Fragen, aber München hat uns vor Augen geführt, dass wir gut an den Fragen arbeiten. Auf der Ebene der Kirchenleitungen geschieht das ja immer wieder. Aber ich habe es besonders als Bereicherung empfunden, dieses Gespräch mit allen Christinnen und Christen zu führen. Das ist für uns eine gute Vergewisserung. Ich habe in München erfahren, dass die Ökumene lebt und keiner – von so vielen heraufbeschworenen – Eiszeit ausgesetzt ist.“

Aus der Sicht eines Beobachters ist diese Feststellung sehr merkwürdig. Wenn Zollitsch meint, auf der Ebene der Kirchenleitungen würde die eigentliche Ökumene vorangetrieben, dann täuscht er sich. Die „Christinnen und Christen“ sind den Kirchenleitungen meilenweit voraus.

Dazu der Arbeitskreis Ökumene der Reformgruppen, zu denen die Arbeitsgemeinschaft von Priester- und Solidaritätsgruppen in der Bundesrepublik Deutschland (AGP), Dietrich-Bonhoeffer-Verein (dbv), Kirchenvolksbewegung Wir sind Kirche (WsK), Leserinitiative Publik e.V. (LIP) und Ökumenisches Netzwerk Initiative Kirche von unten (IKvu) gehören:

„Die Einheit der Kirche, die sich auf Jesus von Nazareth beruft, ist längst grundgelegt: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt eins in Christus Jesus.“ (Brief an die Galater 3, 28)

Die Gemeinschaft der Kirchen ist jedoch noch nicht realisiert: Obwohl Christinnen und Christen längst in vielen Bereichen gemeinsam Kirche sind – in Familien und im Freundeskreis, in Gemeinden und Gruppen, sozial engagiert und politisch aktiv – sollen sie sich nicht als zusammengehörig verstehen dürfen …?
Kirche ist nicht um ihrer selbst willen da – sie ist ein Erfahrungs- und Lernraum mit der Aufgabe, das Evangelium des Jesus von Nazareth zu den Menschen zu bringen. Ekklesiologische Abrüstung ist daher dringend geboten.

Das Argument „Wir sind noch nicht so weit!“, das regelmäßig von antiökumenischen Kräften in der römisch-katholischen Kirche vorgebracht wird, ist eine taktische Vermischung von Kirchenpolitik und Theologie. Dieses Spiel wird von protestantischer Seite zu oft aus Gründen der Opportunität oder wegen Mangel an Profil mitgespielt.

Die Realisierung der schon jetzt möglichen Kirchengemeinschaft stößt an Grenzen, wenn kirchlichen Lehrsystemen übermäßige Bedeutung gegenüber dem gelebten Leben eingeräumt wird. Die theologischen Fortschritte der vergangenen Jahre werden von den Kirchenleitungen oft gar nicht zur Kenntnis genommen und daher im kirchlichen Leben auch nicht umgesetzt. Das betrifft auch die gegenseitige Gastfreundschaft bei Abendmahl und Eucharistie, die theologisch längst nicht mehr problematisch ist.“

Schneider und Käßmann regen 3. ÖKT für 2017 an

Im Rahmen einer Diskussion auf dem „Roten Sofa“ während des Ökumenischen Kirchentages in München haben der amtierende Ratsvorsitzende der EKD, Präses Nikolaus Schneider, und seine Vorgängerin Margot Käßmann einen 3. Ökumenischen Kirchentag zum 500-jährigen Reformationsjubiläum 2017 angeregt. »Ich kann mir 2017 nicht als evangelisches Jubelfest vorstellen«, sagte Schneider am Donnerstag beim 2. Ökumenischen Kirchentag in München. Die Reformation sei ursprünglich auf die ganze Kirche hin ausgerichtet gewesen. Auf die Frage, ob das Christentreffen in Köln stattfinden könne, sagte der rheinische Präses Schneider auf dem »Roten Sofa« der Kirchenpresse: »An uns soll’s nicht scheitern.« Luthers 95 Thesen aus dem Jahr 1517 gelten als Ursprung der Reformation. Auch seine Vorgängerin Margot Käßmann kann sich 2017 als ökumenisches Jubiläum vorstellen. »Die Reformation ist Teil einer gemeinsamen Kirchengeschichte.« Sie habe leider zu einer Trennung geführt. »Ich möchte kein evangelisches Selbstbewusstseinsfest«, sagte die frühere hannoversche Landesbischöfin. Beide betonten auf dem »Roten Sofa«, dass insbesondere die Frage eines gemeinsamen Abendmahls dringlich sei. Schneider nannte es unakzeptabel, dass die katholische Kirche konfessionsverschiedenen Ehepartnern das Abendmahl verwehre: »Gemeinsamkeit im Ehebett ist möglich, aber ausgerechnet am Tisch des Herrn soll man diese Gemeinsamkeit nicht feiern können.«


Kirchenaustritte in der Schweiz

44 Prozent der ehemaligen Katholiken haben den Austritt in den letzten fünf Jahren vollzogen, darunter mehrheitlich Frauen und Junge. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich dieser Trend sogar noch verstärkt, heißt es bei „NZZ online“. 15 Prozent aller Schweizer Katholiken, die aus der Kirche ausgetreten seien, taten diesen Schritt im letzten Jahr. Das habe eine Umfrage des Markt- und Sozialforschungsinstituts GFS Zürich bei 1014 Personen ergeben. Dieser Trend dürfte für die katholische Kirche weiter gehen. Elf Prozent ihrer Mitglieder dächten „ernsthaft“ an einen Austritt, 18 Prozent tun dies „ab und zu“, stellt die Studie fest. Die Austrittsneigung der Katholiken liege damit höher als die der Reformierten. Das ist neu. Bisher zeichneten sich die Reformierten durch eine losere Kirchenbindung und eine höhere Austrittsneigung aus.


In Deutschland sind 2009 123.585 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten

Diese Zahl fasst die Kirchenaustritte in allen 27 deutschen Bistümern zusammen. Bei den Taufen hat es in 2009 einen leichten Rückgang gegeben, allerdings bleibt die Zahl mit rund 178.000 Taufen hoch. Gleichzeitig sind in den deutschen Bistümern fast 4.000 Eintritte in die katholische Kirche und rund 8.500 Wiederaufnahmen verzeichnet worden. Diese Zahlen sind erste Ergebnisse der Jahresstatistik der Deutschen Bischofskonferenz, die wie jedes Jahr im Sommer fertiggestellt werden wird. - Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sieht die Zahl der Austritte mit Sorge, warnt aber auch vor Übertreibungen: „Ich bin besorgt über die erneut hohe Kirchenaustrittszahl im Jahre 2009. Positiv ist, dass die Zahl im Vergleich zum Vorjahr nicht wesentlich angestiegen ist.“ Gleichzeitig machten ihm die hohen Taufzahlen Mut, so Zollitsch. Sie zeugten von einer nach wie vor lebendigen Kirche. „Die Weichen für eine lebendige Zukunft müssen wir gemeinsam stellen, weshalb wir möglichst viele Gläubige dafür gewinnen wollen, weiter in der Kirche – trotz schwerer Zeiten – aktiv mitzuwirken“, so der Erzbischof. Wie das möglich sei, werde die Bischofskonferenz erörtern. (pm)


Überalterung des Klerus in Frankreich

Ein Großteil der 14.000 Priester des Landes ist über 75 Jahre alt. Das hat die Tageszeitung „La Croix“ bekannt gegeben. Die Zahlen seien alarmierend. Im Zuge des Priestermangels müsse die französische Kirche zudem immer öfter auf Priester aus dem Ausland zurückgreifen, so das Blatt. Besonders besorgniserregend sei die pastorale Situation in Großstädten wie etwa Bordeaux oder den Vororten von Paris.


Märtyrerknochen als Schmuggelware

Mit fast 200 menschlichen Knochen im Gepäck sind ein 43-jähriger Schweizer und ein Diakon der griechisch-orthodoxen Kirche am Flughafen von Saloniki verhaftet worden. Der Elektroniker aus dem Kanton Zürich wollte die menschlichen Überreste offenbar als Reliquien verkaufen, wie die Nachrichtenagentur sda am Montag meldete.

In Deutschland plante er die Knochen an einen Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche zu übergeben, so die griechische Polizei. Erhalten hatte er die 197 Menschenknochen in einem silbernen Reliquienschrein und drei Schädel von einem Diakon des Bistums von Sidirokastro nahe der bulgarischen Grenze. Die Männer gaben an, es handle sich um Reliquien. Die Polizei nahm laut sda auch den Diakon fest. In seiner Wohnung fand sie weitere 505 Knochen, 15 Schädel, Ikonen und byzantinische Münzen. Die gesäuberten Skelett-Teile trugen Etiketten mit verschiedenen Namen von Heiligen. Die beiden mutmaßlichen Schmuggler müssen sich wegen Leichenschändung, schwerem Diebstahl und Schmuggel von Antiquitäten vor dem Haftrichter verantworten.


Bistum Trier will 40 Millionen Euro einsparen

Das Bistum Trier will seine Ausgaben drastisch senken. Bis 2014 sollen insgesamt 40 Millionen Euro eingespart werden. Betroffen von den Maßnahmen sind vor allem die Zuschüsse für Kirchengemeinden und Kindertagesstätten.

Generalvikar Georg Holkenbrink sprach von deutlichen und schmerzhaften Einschnitten, äußerte zugleich aber die Hoffnung, auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten zu können. Bischof Stephan Ackermann werde im Herbst entscheiden, wo genau gekürzt werden soll.

Laut Holkenbrink sollen die Zuschüsse an die Kirchengemeinden von derzeit fast 100 Millionen Euro jährlich um 17 Millionen Euro gesenkt werden. Der Zuschuss für die rund 500 Kindertageseinrichtungen soll von knapp 30 Millionen Euro um 2,7 Millionen Euro reduziert werden. Geplant ist die Schließung der Fachstellen für Katholische Erwachsenenbildung und die Katholische Akademie Trier. Auch die Hochschulgemeinden in Koblenz, Trier und Saarbrücken wird es laut Generalvikar künftig nicht mehr geben. Mehr Geld soll dagegen in die Förderung und Begleitung des Ehrenamts sowie in den Ausbau von unterstützenden Diensten für Kirchengemeinden investiert werden.

Kirsten Straus, die Finanzchefin des Bistums Trier, nannte als Hauptgründe für die Sparmaßnahmen die sinkenden Einnahmen bei der Kirchensteuer. Diese machen rund 70 Prozent der gesamten Einnahmen des Bistums aus. Das Bistum Trier hat einen Haushalt von 355 Millionen Euro in 2010. Die Zahl der noch 330 Pfarreien und Pfarreigemeinschaften soll bis 2011 auf 173 verringert werden. Im Bistum leben fast 2,5 Millionen Menschen, davon gut 1,5 Millionen Katholiken


© imprimatur Oktober 2010
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