Ein uns bekannter Leser aus St. Augustin schreibt uns:
Unser linientreuer, wachsamer Oberhirte, Joachim Kardinal Meisner, hat
dank eines Anonymus im Herbst 2010 ein Erfolgserlebnis, das im ansonsten ruhigen
Rhein-Siegkreis hohe Wellen schlägt. Ihm ist zu verdanken, dass unsere
Gemeinde Sankt Anna, Hangelar, und damit die katholische Kirche, sozusagen in
letzter Minute, vor der Tätigkeit eines "unwürdigen" Diakons
bewahrt wird. "Lieber keinen Diakon weihen als einen wie Schwikart".
Seine Entscheidung liegt sicher auch im Interesse unseres Papstes. Einer meiner
Freunde aus Köln, dessen Bruder Pfarrer in NRW war, spricht von den alten,
starrköpfigen, bornierten und gut vernetzten sogenannten Kirchenfürsten,
die den Kontakt zu den Gläubigen verloren haben und die Kirche in das Mittelalter
zurückführen.
Herr Schwikart ist seit der Zusammenlegung mehrer Pfarreien in unserem Bereich
in Sankt Anna sehr aktiv. Mit seiner Entscheidung hat unser Kardinal aus dem
"hillie Köln" wieder einmal einen engagierten Christen ausgebremst,
der bisher auch ohne Anwesenheit des Pfarrers zu einem lebendigen Gemeindeleben
beigetragen hat.
Wer ist dieser Georg Schwikart?
Geboren 1964 in Düsseldorf. Verheiratet, Vater von zwei Kindern.
Studium der vgl. Religionswissenschaft, Theologie und Volkskunde in Neuburg/Donau,
Bonn und Tübingen; Dr. phil.
Zum Verhängnis wurde ihm wahrscheinlich ein Buch, das er zusammen mit einem
Freund veröffentlicht hat:
Katholisch? Never! / Evangelisch? Never!
Warum Katholiken überflüssig und Evangelische die wahren Christen
sind / Warum Evangelische überflüssig und Katholiken die wahren Christen
sind.
Verlag Pattloch, Seitenzahl 192, von Uwe Birnstein und Georg Schwikart.
Immer noch wartet Deutschland auf die Wiedervereinigung, immer noch trennt eine Mauer das Land: hier Katholiken, dort Protestanten. Sie wissen wenig voneinander, reden viel übereinander und sind überzeugt, auf der richtigen Seite zu stehen. Erschienen ist das Buch zum Ökumenischen Kirchentag 2009 in München.
Beide Autoren, so heißt es in einer Besprechung, bemühen in dieser Abhandlung aus ihrem jeweiligen, konfessionell geprägten Blickwinkel zunächst alle gängigen Klischees, warum sie die Gläubigen der jeweils anderen Kirche eben nicht beneiden, nein, vielmehr bemitleiden, und auf keinen Fall mit ihnen tauschen würden – weil man es ja selbst schließlich so viel besser hat. Derartige Tiraden sind natürlich mit einem doppelten Augenzwinkern verfasst, was auch bereits deutlich wird, nimmt man den Band zur Hand: er besitzt auf den ersten Blick zwei Rücken und zwei Vorderseiten, und lädt also von jeder Seite gleichsam zum Lesen ein. Jede Sichtweise ist also gewissermaßen “die Richtige”, hat aber ihre durchaus ebenso berechtigte Kehrseite.
Georg Schwikart darf kein Diakon in Sankt Augustin werden
Michael Lehnberg schreibt am 05.11.2010 im General-Anzeiger online, dass die Hangelarer zutiefst betroffen seien und entsetzt über eine Entscheidung von Joachim Kardinal Meisner. Eigentlich sollte der Hangelarer Publizist und praktizierende Katholik Georg Schwikart nach zweijähriger Ausbildung am 21. November im Kölner Dom zum Diakon für den Seelsorgebereich Sankt Augustin geweiht werden. Doch der Kardinal hat Schwikarts Weihe ausgesetzt. "Das trifft zu. Zu den Gründen werden wir aber nichts sagen, weil es sich um eine Personalfrage handelt", sagte Michael Kasiske, Pressereferent im Generalvikariat.
Die Nachricht hat sich in Hangelar wie ein Lauffeuer herumgesprochen und es brodelt, nicht nur in der Gemeinde Sankt Anna. Denn Schwikart ist beliebt und geschätzt in Hangelar, engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Kirche. Kirchenvorstandsmitglieder erwägen nun sogar ihren Rücktritt aus dem Gremium.
Nach Informationen des General-Anzeigers habe es einen anonymen Hinweis an das Erzbistum gegeben, in dem Bezug genommen wird auf Passagen aus dem Buch Schwikarts, das wir oben vorgestellt haben.
Dem Vernehmen nach habe der Hinweisgeber moniert, dass das Autorenduo Schwikart/Birnstein die Frage stellt, ob es nicht möglich sei, auch Frauen zur Diakonin zu weihen. Ein Thema, das schon in höchsten Kirchengremien wie der Deutschen Bischofskonferenz diskutiert wird.
Kardinal Meisner will das ganz offensichtlich nicht und hat Schwikart deshalb, wie aus Kirchenkreisen zu erfahren war, in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt, dass, wer so glaube, nicht zum Diakon geweiht werden könne. Auch mit der Kommunion für evangelische Christen und dem Abendmahl für Katholiken haben sich die Autoren befasst und gefragt, ob die sogenannte Interkommunion nicht doch förderlich sei auf dem Weg hin zu einer Kirche.
Bevor ein katholischer Christ zum Diakon geweiht wird, gibt es mehrere Gespräche mit dem Erzbischof. Die sollen alle problemlos gelaufen sein. Überdies fragt der Erzbischof bei jedem Kandidaten über die Gemeinden ab, ob es Einwände gebe. Vier Wochen hing ein entsprechendes Schreiben im Kirchenschaukasten aus. Im Falle Schwikarts hatte es in dem Zeitraum keine Einwände gegeben. Bis sich der anonyme Hinweisgeber an den Kardinal persönlich gewandt hat.
Schwikart schreibt seinen ausgeladenen Gästen von seinem Gespräch mit Meisner, das er am 2. November geführt hat.
Dort steht zu lesen, der Kardinal habe gesagt, ihm sei in 35 Amtsjahren als Bischof noch nie ein Weihekandidat vorgekommen, dem es derart an katholischem Denken mangele wie bei Schwikart. Er würde lieber überhaupt keinen Diakon weihen als einen wie Schwikart.
Der Betroffene zeigt sich in dem Brief enttäuscht und schockiert, bittet aber darum, von Protesten abzusehen und der Kirche treu zu bleiben. "Lasst Euch nicht irre machen im Vertrauen auf den lebendigen Gott", schreibt er und zitiert aus dem Evangelium Lukas: "Das Reich Gottes ist schon mitten unter uns."
„Diese Nachricht hat in uns allen große Betroffenheit, Enttäuschung, Zweifel, Bitterkeit und Wut hervorgerufen“, erklärte am Sonntag darauf Pfarrer Peter H. Emontzpohl zum Auftakt der heiligen Sonntagsmesse die Reaktionen der Gläubigen zusammen, bei denen sogar Tränen flossen. In der Hangelarer Kirche St. Anna blieb kein Sitzplatz mehr frei.
Es sei verständlich, wenn ein solcher Vorgang Verwunderung auslöst,
heißt es in der Stellungnahme von Erzbistums-Pressesprecher Christoph
Heckeley, die Emontzpohl verlas. Aber ein Diakon übe ein zentrales geistliches
Amt aus. Die Verwurzelung in der kirchlichen Lehre spiele deshalb eine wichtige
Rolle. Das Buch von Schwikart „Evangelisch? Never!“ habe „hier
Fragen aufgeworfen, die den Grundbestand der katholischen Lehre und damit den
Kern des Diakonenamtes betreffen.“ Kardinal Joachim Meisner habe die Weihe
bis zur Klärung der Fragen aufgeschoben. „Jedes weltliche Unternehmen
würde in einem vergleichbaren Fall genauso handeln.“
Man werde sich um Bereinigung der Unstimmigkeiten bemühen. Dazu ist ein
Gespräch mit dem Direktor des Erzbischöflichen Diakonen-Instituts
anberaumt:
Viel Zuspruch für Schwikart
Pfarrer Emontzpohl gab am Sonntag seiner Hoffnung Ausdruck, „dass das Fest zur Weihe des Diakons, auf das wir uns so gefreut hatten, nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben ist“.
Der Pfarrer warb auch um Verständnis dafür, dass Schwikart sich erst einmal aus der Gemeinde zurückgezogen hat: „Er ist tief verzweifelt. Wir können verstehen, dass er sich erst einmal sammeln muss. Ich hoffe, dass die Gemeinde zusammenhält“, so der Pfarrer angesichts der aufgewühlten Stimmung der Gläubigen, die nach dem Gottesdienst noch in Grüppchen zusammenstanden und diskutierten.
Von Sympathiekundgebungen für Schwikart über Unverständnis und „tiefe Enttäuschung“ bis zur Befürchtung, „dass die Gläubigen mit den Füßen abstimmen“ werden, reicht die Skala der Reaktionen. „Die Forderungen nach der Diakon-Weihe für Frauen und Interkommunion werden doch längst diskutiert und sind nicht dadurch aus der Welt zu schaffen, dass man so einen Menschen wie Schwikart mundtot macht“, so ein Kirchgänger.
Infos aus: „Kölnische Rundschau“ vom 8.11.10
Sagen Sie uns Ihre Meinung zu diesem Artikel!
Bitte füllen Sie die folgenden Felder aus, drücken Sie auf den Knopf "Abschicken" und
schon hat uns Ihre Post erreicht.