In Deutschland liegt der Anteil Homosexueller an der Gesamtbevölkerung bei rund zehn Prozent.
In der katholischen Kirche liegt der Anteil schwuler Geistlicher nach empirischen Forschungen zwischen 25 und 40 Prozent. Theologen wie Wunibald Müller geben an, Ausbilder in katholischen Priesterausbildungsstätten gingen sogar von 50 Prozent aus.
In den USA wird der Anteil schwuler Priester auch auf 25 bis 50 Prozent geschätzt. Laut einer 2002 veröffentlichten US-Studie gaben sieben Prozent der befragten Geistlichen an, sie hätten ihr Amt niedergelegt, weil sie sich als Homosexuelle von ihrer Kirche unverstanden fühlten.
Der Katechismus von 1992 fordert „Achtung, Mitgefühl und Takt“ für Schwule. Homosexuelle Handlungen aber verstießen gegen das „natürliche Gesetz, denn die Weitergabe von Leben bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit und sind in keinem Falle zu billigen“.
In der Kongregation für die Glaubenslehre 1986 heißt es: „Die spezifische Neigung der homosexuellen Person ist zwar in sich nicht sündhaft, begründet aber eine mehr oder weniger starke Tendenz, die auf ein sittlich betrachtet schlechtes Verhalten ausgerichtet ist. Aus diesem Grund muss die Neigung selbst als objektiv ungeordnet angesehen werden.
Ich darf nicht länger schweigen
Er hat in der katholischen Kirche Karriere gemacht - obwohl er schwul ist. Seine sexuelle Orientierung wurde aber von Vorgesetzten und Gegnern genutzt, um ihn in der Spur zu halten. Jetzt outet er sich und legt ein perfides Unterdrückungssystem offen
Ein Bekenntnis von David Berger
(Zur Person des Autor s. unten)
Manchmal genügt ein kleiner Funke, um eine längst fällige Explosion
auszulösen. Dieser Funke war in meinem Fall der Auftritt des Essener Bischofs
Franz-Josef
Overbeck in der ARD-Sendung Anne Will am 11. April. Noch am Nachmittag hatte
ich lange mit einem befreundeten Priester telefoniert, der aufgrund seiner Homosexualität
schwer depressiv ist. Ich tröstete ihn unter anderem mit dem neuen „Katechismus
der Katholischen Kirche“ von 1992, der gegenüber homosexuellen Menschen
Respekt und Taktgefühl fordert und jede ungerechte Zurücksetzung verurteilt.
Wenige Stunden später dann das einem Millionenpublikum vorgetragene Verdikt Overbecks, dass es „eine Sünde ist, homosexuell zu sein“. Und als wollte er Overbeck noch überbieten, hat der mächtigste Mann der Kirche nebst dem Papst, Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, einen Tag später kein Problem damit, einen kausalen Zusammenhang zwischen Homosexualität und den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche zu behaupten.
In diesem Moment war mir klar: Ich darf zu solchen Äußerungen nicht länger schweigen - in gewissem Sinne habe ich mich an ihnen mitschuldig gemacht durch meine langjährige Arbeit für das konservativ-katholische Lager. Noch am gleichen Abend legte ich das Amt des Herausgebers und Schriftleiters der Zeitschrift Theologisches nieder, die seit mehr als 30 Jahren als wichtigstes und auflagenstärkstes Organ dieser Gruppe gilt.
Begonnen hatte im Grunde genommen alles mit meiner Faszination für die althergebrachte lateinische Liturgie im „tridentinischen Ritus“: prachtvolle Barockgewänder und edle Brüsseler Spitze, klassische Kirchenmusik, Weihrauchschwaden, eine großartige Inszenierung, vor der jeder Opernregisseur neidvoll erblassen muss, und das alles fest in männlicher Hand.
Diese hoch raffinierte Verbindung von Ästhetischem und Sakralem (Karl Rahner) machte mich zum einen unempfänglich für jene Inszenierungen, die die Schwulenszene gleichsam mit dem Rang eines Religionsersatzes ausgestattet und dabei zahlreiche formale Anleihen bei der katholischen Kirche genommen hat, von den jährlichen CSD-„Prozessionen“ bis zu kultisch zelebrierten Fetischorgien. Zum anderen lernte ich über mein Interesse an der traditionellen Liturgie andere schwule Männer in meinem Alter kennen, die sich auch dafür einsetzten, teilweise an führenden Stellen der Kirche.
So war es kein Zufall, dass meine erste Seminararbeit, die ich im Fach Dogmatik verfasst hatte, in der Una Voce Korrespondenz erschien, einer Zeitschrift, die sich vor allem für das Fortbestehen der klassischen Liturgie einsetzt. Mich als jungen Studenten machte es stolz, meinen Namen gedruckt zu sehen, und sehr bald bekam ich auch zahlreiche unterstützende Briefe, vor allem von Männern aus dem universitären Bereich. Erste Einladungen zu Vorträgen bei der Piusbruderschaft und ähnlichen Gemeinschaften folgten.
Ich nahm sie an mit der Naivität des Studenten, der nicht weiter nach den Hintergründen dieser Gemeinschaften fragt. Natürlich tauchte in jenen Jahren im Gespräch mit Freunden immer wieder die Frage auf: Wie kannst du ausgerechnet eine Theologie und Kirchenpolitik unterstützen, die solch eine intolerante Einstellung zur Homosexualität hat? Neben der schon angesprochenen Ästhetik, die in ihrer ganzen Gestalt der homosexuellen Kultur sehr nahe steht, war es womöglich auch ein unterbewusstes Schuldgefühl, das mich besonders motivierte, jetzt - gleichsam zur Sühne - erst recht und besonders papst- und kirchentreu zu sein.
Schneller als ich recht nachdenken konnte oder wollte, war ich mitten ins extrem konservative katholische Milieu geraten. Meine Promotion und meine Habilitation waren deshalb nicht gerade leicht, aber dank sehr liberaler Theologen möglich. Mein Schwulsein wurde niemals in irgendeiner Weise thematisiert. Den eigentlichen Höhepunkt meiner Verankerung im traditionalistischen Spektrum freilich stellte die Ernennung zum Herausgeber der Zeitschrift Theologisches im Sommer 2003 dar.
Das Vorgespräch dazu fand in meiner Privatwohnung statt. Dass dort nicht die katholische Idealfamilie mit Frau und fünf Kindern anzutreffen war, war offensichtlich. Die Diskrepanz zwischen meiner neuen geistigen Heimat und meiner sexuellen Veranlagung, die bis dahin nie wirklich ein Problem für mich und mein ganzes Lebensumfeld dargestellt hatte, fiel mir zum ersten Mal bei einem Abendessen auf, zu dem ein wohlhabender, der Zeitschrift Junge Freiheit nahe stehender Jurist und Förderer der Traditionalistenszene wichtige Vertreter derselben eingeladen hatte.
Am Tisch wurde über homosexuelle Priester gesprochen, die angeblich ein Netzwerk zur Unterwanderung der Kirche von innen betrieben. Dann erweiterte die Runde das Thema auf alle Schwulen und bemerkte ganz frei, wie katastrophal sich die Abschaffung des Paragrafen 175 ausgewirkt habe. Man könne über das „Dritte Reich“ ja denken, was man wolle, damals jedenfalls habe man das Problem zu lösen verstanden. Sollte heißen: ein kaum kaschiertes Einverständnis mit dem Terror der Nazis, die Schwule und Lesben in KZs gesperrt und ermordet hatten.
Ich schwieg zu solchen Ungeheuerlichkeiten und fühlte mich sehr schlecht dabei. Mein Schweigen aber verunsicherte ganz offensichtlich meine Gesprächspartner und andere, die darüber informiert wurden. Immer wieder und immer häufiger wurde in meiner Gegenwart das Thema Homosexualität angesprochen, wohl um prüfend eine Reaktion meinerseits herauszukitzeln. Besonders in Erinnerung ist mir ein Gespräch mit einem rheinischen Kirchenfürsten, der mich in meiner Eigenschaft als Herausgeber von Theologisches zum Tee eingeladen hatte. Völlig zusammenhanglos erzählte er mir, er achte peinlich darauf, niemals homosexuell Veranlagte zu Priestern zu weihen, so dass diese in seiner Diözese nicht vorkämen. Wer weiß, wie viele schwule Priester es in jedem katholischen Bistum gibt, dem ist klar: Hier war das Programm der Unehrlichkeit auf Punkt gebracht. Der Schein einer heilen katholischen Märchenwelt soll um jeden Preis gewahrt bleiben. Und ich selbst war Teil dies heuchlerischen, bigotten Systems.
Erst durch den „Fall St. Pölten“, wo es im Priesterseminar der Diözese zu homosexuellen Orgien gekommen war, und durch Gespräche mit homosexuellen Priestern aus meinem näheren Bekanntenkreis wurde mir bewusst, dass im Hintergrund dieser Unehrlichkeit nicht Blauäugigkeit oder Verdrängung stehen, wie ich anfangs angenommen hatte. Vielmehr benutzen wichtige Stellen der Kirche - ganz unabhängig davon, ob sie kirchen-politisch eher konservativ oder progressiv einzuschätzen sind – den schönen Schein, um im Verborgenen eifrig Informationen über jene zu sammeln, die sie der Homosexualität verdächtigen.
Das belastende Material kommt freilich immer erst dann zum Einsatz, wenn man es braucht. Sobald jemand nicht so läuft, wie sich die Kirchenoberen das wünschten, setzen sie die Homosexualität des Betreffenden als Druckmittel ein, um ihn gefügig zu machen. Unter dem Machtaspekt gibt es für einen Bischof also nichts Besseres als einen katholischen Priester, der seine Homosexualität schamhaft versteckt.
Ich stelle mir heute die Frage, warum sich ein so hoher Anteil homosexueller Männer von einer Institution angezogen fühlt, die ihre Veranlagung nach außen aggressiv ablehnt und nach innen für ein System perfider Unterdrückungsmechanismen missbraucht. Ich glaube, bei den meisten wird es kaum anders gelaufen sein als bei mir selbst. Ich könnte von vielen prägnanten Fällen berichten, mehr oder weniger prominenten. Aber ich werde niemanden gegen seinen Willen outen und beschränke mich deshalb auf mein eigenes Erleben.
Ich bin mir aufgrund des Verhaltens und der Äußerungen meiner Mitarbeiter bei Theologisches sicher, dass die wichtigsten Entscheider und Autoren der Zeitschrift schon bei meiner Ernennung zum Herausgeber und Schriftleiter von meinem Schwulsein wussten. Ideologisch konnte ihnen das nicht passieren. Aber zupass kam ich ihnen trotzdem. Mein Vorgänger war dem Förderkreis der Zeitschrift zu eigenständig geworden, und so rechnete man wohl mit einem linientreuen, willigen und wegen seiner sexuellen Veranlagung obendrein gut domestizierbaren neuen Herausgeber. Auf Drängen des Philosophen Walter Hoeres und des inzwischen verstorbenen Kardinals Leo Scheffczyk nahm ich das Amt an, das ich nicht erstrebt hatte.
Doch dann arbeitete ich nicht so, wie sich manche das vorgestellt hatten. Politisch rechtsradikale Autoren, antisemitische, homophobe und andere grob menschenverachtende Beiträge duldete ich fortan nicht mehr. Abstrusen Marienerscheinungsfanatismus, der sich vor allem auf den kirchlich nicht anerkannten mittelfränkischen Erscheinungsort Heroldsbach bezog, unterzog ich der Kritik. Dies führte dazu, dass aus dem Umkreis der Zeitschrift und über die reaktionäre Internetseite kreuz.net gezielt Gerüchte über mich, meine Homosexualität und mein angebliches Sexualleben gestreut wurden. Es zeugt vielleicht von meinem eher harmlosen Privatleben, dass meine Gegner nichts in der Hand hatten außer mein Facebook-Profil, auf dem die Fotos meiner Facebook-Freunde zu sehen sind - und ein Link, den ich zu den „Gay Games" in meiner Heimatstadt gesetzt habe.
Zunächst tauchte all das nur im kreuz.net-Leserforum auf, nach einem kritischen Interview über den Vulgärtraditionalismus und einer von mir verfassten Glosse über die Seite, aber auch als „Nachricht“ im redaktionellen Teil. Die Folge: große Aufregung bei der Fördergemeinschaft von Theologisches! Und mit verbunden die Frage: „Stammen diese Beiträge wirklich von Ihnen? Das ist Ihnen doch von Feinden des Glaubens untergeschoben worden! Sie schreiben doch nicht auf Seiten, auf denen auch Homosexuelle schreiben! Sie müssen sofort dementieren, dass das von Ihnen ist!“
Auch das gehört zur unehrlichen Wahrung des Scheins, wenn man glaubt, jemanden (noch) gut gebrauchen zu können. Typisch für diese Methode ist der Entlassungsbrief, den mir der Schweizer Dogmatikprofessor Manfred Hauke schrieb, in ganz Europa der erbittertste Gegner der Diakonen- und Priesterweihe für Frauen. In seinem Brief heißt es ganz unverhohlen über mich: „Erstaunlich ist freilich die Unverfrorenheit, mit der er selbst das Licht der Öffentlichkeit gesucht hat. Wir hätten ihm sonst die Chance gegeben, nach einem Rücktritt diskret von dem Milieu Abstand zu nehmen, von dem sein Auftritt bei Facebook ein trauriges Zeugnis ablegt, und sich auf seinen verantwortungsvollen Stand als habilitierter Theologe neu zu besinnen.“
Ob ich nun eine Petition zugunsten des Zweiten Vatikanischen Konzils und gegen die Rehabilitierung des Holocaustleugners Richard Williamson unterschrieb oder ob ich einen Artikel veröffentlichte, der nicht ins neokonservative Weltbild passte - ich wurde nun immer zu einem ernsten Gespräch einbestellt. Zur Sicherheit waren immer zwei Geistliche anwesend, und immer fielen in diesen Gesprächen Bemerkungen zur Homosexualität. Oft ergaben sie sich gar nicht aus dem Zusammenhang, sondern wurden verschämt eingestreut.
So etwa in einem Gespräch mit zwei Dogmatikprofessoren. Es fiel recht kurz aus, die geistlichen Herren waren hungrig, und wir beschlossen, zum Essen zu gehen. Mein Vorschlag, irgendein Lokal am nahe gelegenen Rudolfplatz in Köln aufzusuchen, löste enorme Bestürzung aus: Das gehe nun gar nicht, dort würden auch sehr oft Schwule einkehren. Wir landeten stattdessen in einem kölschen Brauhaus. Die beiden Kellner, die uns bedienten, kannte ich. Beide sind schwul. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass wenigstens der Koch, der den geistlichen Herren das Essen zubereitete, heterosexueller Orientierung sein könnte.
Seit diesem Vorfall konnte ich die Mitglieder der Fördergemeinschaft nicht mehr wirklich ernst nehmen. Die Zusammenarbeit mit ihnen bedeutete für mich nur noch ein Katz-und-Maus-Spiel. Parallel zur sektenhaften Zunahme homophober Tendenzen im Katholizismus, die ihren vorläufigen Höhepunkt in den Äußerungen von Kardinal Bertone und Bischof Overbeck gefunden haben, stieg auch meine Abneigung gegen jede Form von Unehrlichkeit und gegen die Mechanismen, die sich auf diese Unehrlichkeit stützen. Die Erkenntnis, dass ich selbst Teil der Maschinerie war und sie durch meine Arbeit am Laufen hielt, war ein schmerzhafter Prozess.
Auf dem Weg dorthin half mir meine Beschäftigung mit dem mittelalterlichen Kirchenlehrer Thomas von Aquin, über den ich in den vergangenen Jahren zahlreiche Studien verfasst habe. Das Neue, für das 13. Jahrhundert geradezu Revolutionäre in der Philosophie des Thomas besteht in einer positiv bejahenden Hinwendung zur „Welt“, zur realen Wirklichkeit. Thomas betrachtet Wissenschaft und Vernunft unter dem Einfluss einer klugen Aristoteles-Rezeption nun nicht mehr einseitig als Gefahren für den Glauben oder als dessen „Dienstmägde“, sondern erkennt ihren Eigenwert.
Angewandt auf das Verhältnis zur Homosexualität, heißt das: Wer Thomas von Aquin, den immer noch maßgeblichen Philosophen der katholischen Tradition, nicht auf periphere Ansichten festlegt, in denen er einfach Kind seiner Zeit ist, sondern sich an den Leitmotiven seines Denkens orientiert, der wird sich ein kluges Urteil über Homosexualität mit Hilfe der modernen Humanwissenschaften bilden. So widersprüchlich es konservativen Katholiken zu sein scheint, so gut wird es vor diesem Hintergrund möglich: Man kann sich als Christ auf Thomas stützen - und zugleich schwul sein.
Mit dieser Thomas-Rezeption verband sich für mich ein neues Verständnis des Begriffs „Tradition“: Papst Johannes Paul II. hat dem exkommunizierten Erzbischof Marcel Lefebvre, dem Gründer der Piusbruderschaft, zu Recht ein unzureichendes Traditionsverständnis vorgeworfen, das die Lebendigkeit der Tradition übersieht. Meine ausgiebige Beschäftigung mit theologiegeschichtlichen Fragen ließ in mir die Erkenntnis Raum greifen, dass die katholische Tradition noch viel lebendiger ist, als ich bisher angenommen hatte: Was hat sich in Leben und Lehre der Kirche nicht alles verändert, das über Jahrhunderte als absolut unveränderlich galt? Wenn es möglich ist, in einer ehemaligen Kernfrage der Sittenlehre wie dem Zinsnahmeverbot die kirchliche Lehre komplett zu ändern; wenn zentrale dogmatische Inhalte unter dem Einfluss ökumenischer Beziehungen modifiziert werden - warum sollte dies dann nicht auch möglich sein für die Bewertung der Homosexualität? Warum sollte die Kirche nicht die Ergebnisse der Humanwissenschaften anerkennen, die die Rechtsprechung der zivilisierten Welt ebenso grundsätzlich verändert haben wie den Glaubenssinn der großen Mehrheit der Katholiken?
Wäre dies - auch angesichts der vielen homosexuell veranlagten Priester - nicht ein Zeichen jener neuen Ehrlichkeit, die sich Papst und Bischöfe im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal vorgenommen haben? Was spricht dagegen, in Anlehnung an das Zweite Vatikanische Konzil zu sagen: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der homosexuellen Menschen von heute sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi“? Der hier zitierte Anfang der bedeutenden Konzilskonstitution „Gaudium et Spes“ ist übrigens ein Lieblingstext des heutigen Papstes, Benedikts XVI. Der Katechismus der katholischen Kirche von 1992 ist vorbildlich einen wichtigen Schritt der vom Konzil propagierten Öffnung gegangen.
Wovor hat die Kirchenführung Angst, dass sie jetzt wieder zurückfällt in Ausgrenzung und Aversion, statt mit dem Mut des Glaubens und der Vernunft voranzuschreiten?
Zur Person des Autors
David Berger wurde 1968 in Würzburg geboren. Er studierte Philosophie, Theologie und Germanistik in Würzburg, Köln und Dortmund.1998 promovierte er in Philosophie über Natur und Gnade an der Universität Dortmund.1998 und 1999 war er Dozent an der Ausbildungsstätte der Diener Jesu und Mariens in der Diözese St. Pölten.
Gründung der Zeitschrift „Doctor Angelicus“ im Jahr 2000 zusammen mit Rudolf Michael Schmitz. 2003 wurde Berger zum korrespondierenden Professor der Päpstlichen Akademie des Heiligen Thomas von Aquin (Vatikan) ernannt.
Wahl zum Herausgeber der katholischen Monatsschrift „Theologisches“ 2003. Die führende und auflagenstärkste Zeitschrift konservativer Katholiken im deutschen Sprachraum wurde 1970 von dem Theologen Jürgen Wilhelm Schamoni begründet. Sie erscheint zweimonatlich und finanziert sich über Spenden. Die Verwaltung der Gelder sowie die Wahl und Abberufung des Herausgebers obliegt einer Fördergemeinschaft. Das Register der Autoren - unter ihnen der Schriftsteller Martin Mosebach, der Philosoph Walter Hoeres oder der Salzburger Weihbischof Andreas Laun - liest sich wie das „Who's Who“ des traditionalistischen katholischen Milieus.
Habilitation in katholischer Dogmatik an der Universität Lublin 2005. Ein Jahr später wurde Berger Vizepräsident der Deutschen Thomas-Gesellschaft. Er schrieb mehr als 300 Veröffentlichungen zu theologischen und philosophischen Themen.
Aus: Frankfurter-Rundschau, 23. April 2010
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