Kommt Zeit, kommt Rat: Das gilt wohl auch für die außerordentliche Form der Messe. Die Kurie mache aber damit nur positive Erfahrungen. Das betont der Präfekt der Apostolischen Signatur, Kardinal Raymond Leo Burke, im Interview mit Gloria-TV.
„Als ich 1995 Bischof der Diözese La Crosse in Wisconsin wurde, bat mich eine große Gruppe von Gläubigen um eine Messe im überlieferten Ritus. Ich entsprach der Bitte, erfuhr aber auch einen großen Widerstand aus einem Teil des Klerus.“
Der 62-jährige Kurienkardinal erklärte den „kritischen“ Priestern, dass die sogenannte Alte Messe nur Gutes bewirken könne. Kardinal Burke fügte an, dass er selbst ebenso wie die „Widerstands-Priester“ mit dieser Messe aufgewachsen sei. Auch habe diese Messform die Berufung der damaligen Priester geprägt: „Warum sollten wir nicht damit fortfahren, diesen Ritus zu lieben?“.
Die Liturgiemissbräuche nach dem Zweiten Vatikanum seien vom Konzil nicht gewollt gewesen, aber geschehen. Als Ursache nannte der Kardinal eine zu anthropozentrische Sicht der Liturgie – „als ob es etwas wäre, das wir erfunden und mit dem wir experimentieren könnten“. Dagegen erklärte Kardinal Burke, dass die Liturgie ein Geschenk Christi an die Kirche sei, das sie schützen müsse. Der übernatürliche Charakter der Liturgie müsse unterstrichen werden.
Zum Widerstand vieler Bischöfe gegen die außerordentliche Form der Messe sagte Kardinal Burke, dass auch Bischöfe eine Hermeneutik der Diskontinuität vertreten würden. Diese besage, dass mit der überlieferten Messe etwas grundlegend falsch gewesen sei. Mit dieser Position könne die sogenannte traditionelle Messe nicht akzeptiert werden. Doch diese Meinung sei falsch, so Kardinal Burke.
Als weiteren Grund für den Widerstand der Bischöfe nennt der Kardinal eine Abneigung der Priester, von der sich die Bischöfe entmutigen ließen. Bei den Gläubigen hat Kardinal Burke kaum Schwierigkeiten gegen die außerordentliche Form der Messe gefunden.
Zur Frage nach den mit „für alle“ übersetzten Wandlungsworten „pro multis“ erklärte Kardinal Burke, dass sich der Priester immer an den approbierten Text halten müsse. Selbst mit guten Gründen könne niemand von sich aus Änderungen im Messritus vornehmen. Kardinal Burke konsekriert selbst, wenn er die Messe auf Englisch feiert, mit der Variante „for all“. Das englische Messbuch mit einer korrigierten Form „for many“ ist aber bereits approbiert und tritt im Advent 2011 in Kraft. Zum Widerstand der Bischöfe gegen eine korrigierte Übersetzung rät der Kardinal, Beschwerden an die Gottesdienstkongregation zu richten. Er vertraue, dass die Kongregation intervenieren und die Situation korrigieren werde.
Zur Frage, ob ein Indult für die Handkommunion im Petersdom abgeschafft worden sei, besaß Kardinal Burke keine besonderen Informationen. Er weiß nichts von einer allgemeinen Richtlinie. Es sei aber nicht seine Zuständigkeit. Zur Situation in Ländern, wo die Handkommunion grundsätzlich erlaubt ist, sagte er, dass der Priester sie nicht verweigern dürfe.
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