Mit dieser Nummer 08/2010 geht ein weiterer Jahrgang unserer Zeitschrift „imprimatur“ zu Ende. Worauf unsere Leserinnen und Leser nicht immer bewusst achten, ist die Zahl, die den Jahrgang unserer Hefte angibt: wir beenden den 43. Jahrgang und haben vor, einen neuen Jahrgang, nämlich den 44. zu planen und Ihnen an die Hand zu geben. Der Großteil unserer Redaktionsmitglieder war von Anfang an mit dabei, das bedeutet: wir waren 43 Jahre jünger als heute, als wir mit der Herausgabe von imprimatur begonnen haben.
„Was will imprimatur?“ war der Introitus der ersten Ausgabe am 07. Oktober 1968 überschrieben. Da heißt es:
Innerkirchliche Kritik ist so alt wie die Kirche selbst. Allen kirchlichen Reformen gingen kritische Anstrengungen voraus, von Leuten, deren Integrität man erst nach ihrem Leben erkannte. Reformfreudige Kritiker (wie Paulus, Theresia von Avila, Ignatius von Loyola) führten nicht aus der Kirche hinaus, sondern tiefer in sie hinein.
Kritik an der eigenen Kirche kann nicht einfach abgetan werden als Ungehorsam oder als Unterminierung der kirchlichen Einheit. Sie kann im Gegenteil die Liebe zur Kirche als Triebfeder für sich beanspruchen, wenn sie von Gliedern dieser Kirche persönlich verantwortet wird, - wenn diesen Kritikern nichts anderes am Herzen liegt als die lautere Absicht, die Kirche immer wieder an den Willen ihres Urhebers heranzuführen…
Wir meinen, die allgemeine Kritik müsse artikuliert und vernehmlich gemacht werden. Solange sie nur Emotion, schlechte Stimmung ist, ist sie gleichbedeutend mit Verdruss. Besonders im Klerus hat das viel Lustlosigkeit, Mutlosigkeit und sogar Resignation bewirkt. Schlechte Stimmung wirkt zersetzend, kritisches Nachdenken hilft weiter.
Wir freuen uns darüber, dass eine beachtliche Zahl von Leserinnen und Lesern uns im Laufe des zurückliegenden Jahres ermutigt haben, unsere Arbeit fortzuführen. Die positiven Stimmen sind umso wichtiger, da es auch diejenigen unter uns gibt, die sagen: es lohnt sich doch gar nicht mehr, diese Kirche ernst zu nehmen und sie mit Kritik zu fördern. Wer liest das denn von denen, die das Sagen an sich gezogen haben. Dabei denken sie vor allem an die „Lautsprecher“ der Bischofskonferenz, die das rechte Spektrum repräsentieren: die Bischöfe von Köln, Regensburg, Limburg und Essen. Nicht zu vergessen den „Aufsteiger des Jahres“ Dr. Marx aus München, der als jüngster Kardinal vom Ratzingerpapst gekürt wurde. Sie denken an diejenigen der Oberkirche, die ihre „Nebelkerzen“ über all diejenigen geworfen haben, die sich des Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen schuldigt gemacht haben und zu Verbrechern wurden.
Unter unseren Leserinnen und Lesern sind diejenigen in der Überzahl, die durch ihre Sozialisation und ihr Engagement, als Kleriker oder Laien, der Kirche Glaubwürdigkeit verleihen. Vor allem sie wollen wir unterstützen und ermutigen, die öffentliche Wahrnehmung der Kirche positiv zu beeinflussen. Denn eines ist ebenso offensichtlich: Kirche lebt ihre Glaubwürdigkeit vor allem in konkreten Menschen, die die Sorgen und Nöte, aber auch die Freude und Hoffnung von Menschen teilen. In vielen Städten und Gemeinden käme es zu einer Verarmung, wenn überzeugende kirchliche Angebote für vielerlei Lebensbezüge nicht von überzeugenden Christen begleitet und bestärkt würden.
Das Beispiel der jetzigen Kondomdiskussion, ausgelöst durch ein Interview mit dem Papst, könnte ebenfalls eine Motivation sein für das Weiterführen der kritischen Begleitung der Kirche. Offensichtlich kommt selbst dieser Papst nicht an der Wahrnehmung vorbei, die Realitätsferne und die in den Augen einer kritischen Öffentlichkeit sogar lächerlichen Ansichten zu Kondomen zu registrieren und darauf zu reagieren. Ob das hoffen lässt?
Nach dem Erscheinen der ersten Ausgabe von imprimatur gab es in der Nr. 2/1968 ein großes Leserbrief-Echo. Neben vielen zustimmenden Äußerungen meinte F. B. aus A.:
„Hoffentlich geht die Zeitschrift bald ein. So kann man es nicht machen.“
Dieser fromme Wunsch unseres Lesers ging nicht in Erfüllung. Helfen Sie uns, imprimatur weiter bekannt zu machen und werben Sie in Ihrem Umfeld. Die Zahl der Bezieher(innen) in Nah und Fern ermöglicht es uns, den Bezugspreis auch in 2011 nicht zu erhöhen.
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