Die katholische Internet –Agentur „Zenit –die Welt von Rom aus gesehen“ glaubte uns am 20. Oktober mit der Meldung beglücken zu können: „Papst Benedikt XVI. schenkt der Kirche 24 neue Kardinäle.“ Wenig glücklich darüber zeigte sich u.a. der erzkonservative Internet –Rivale kreuz.net, hieß es dort doch: „Die altliberale Fraktion hat allen Grund, die Korken knallen zu lassen.“ Eingeschossen hat man sich dabei ausgerechnet besonders auf einen der beiden neuen deutschen Kardinäle, nämlich den „kirchenfeindlichen Erzbischof von München und Freising“ Reinhard Marx: „Der Mixa-Jäger pinselt seinen wohlgenährten Bauch.“ Auch die Pius-Bruderschaft teilte die neuen Kardinäle in Gute und „weniger Gute unter den Erwählten“. Dabei wurde Marx zu Letzteren gezählt, weil er bei einer Diskussion , angesprochen auf den christlichen Bekenntnisstaat, diesem Gedanken das Wort „Weiche, Satan“ entgegengeschleudert und „schuldlose“ Patres des Klosters Ettal wegen der Missbrauchsfälle dort zum Rücktritt gezwungen habe.
Wie tröstlich für Erzbischof Marx, dass es auch andere Reaktionen gab. So gratulierte der Kölner Kardinal Joachim Meisner z. B. dem „lieben Reinhard“ zur Aufnahme in den K-Club: „Wenn uns schon die Mitra dazu verpflichtet, in Kirche und Welt unseren Kopf hinzuhalten, dann bestimmt der Kardinalspurpur unser Blut, das heißt doch wohl, dort mit Fleisch und Blut Stellung zu beziehen, wo es um Christus und seine Botschaft geht. Dass das nicht immer leicht ist, wirst du schon in deinen Jahren als Bischof erfahren haben. Das aber bekommt nun eine besondere apostolische Dimension mit dem Kardinalsbirett.“
Diesem Birett und anderen Kardinals–Textilien widmete die Katholische Nachrichten – Agentur am 13. November einen ausführlichen Bericht nach einem Besuch beim Kleriker-Fachgeschäft Willi Fischer „im Schatten des Münchner Doms“. Hier habe sich schon Joseph Ratzinger nach seiner Kardinalsernennung 1977 ankleiden lassen und Marx beziehe von dort seit 1996 „seine weltliche Dienstkleidung“. Weiter erfährt man: „So stechen dem Besucher als erstes die roten Socken (- gab es da nicht vormals eine „Rote Socken“ - Kampagne gegen die SPD? -) auf dem Tisch ins Auge. Laut Protokoll muss sie Marx beim Konsistorium tragen. Farblich passend dazu kommt der noch nicht ganz fertige rote Talar, der bisher die Schneiderpuppe schmückt.“ Der weiche Wollstoff und „die schillernde Moiree –Seide mit dem Flammenmuster“ für das Cingulum seien aus Rom geliefert und die vorgeschriebenen 33 Knöpfe, die an die Lebensjahre Jesu erinnern, alle mit der Hand aufgenäht worden. Die außer Haus gefertigte „Mozetta, eine Art Cape“, und die Kopfbedeckungen - ein Birett und die Scheitelkappe - fehlten noch. Der Preis für diese vorgeschriebene traditionelle Verkleidung bleibt ebenso ein Geheimnis wie die Antwort auf die Frage, ob Marx sich für die einfache Ausführung der Scheitelkappe „Soli Dei“ für 49,90 € oder für die in „Kardinalsrot, außen reine Seide, innen mit Rehleder gefüttert“ für 66,50 € entschieden hat... Wie wichtig dem neu „Erwählten“ die Kleiderordnung ist, hatte er zuvor in einem Interview mit der Münchner Kirchenzeitung (31.10.) deutlich gemacht. Auf die Frage „Ihre Farbe wechselt nun vom Violett der Bischöfe zum Purpurrot der Kardinale. Was muss man da alles ändern?“, gab er zur Antwort: „Auf jeden Fall werde ich zwei neue Soutanen brauchen, und ich hoffe, dass der Schneider pünktlich fertig wird.“
Im gleichen Interview sprach er von der „großen Ehre, dem engsten Berater- und Mitarbeiterstab des Papstes anzugehören und eventuell an einer Papstwahl mitzuwirken“. Ihn beeindrucke schon die lange Geschichte des Kardinalskollegiums, aber „auf der anderen Seite ist das Kardinalsamt eben auch eine von Menschen eingerichtete Institution, anders als beim Bischofsamt, das nach unserer Glaubensüberzeugung Christus selber eingesetzt hat. Also theologisch bedeutsamer ist das Amt des Apostelnachfolgers, des Bischofs.“ Findet man in einem Lexikon von 1966 noch unter „Kardinäle“ die Erklärung „Gruppe amerikanischer Finkenvögel, bei denen Männchen und Weibchen Sänger sind; oft Stubenvögel“, so erfährt man jetzt, dass das Wort Kardinal vom lateinischen „cardo“ kommt und so viel wie „Türangel“ bedeutet, womit Marx „Verbindung, Gemeinschaft, Zugang und gleichzeitig Festigkeit“ assoziiert für diese besondere Spezies „Diener der Einheit für das Volk Gottes“. Zwar sei er schon in zwei päpstlichen Gremien, aber er wisse noch nicht, „ob der Papst andere Aufgaben für mich vorsehen wird“.
Doch zunächst wollte/durfte/musste der neue „Türangler“ noch ein umfangreiches Ernennungsfest-Programm absolvieren. Unter „Achtung Termin!“ lud die erzbischöfliche Pressestelle zu einem „Pressegespräch am Samstag, 20. November, um 15 Uhr ins Hotel Columbus, 2. Stock, Via delle Conziliazione 33, in Rom“ ein – nach Überreichung des Kardinalsbiretts, aber vor Überreichung des Rings durch den Papst. Fünf Tage lang in Rom und München Gottesdienste, Dinner nicht nur „for one“, Gratulations-Marathon, Empfänge durch den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, der bayerischen Staatsregierung, des Münchner Oberbürgermeisters, des Erzbistums. Last oder Lust für die - wie Marx - auserkorenen Mitglieder dieser von Menschen eingerichteten traditionsbelasteten Institution? Der zweite neue deutsche Kardinal, der 81-jährige Kirchenhistoriker Walter Brandmüller, musste sogar erst noch schnell zum Bischof geweiht werden. Der Gipfel des absurden Theaters: Für die eine Woche zwischen Bischofsweihe und Kardinalserhebung war er Bischof des nordafrikanischen Titularerzbistums Caesarea, das er dann automatische wieder abgeben musste, als ihm beim Konsistorium als Kardinaldiakon seine Titelkirche in Rom zugewiesen wurde. Wie wollen die Obersthirten solche Kost (und Kosten) ihren Herden schmackhaft machen? Zumal, wenn die Schafe erfahren, was z.B. Weggefährten (Pfarrer, Religionslehrer und Geschwister) von Reinhard Marx gegenüber der Berliner „taz“ geäußert haben: „Emporgestiegen wie eine Rakete - Wohin er wollte, da kam er hin – Gesundes Strebertum – Keine Scheu vor großen Leuten – Schon als Kind natürlich den Bischof gespielt – Ein gewisses Streben nach oben. Er wusste immer, wo es wichtig war zu erscheinen“. Laut kath.net (17.9.) entlarvte der neue Provinzial der deutschen Jesuiten, Stefan Kiechle, bei einem Treffen des „Kardinal-Höffner-Kreises“ katholischer CDU–Abgeordneter das kirchliche Karriere –System: „Mit Blick auf die Bestellung von Amtsträgern laufe in der Kirche ‚viel über Beziehungen’. Interessierte in Deutschland würden etwa jemanden in Rom kennen, der dann Einfluss nehme, oder sorgten bei einem Abendessen in Rom für Personalentscheidungen. So würden die normalen Bestellungsverfahren, die für Objektivität sorgen sollten, ‚oft umgangen’. Der Provinzial nannte das gefährlich: ,In anderen Kontexten würde man von Korruption sprechen.’ “ Sind die Kardinaltugenden Gerechtigkeit, Tapferkeit, Weisheit und Mäßigung etwa ganz auf der Strecke geblieben?
In Rom – und nicht nur dort – sieht man das natürlich ganz anders. Papst–Sekretär Georg Gänswein lobte bei einer Rede in Capri kürzlich überschwänglich, dass alle Päpste dieselbe Sendung erfüllen und auf denselben Ruf Jesu antworten: „All das ist wunderschön: es ist ein Zeichen der Einheit in der Verschiedenheit, es ist ein Wunder der Neuheit in der Kontinuität; es ist das größte Zeichen für das, was im ganzen Leib der heiligen Kirche Christi geschieht, wo Neuheit und Kontinuität zusammengehen und unaufhörlich in Einklang gebracht werden. Papst Benedikt XVI. ist nicht wie Johannes Paul II., Deo gratias: Gott mag keine Wiederholungen und Fotokopien. Und Johannes Paul II. war nicht wie Johannes Paul I., Deo gratias, so wie Johannes Paul I. nicht genau so war wie Paul VI., Deo gratias, und Paul VI. war nicht so wie Johannes XXIII., Deo gratias. Und doch haben alle Christus leidenschaftlich geliebt und seiner Kirche treu gedient. Deo gratias quam maximas!“ Ist es da verwunderlich, dass Vatikansprecher Federico Lombardi gegenüber Radio Vatikan (13.11.) erklärte: “Der Papst definiert sich als Diener der Diener Gottes. Das heißt dann, ich und alle, die mit mir zusammenarbeiten, sind quasi ‚Diener des Dieners der Diener Gottes!’ “ Haben die Herden solche verdienstvollen Hirten überhaupt verdient? Oder verdienen die Hirten gar nicht so viel Lob von den bedienten Behüteten? Es war Zufall, aber kein schlechter, dass gerade jetzt bei einem Symposium in Rom der letzte „deutsche“ Papst vor Benedikt XVI., nämlich Hadrian VI. (Pontifikat 1522-1523), gewürdigt wurde, der damals ungeschminkt schrieb: „Wir alle, Prälaten und Geistliche, sind vom Weg des Rechtes abgewichen... Wir wissen wohl, dass auch bei diesem Heiligen Stuhl schon seit manchem Jahr viel Verabscheuungswürdiges vorgekommen ist: Missbräuche in geistlichen Dingen, Übertretungen der Gebote, ja, dass alles sich zum Ärgeren verkehrt hat. So ist es nicht zu verwundern, dass die Krankheit sich vom Haupt auf die Glieder, von den Päpsten auf die Prälaten verpflanzt hat.“
Der Priester, Kirchenrechtler und Therapeut Tom Doyle, der in den USA besonders die Opfer sexuellen Missbrauchs durch Priester betreut hat, äußerte im „National Catholic Reporter“ (11.11.) Zweifel an Sinn und Ergebnis des angekündigten Konsistorium-Programmschwerpunkts „Missbrauch in der Kirche“. Heftig kritisiert er, Papst und Kardinäle seien aus falschen Gründen „betroffen“: sie beklagten in erster Linie “ihren Glaubwürdigkeits-, Macht- und Bedeutungsverlust. Sie sehen eine rapide wachsende Zahl von Katholiken, die sich weigern, von den Bischöfen wie Kinder behandelt zu werden. Diese stellen eine echte Bedrohung des zerknautschten Mythos dar, dass der Papst und die Bischöfe wissen, was das Beste für alle ist... Viele der neuen Bischöfe denken und handeln, als ob sie in einer hermetisch abgeschlossenen alternativen Realität lebten. Natürlich haben sie als göttlich ernannte Lehrer der Menschheit immer Recht... Um Wohlwollen in den Augen des Papstes zu gewinnen, plappern sie die päpstlichen Parolen von ‚Säkularismus’ und ‚Relativismus’ bei ihren Bemühungen um Kommunikation mit den ‚getreuen Gläubigen’ nach.“ Der Papst, die versammelten Kardinäle und die Bischöfe bräuchten ein ungeschminktes Bild von der wahren Situation in der Welt. Sie bräuchten nicht Gebete, sondern müssten nur hören: „Sie brauchen die Erkenntnis und das Eingeständnis, dass sie nicht Teil des Problems, sondern dass sie das Problem sind.“
Nicht ganz so starke, aber doch kritische und selbstkritische Töne sind aus Österreich zu hören. Der Wiener Dompfarrer Toni Faber z.B. sagte Ende Oktober in einem Interview mit dem „Kurier“: „Wir sind zwar mit Rom eng verbunden, müssen aber einen eigenständigen Weg gehen. Einige Vertreter des Vatikans leben eine gewisse Realitätsverweigerung. Es genügt nicht, den scheinbaren Untergang zu verwalten. Die mutigen Worte von Kardinal Schönborn in Richtung Transparenz der Kirche machen Hoffnung. Das kuschelige Rosenkranzbeten stirbt aus.“ Der Kardinal sagte u.a., es gehe nicht um Triumphalismus, sondern um echte Umkehr in der Kirche und um einen Perspektivenwechsel im Blick auf die Gesellschaft, „um eine innere Zustimmung zu dem vielen Guten, das in unserer Gesellschaft lebt, auch wenn es sich in keiner Weise auf Kirche und Glauben beruft... Wir müssen endlich herunter vom hohen Ross – es ist ohnehin schon ein Zwergpony geworden.“
Papst Benedikt XVI. setzt aber weiter auf die Dominanz der Hirten dieser immer
kleiner, aber auch selbstbewusster werdenden Herden. So klärte er brasilianische
Oberhirten (laut Radio Vatikan, 15.11.) mit folgenden unklaren Worten auf: „Ein
Bischof muss alle möglichen Mittel einsetzen, um dem Volk das Lehramt zu
vermitteln. Deshalb ist es wichtig, dass die Bischöfe helfen, dem Gewissen
der Menschen die richtige Richtung aufzuzeigen. Dies ist gerade jetzt wichtig
in einer Zeit von so tiefen und sozialen Änderungen“. Im übrigen
dürften sich die Bischöfe nicht hinter den Bischofskonferenzen verstecken,
da diese nur deshalb entstanden seien, „um die Gemeinschaft der Liebe
der Bischöfe mit dem Papst zu festigen“. Muss das nicht selbst das
„dümmste Schaf“ nachdenklich machen?
Der päpstlichen Devise „Alle möglichen Mittel einsetzen, um dem Volk das Lehramt zu vermitteln“ scheint man im Erzbistum Köln schon im vorauseilenden Gehorsam gefolgt zu sein, hat doch das dortige Domradio anlässlich seines zehnten Geburtstages zur „spielerischen Vermittlung von Kirchenwissen“ ein Bischofsquartett herausgebracht. Es zeigt laut Eigendarstellung „27 katholische Kirchenoberhäupter Deutschlands und den Papst. Jeder Bischof ist mit seinem Bischofswappen und seinem Weihespruch auf den Spielkarten abgebildet. Wie beim klassischen Karten-Quartett gibt es verschiedene Kategorien. Was beim Auto–Quartett die PS-Zahl, ist beim Bischofsquartett beispielsweise die Anzahl der Katholiken im jeweiligen Bistum... Update Juli: Ab sofort ist die neue Augsburg-Karte und die Joker-Karte für das Bistum Görlitz als pdf downloadbar.“ Ob das Domradio den Mut hat, bald ein neues “Update zum pdf- Downloaden“ auf der Köln-Karte vorzunehmen? Schließlich wäre es doch für das spielerisch erworbene Kirchenwissen wichtig, dass der Kölner Kardinal Joachim Meisner dem Kölner „Express“ (13.11.) nicht nur sagte „Als Bischof ist man immer auch der Nachfolger des armen Jesus“, sondern hinzufügte: „Oft werde ich gefragt, ob ich wieder Priester werden würde, wenn ich noch einmal auf die Welt käme. Ich antworte ganz ehrlich: Ja, sofort – aber ich würde bitten, lieber Gott, wenn es geht, ohne Mitra.“ Seine Begründung: “Ich halte keine Erstkommunionfeiern, ich höre kaum Beichte und halte keine Beerdigungen, ich spende keine Krankensalbung... Wenn wir nicht mehr Beichtväter sind, dann trocknet ein ganzer Lungenflügel unseres priesterlichen Daseins ein. Und dann werden wir kurzatmig.“
Andere Mitra- Träger vergraulten in den vergangenen Wochen dem Volk das Lehramt durch Anwendung langatmiger sprachlicher Mittel. Dass der neue Augsburger Bischof und Mixa-Nachfolger Konrad Zdarsa vor dem Diözesanrat äußerte, es sei an der Zeit, „unser Herz auch denen nicht zu verschließen, die schwer schuldig geworden sind“, stieß noch weitgehend auf Verständnis. Nicht aber der Zusatz, ihm sei bange, wenn in der Missbrauchsdebatte „lückenlose“ und „restlose“ Aufklärung gefordert würden. Als er dann noch seine Vorbehalte gegen priesterlose Wort-Gottesdienste, die kein wirklicher Ersatz für die sonntägliche Eucharistiefeier sein könnten, mit dem im Blick auf die Mehrheit der Betroffenen weltfremden Argument „Zum nächsten Baumarkt und in die Oper nehmen die Leute viel weitere Wege in Kauf als zur Messfeier“ zu untermauern versuchte, verdarb er vielen diözesanen Schafen den Appetit. Für eine für die Jahreszeit ungewöhnliche Schafskälte sorgte auch der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke mit seiner Predigt in einem Pontifikalamt am 7. November. Die bischöfliche Pressestelle meldete am folgenden Tag dazu: „Derzeit würden viele Umbaupläne für die Kirche verkündet: ,Viele selbst ernannte Innenarchitekten stehen bereit für diesen Umbau’, bei dem die Abschaffung des Zölibats, das Diakonat für die Frau, eine Kirche von unten und eine Umgestaltung der Strukturen propagiert werden. Doch man müsse fragen: ,Was nützt eine nach gesellschaftlichen Kriterien veränderte und durchorganisierte Kirche, in der es letztlich nicht mehr um diese tiefe und innige Gemeinschaft mit dem Herrn geht, in der sich die Kirche nicht mehr als Sakrament Christi versteht, sondern als soziologische Größe mit gruppendynamischen Prozessen, die es zu bewältigen gilt?’“
Es ist kein Trost, dass sich auch anglikanische Bischöfe im Ton vergreifen. Wallace Benn, Bischof von Lewes in Großbritannien, sprach angesichts der bevorstehenden Ordination von Frauen zum Bischofsamt, er fühle sich wie im Januar 1939 vor dem Krieg gegen Deutschland. Man müsse sich bewusst sein, dass „ernsthafte Kampfhandlungen“ bevorstünden und an einigen Orten bereits begonnen hätten. Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst versuchte, den weiblichen Herdentrieb zum Priesteramt einzudämmen mit dem Hinweis, es gehe nicht um die Eignung, sondern um die Frage des konkreten Vorbilds Jesu. Schließlich habe der Priester für seine Gemeinde eine gewisse Vaterfunktion inne: „Der Vater ist der Vater, die Mutter ist die Mutter.“ Deshalb sei die Kirche nicht dazu ausgestattet, Frauen zu Priesterinnen zu weihen. -- Mutter Kirche und Muttersprache zum Trotz, Herr Bischof ?!
Das war sicher ganz im Sinne von kreuz.net, hieß es doch dort in einer Meldung (22.10.): „Wieder Eklat im Fuldaer Dom“, weil die „sogenannte“ Diözesanseelsorgerin des Kolpingwerkes im Bistum Münster „inmitten der konzelebrierenden Priester“ in die Hohe Domkirche eingezogen sei und „ganz selbstverständlich in der ersten Bank – eingerahmt von zwei Priestern im Messgewand“ Platz genommen habe: „Den Gläubigen des Kirchenvolkes, die dieses Schauspiel beobachteten, stand das Grauen ins Gesicht geschrieben.“ Dass die rechtsgläubigen kreuz.netler immer wieder ausgerechnet den iranischen Präsidenten Achmadineschad lobend erwähnen, liegt wohl an fundamentalistischen Übereinstimmungen wie dieser: „Die Frau ist ein Spiegel der Schönheit Gottes. Sie ist die Quelle für Liebe und Sorge. Sie wacht über die Reinheit und Vorzüglichkeit der Gesellschaft. Die Tendenz, die Seelen und das Benehmen der Frauen hart zu machen, beraubt sie ihres Grundrechtes, liebende Mütter und sorgende Ehefrauen zu sein.“ (Ausschnitt aus der Rede vor der UNO am 23.9., verbreitet von kreuz.net am 29.9.)
Fast zur gleichen Zeit, als Kardinal Karl Lehmann der Katholischen Nachrichtenagentur (4.11.) auf die Frage nach dringend zu klärenden Fragen antwortete „Ich denke an den Diakonat der Frau. Da muss ich nicht zuerst nach der Priesterweihe der Frau fragen, wo die Schwierigkeiten enorm sind und bleiben“, verweigerte Kardinal Meisner dem Publizisten und Theologen Georg Schwikart die Diakonatsweihe. Es habe dem Kandidaten „derart an katholischem Denken gemangelt“, hatte er doch in einem Buch Fragen aufgeworfen, „die den Grundbestand der katholischen Lehre und damit den Kern des Diakonenamtes betreffen“. Meisner wird zitiert, er würde lieber überhaupt keinen Diakon weihen als jemanden wie diesen, der sich u.a. für Frauen als Diakoninnen einsetze.
Das alles ist kein Schafskäse, sondern waren Hirtenworte... Zum Glück gab es aber auch positive bischöfliche Wegweisungen, u.a. im Blick auf Sexualmoral, wiederverheiratete Geschiedene und Ökumene. Dabei zog Kardinal Lehmann z.B. den Zorn von Rechtsaußen auf sich, weil er den Altkatholiken die Räumlichkeiten der Akademie des Bistums für ihre Synode zur Verfügung stellte: „Der Ökumenismus ist die beste Erfindung seit dem Bordell. Er erlaubt es, mit allen ins Bett zu gehen – vorausgesetzt natürlich, sie sind nicht katholisch“ (kreuz.net, 6.10.). Und der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke erklärte im Deutschlandfunk: „Es war sicherlich nicht gut und geschickt und auch nicht liebevoll, in ‚Dominus Jesus’ das so zu sagen – ihr seid nicht Kirche im eigentlichen Sinne.“ Allerdings fügte er - ohne Beleg - hinzu: „Der Heilige Vater Benedikt würde es heute mit Sicherheit anders sagen und er sagt es auch anders.“ Als der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz dem neuen Ratsvorsitzenden der EKD, Nikolaus Schneider, mit den Worten gratulierte „Ich erlebe Sie als einen fest im Glauben verwurzelten Christen“, fragte kreuz.net höhnisch: „Glaubt der Erzbischof von Freiburg an den Nikolaus?“
Nicht unerwähnt bleiben soll zum Schluss die erfreuliche Meldung über eine ungewöhnliche Hirtenleistung. Ausgerechnet an 9.11., also an dem Tag, an dem zu lesen war, der Goldpreis sei auf ungeahnte Höhen gestiegen, hieß es „Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sammelt Gold“. Von der bischöflichen Pressestelle gab es die notwendige Erläuterung: „Deutschlands wohl sportlichster Bischof wurde mit seinem 15. Goldenen Sportabzeichen geehrt.“
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