Leserforum
Ein Jahr der Priester geht zu Ende
So titelte die Bistumszeitung ostdeutscher Diözesen „Tag des Herrn“ und machte mit dieser Schlagzeile zugleich deutlich, wie es um den Berufsstand steht. Denn trotz der 9000 Gäste auf dem Abschlusstreffen mit dem Papst auf dem Petersplatz weiß doch alle Welt, dass es in dieser Berufsgruppe noch nie so gekriselt hat wie jetzt.
Eine in Österreich unter Priestern gestartete Umfrage hatte es kürzlich noch einmal auf den Punkt gebracht: 80% der befragten Gemeindeseelsorger wünschte sich eine Freistellung vom Pflichtzölibat. Und 50% der Befragten waren für ein Priestertum auch von Frauen.
Muss man da angesichts solcher Erwartungen nicht die Schlagzeile der Kirchenzeitung „Tag des Herrn“ noch einmal ganz anders lesen?
Rom steuert dagegen. In seiner Schlussansprache auf dem Petersplatz stellte der Papst heraus, Priester seien „besonders erwählte Menschen, durch die andere erst Zugang zu Erlösung und Frieden erhalten.“
Benedikt XVI. erklärte bei einer Audienz, Maria habe „eine besondere Zuneigung für Priester als ihre Söhne, weil diese Jesus ähnlicher“ seien.
Willy Terstege, Pfarrer im Ruhestand, fragt in einem Leserbrief an seine ostdeutsche Kirchenzeitung, ob der Papst denn nicht den Galaterbrief kenne, in dem es heiße: „In Christus Jesus seid ihr alle Söhne (und Töchter) Gottes, da gibt es nicht mehr Juden und Griechen, Sklaven und Freie, Mann und Frau (Priester und Laien), denn ihr alle seid eins in Christus.“
Bei solchen Äußerungen und auch bei der Verehrung des Heiligen Johannes Vianney, der ja im Zentrum des sogenannten Priesterjahres stand, wird deutlich, auf wie wackeligen Füßen das Bemühen des letzten Kirchentages in München um die Lösung der Abendmahlsfrage steht.
Wie wollen wir unseren evangelischen Brüdern und Schwestern noch vermitteln, dass eine Abendmahlsgemeinschaft in erreichbarer Nähe scheint, wenn Jean Vianney, der Pfarrer von Ars im Binnenbereich der Katholiken nach wie vor als Pfarrer schlechthin gilt.
Ist denn vergessen, was dieser fromme Mann in seinen Schriften hinterlassen hat? „O wie groß ist der Priester! Wenn er sich selbst verstünde, würde er sterben. Gott gehorcht ihm. Er spricht zwei Sätze aus, und auf sein Wort hin steigt der Herr vom Himmel herab und schließt sich in eine kleine Hostie ein.“ Und später: „Ohne das Sakrament der Weihe hätten wir den Herrn nicht. Wer hat ihn da in den Tabernakel gesetzt? Der Priester. Nach Gott ist der Priester alles. Der Priester ist es, der das Werk der Erlösung auf Erden fortsetzt.“ (zitiert nach J. de Fabrégues: Jean Marie Vianney, - Der Zeuge von Ars. Freiburg 1959).
In München hat man um die Frage gerungen, wer denn letztendlich der ist, der zum „Mahl des Lebens“ einlädt. Und die Anwesenden aller Konfessionen waren sich ohne Abstimmung darüber einig: Es ist der Herr!
Wie, so fragt man sich nach Ende des Priesterjahres, in dem 9000 Geweihte auf das alte Priesterbild eingeschworen worden sind, soll es nun weitergehen?
Bernhard Blumberg
Ärger über Demokratieverständnis
der Bistumsleitung
Vorsitzender des Pfarrgemeinderates St. Pius/St.
Vincenz in Neunkirchen (Saarland) zurückgetreten
Neunkirchen. Bis zum heutigen Tag hatte sich der Pfarrgemeinderat der Pfarrei St. Pius/St. Vincenz in Neunkirchen (Saar) mit seinem Vorsitzenden Gerhard Scheer auf sein Demokratieverständnis verlassen. Vorsitzender und Rat gingen davon aus, dass eine mehrheitliche Entscheidung in einer Pfarrversammlung in der Diskussion um die Strukturreform 2020 im Bistum Trier eine Rolle spielen werde. In einer Pfarrversammlung hatte sich die Mehrzahl der Anwesenden gegen eine Fusion mit der Pfarrei St. Marien ausgesprochen. An dieser Willensbekundung hielt der Pfarrgemeinderat mit Vorsitzenden Gerhard Scheer und der Pfarrer der Pfarrei, Pater Raimund Spira (SAC) fest.
Inzwischen kooperieren der Pfarrgemeinderat und die Pfarreiführung auf Einwirkung der Bistumsleitung und auch unter Einfluss von Dechant Jochen Gabriel mit der fusionierten Großpfarrei St. Marien (St. Marien, Herz Jesu, St. Barbara). Pfarrer ist Michael Wilhelm, Kooperator Raimund Spira. Doch eine Fusion wurde auch im Jahre des 100jährigen Bestehens der Pfarrei St. Pius/St. Vincenz abgelehnt. In einem Schreiben an Bischof Dr. Stephan Ackermann wollte Pfarrgemeinderatsvorsitzender Gerhard Scheer wissen, welche Gründe die Bistumsleitung anführt, um auf dieser Fusion zu beharren. Im Antwortschreiben ging der Vorsitzende der Strukturreform, Monsignore Dr. Martin Lörsch nur vage auf eine Begründung ein, ließ aber im Namen von Bischof Dr. Stephan Ackermann keinen Zweifel, dass die Fusion innerhalb des pastoralen Großraumes Neunkirchen notwendig sei. Daraufhin trat der seit 14 Jahren amtierende Pfarrgemeinderatsvorsitzende Gerhard Scheer, Lehrer an der katholischen Privatschule Maximilian Kolbe in Neunkirchen-Wiebelskirchen, von seinem Amt als Pfarrgemeinderatsvorsitzender zurück. Pastor Wilhelm bedauert diesen Schritt und hofft, dass Scheer weiterhin in der Pfarrei tätig bleibt. In einer emotionsgeladenen Sitzung machten die Pfarrgemeinderatsmitglieder und auch der von einer längeren Krankheit genesene 76jährige Kooperator Raimund Spira, Verfechter kleinerer Seelsorgeeinheiten, ihrem Ärger Luft. Allgemeiner Tenor in der Versammlung: Warum hat die Bistumsleitung im Vorfeld der Strukturreform so getan, als könnten die Gremien in den Pfarreien selbst entscheiden, welche Struktur sie vorziehen? Ein klares Wort, das letztlich der Bischof entscheidet, wie reformiert wird, wäre dienlicher gewesen und hätte letztendlich zu weniger Enttäuschung geführt.
Wie sehr die Auseinandersetzungen um die Strukturreform innerhalb einer Pfarrei zu Zerreißproben geführt haben, wird auch dadurch deutlich, dass bereits ein Verwaltungsratsmitglied der Pfarrei St. Pius/St. Vincenz zurückgetreten ist. Dieses allerdings, weil er die Verteidigung der Selbstständigkeit durch Pfarrführung und den Pfarrgemeinderat nicht mittragen wollte.
Ändern aber wird sich nichts. Die Bistumsleitung hat entschieden: Das Jahr ihres 100jährigen Bestehens wird auch das letzte Jahr der Pfarrei St. Pius/St. Vincenz sein. Bis Ende 2011 soll die Fusion zwischen den Pfarreien St. Pius/St. Vincenz und St. Marien in Neunkirchen (Saar) vollzogen sein.
GERD MEISER
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