Erwin Teufel (CDU): Zölibat muss auf die Tagesordnung

Der frühere baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) hat die Deutsche Bischofskonferenz dazu aufgerufen, den Zölibat beim Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. zu thematisieren. Das Thema werde seit Jahrzehnten in der Kirche diskutiert, sagte Teufel der in Ulm erscheinenden „Südwest Presse“. Jeder Bischof sei bis ins Detail damit vertraut. „Da braucht es keine Vorbereitung. Da braucht es nur Willen und Mut.“ Der Papst wird im September zu seinem dritten Besuch in Deutschland erwartet. Weiter unterstrich Teufel, er erwarte, dass sich Benedikt XVI. „daran erinnert, was er als Theologieprofessor vertreten hat“. Anfang der 1970er Jahre hatte neben anderen auch Joseph Ratzinger an die deutschen Bischöfe appelliert, den Pflichtzölibat der Priester zu prüfen. Prominente CDU-Politiker, darunter Teufel, hatten Mitte Januar in einem Brief an die Bischöfe gefordert, die Priesterweihe von verheirateten „bewährten Männern“ zuzulassen.


Was bringt die Kirche ins Wanken?

Stephan Wahl, Mitarbeiter im Generalvikariat Trier, sagt im „Wort zum Sonntag“ am 20.2.2011:
Deshalb bin ich der festen Überzeugung: Der Zölibat in seiner positiven Bedeutung kann nur bestehen, wenn er freigestellt wird. Dann wird er auch in der Gesellschaft mehr respektiert als jetzt. Ohne Hintergedanken, als ganz persönliches Zeugnis, neben anderen ebenso glaubwürdigen und kostbaren Lebensformen. …
Ich bin mir sicher, um nur einige Streitthemen zu nennen, weder verheiratete Priester, noch respektierte wiederverheiratete Katholiken, noch verantwortungsvoll lebende homosexuelle Menschen werden die Kirche ins Wanken bringen.


Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen
ist nicht unglücklich über die derzeitige deutsche Debatte über Zölibat:

„Naja – wir waren letztes Jahr durch die Missbrauchsfälle sehr mit uns selbst beschäftigt, und von daher war es gut, dass unser Vorsitzender deutlich gemacht hat: Wir beschäftigen uns nicht nur mit uns selbst, sondern wir reden mit allen, die mit uns reden wollen. Und wir wollen mit allen reden! Dass dann nun die „viri probati“ jetzt gerade dazwischenkommen, ist nicht das, was wir uns gewünscht haben. Aber warum soll man nicht auch über den Zölibat reden? Ich finde es wichtig, dass darüber geredet wird: Der Zölibat ist so ein durch Jahrhunderte gewachsenes Merkmal katholischer Identität, und diese katholische Identität zu begründen und darüber zu sprechen, das ist gut!“


Die Untersuchungen zu Missbrauch und „schweren Grenzverletzungen“ am Bonner Aloisiuskolleg sind abgeschlossen

Die Kommission unter Vorsitz der Kölner Sozialrechtlerin Julia Zinsmeister präsentiert nach achtmonatiger Arbeit ihren Bericht über alle bislang bekanntgewordenen Vorfälle an der renommierten Jesuitenschule. Die Untersuchung erstreckt sich über einen Zeitraum von rund sechs Jahrzehnten, beginnend mit den 1950er Jahren. Erfasst worden seien außer sexuellen Grenzverletzungen auch körperliche Misshandlungen und andere „entwürdigende Erziehungsmaßnahmen“. Den Angaben zufolge liegt die Zahl der Beschuldigten bei insgesamt 23, davon 18 Jesuiten und fünf Laienmitarbeiter.


Wie groß ist das Vertrauen in die katholische Kirche?

Eine Mehrheit der Deutschen glaubt nicht an eine positive Rolle der katholischen Kirche bei der Aufklärung der eigenen Missbrauchsfälle. Dies ergab laut einem Bericht des Kölner Stadt-Anzeiger eine repräsentative Umfrage unter 1.000 Personen, die das Meinungsforschungsinstitut „Omniquest“ erstellt hat. Demnach sind insgesamt 68 Prozent der Meinung, die katholische Kirche trage nicht konstruktiv zur Aufklärung der sexuellen Missbrauchsfälle in ihren Einrichtungen bei. 63 Prozent der Katholiken sind ebenfalls dieser Meinung.


Kardinal Marx sammelt Eindrücke in Rom

Beim Treffen der Bildungskongregation ging es um den Religionsunterricht und die Ausbildung der Priester. Die abnehmende Zahl der Berufungen stelle die Priesterausbildung vor neue Herausforderungen. Besonders wichtig sei es zu verdeutlichen, dass die zölibatäre Lebensform eine gemeinschaftliche und keine individuelle sei:

„Und deshalb ist das Priesterseminar nicht unwichtig. Also wo Gemeinschaftserfahrung auch da ist und wo man spürt, ich bin nicht alleine. Es geht nicht darum, als Weltpriester zu sagen: Ich alleine. Sondern wir gehören zusammen, als Priesterschaft, als Presbyterium eines Bistums. Das wird auch ein Thema in der Bischofskonferenz sein: Wie sieht da die Zukunft in Deutschland aus.“

Auch die Organisation der Gemeinden in großen Pfarrverbänden sei eine wichtige Neuerung für den Priesterberuf, sagt Marx. Man müsse hier allerdings sehen, dass auch die Gläubigen mobiler geworden und kulturell in ein größeres Umfeld eingebettet seien. Dennoch seien sie oft noch an ihren Wohnort gebunden:

„Diese Kombination hinzubekommen, erfordert vielleicht von den heutigen Pfarrern bischöfliche Fähigkeiten. Das soll kein Bistum sein, aber vielleicht ahnt man, was ich damit sagen will: also einen Überblick zu behalten und Netzwerkarbeit, wie wir das heute nennen, zu betreiben. Das ist anstrengend, klar, aber es kann nicht sein, dass ich das Modell einer 500-Seelen Pfarrei übertrage auf 5.000 oder 8.000 Seelen, das geht nicht. Man muss dann auch versuchen, mit Ehrenamtlichen im Team differenzierte Pastoral zu betreiben.“


Ägypten: Hielt sich die Kirche zu bedeckt?

Die zögernde Haltung der Kirchen angesichts der Umbrüche in Ägypten hat viele junge Christen enttäuscht. Das schreibt die US-Nachrichtenagentur „CNS“ in einer Analyse. Vor allem die koptische Kirche – die größte christliche Gemeinschaft des Nahen Ostens überhaupt – habe sich nicht deutlich genug auf die Seite der Demonstranten gestellt. Damit habe sie vor allem bei den jugendlichen Ägyptern ein „schlechtes Bild“ hinterlassen, sagte ein koptischer Geistlicher der Agentur. Er rechne damit, dass sich jetzt viele junge Christen aus Enttäuschung von ihrer Kirche abwendeten.


Churer Bischof Huonder als Autokrat

Es vergeht keine Woche, ohne dass Bischof Huonder in der Schweiz seine Katholiken erzürnt. Teile des Bistums Chur sind in einem Dauerstress mit ihrem Bischof.

Huonder ist der traditionalistischen Petrusbruderschaft innig verbunden. Und: Im Hintergrund spielt der zweite Mann des Bistums, der 44-jährige Generalvikar Martin Grichting, zusehends die erste Geige. Rom soll Bischof Huonder dringend davon abgeraten haben, Generalvikar Grichting zum Weihbischof zu machen. Dabei dürften die wiederholt geäußerten Befürchtungen der kantonalkirchlichen Organisationen im Bistum Chur eine wichtige Rolle gespielt haben. Denn Grichting gilt als dezidierter Gegner der staatskirchenrechtlichen Gremien.

Jetzt hat auch der für Graubünden zuständige Generalvikar Andreas Rellstab (46) seinen Rücktritt eingereicht. Als unerträglich befindet er den Stil, dem er ausgeliefert ist. Es herrsche Ängstlichkeit und Misstrauen in der bischöflichen Behörde.

Auf diesem Hintergrund hat bereits der Regens des Bistums, Ernst Fuchs, seine Funktion niedergelegt, da ihm die Erwartungen des Bischofs an seine Tätigkeit unerträglich war.

So will der Bischof ausgewählte Priester eigens für die Feier der lateinischen Liturgie ausbilden. Das spiegelt sich in einer traditionellen Kleiderordnung wider und auch die Mundkommunion soll wieder die Handkommunion ersetzen. Wie ein Gutsherr entscheidet er gegen seine Diözesanen Versetzungen des Personals. Belohnt wird der Bischof mit einer Berufung zur Revision des Messbuches nach Rom. Von dort scheint er sich bestätigt zu fühlen. Demgegenüber erwarten Teile der Diözesankirche ein „Machtwort“ aus Rom gegen ihren Bischof.

Die Schweizer Bischöfe sind besorgt über die „aufgewühlte Situation“ im Bistum Chur, so der Präsident der Bischofskonferenz, Bischof Norbert Brunner. Bischof Vitus Huonder steht in der Kritik wegen einiger Personalentscheidungen und seiner kirchenpolitischen Ideen. Die Auseinandersetzungen mit diözesanen Einrichtungen wurden in den vergangenen Wochen stark in den Medien ausgetragen. Gegenseitiges Vertrauen könne nicht wachsen, wenn der Lösungsweg des nachhaltigen Gesprächs verlassen und stattdessen das Powerplay in den Medien gesucht werde, meint dazu Bischof Brunner.


Ökumene in Erfurt

Die IKvu (Initiative Kirche von unten) unterstützt nachdrücklich den Vorschlag des EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider zu einer evangelisch-römisch-katholischen Begegnung im Augustinerkloster Erfurt, anlässlich des Besuches des Papstes in Deutschland.

„Ein Austausch über die Bedeutung der Reformation ist nicht nur mit Blick auf das Reformationsjubiläum in 2017 äußerst naheliegend. Gerade wegen der ursprünglichen Intention Luthers, die Kirche zu reformieren, ohne sie zu spalten, ist ein solches Gespräch hier, im Land der Reformation, geradezu notwendig.“ erklärte der evangelische Theologe Dr. Uwe-Karsten Plisch, Mitglied im Leitungsteam der IKvu.

Darüber hinaus hält die IKvu einen ökumenischen Gottesdienst nicht nur für eine reizvolle Ergänzung, sondern für unverzichtbar. "In vielen Kirchengemeinden besteht seit Jahrzehnten eine bewährte Praxis des ökumenischen Miteinanders. Das wird durch Profilierungs- und Abgrenzungsversuche der Kirchenoberen aber immer wieder in Frage gestellt. Ein ökumenischer Gottesdienst würde eine besondere Wertschätzung dieser Praxis erkennen lassen." so Sebastian Dittrich für die IKvu.


Dieser oder Jener?

In unserem Fall war es Dieser. Er war Professor der Homiletik im überdiözesanes Studienhaus St. Lambert - Burg Lantershofen - 1972 vom Apostolat der Priester- und Ordensberufe gegründet und am 02.05.1972 vom Trierer Bischof Dr. Bernhard Stein als "Dritter Bildungsweg" zum Priesterberuf eröffnet. Träger des Studienhauses ist seit 1987 die August-Doerner-Stiftung, deren Organe (Vorstand und Stiftungsrat) der Bischof von Trier ernennt. Dr. Helmut Dieser (49) ist der neu ernannte Weihbischof von Trier. Praktisch bei der Suche des neuen Weihbischofs war, dass auch Bischof Dr. Stehpan Ackermann – wie vor diesem Bischof Genn in Münster – in Lantershofen tätig waren. „Man“ kennt sich, bleibt unter sich. Lantershofen wird man sich als Adresse für weitere Bischofsernennung merken müssen.


Eine deutliche Sprache

Immer mehr Christen wenden sich von der Kirche ab. Allein in Bayern, dem Heimatland von Papst Benedikt XVI., sind im letzten Jahr rund 60.000 Katholiken ausgetreten. Die Missbrauchsfälle sowie die Skandale rund um die Piusbruderschaft seien aber nicht die einzigen Gründe für diese Austrittswelle. Jesuitenpater Stephan Lipke: „Es geht um Entfremdung.. Aber man muss auch sehen: Es sind im letzten Jahr auch Menschen ausgetreten, die sich ein, zwei Jahre vorher noch als engagierte Katholiken verstanden haben. Das ist natürlich schon alarmierend.“


Unannehmbare Bedingungen

In Nr. 8/2010 haben wir unter der Überschrift „Kardinal Meisner – Wächter und Herr über den Glauben“ berichtet, dass Kardinal Meisner die Diakonatsweihe für Georg Schwikart aus Sankt Augustin in letzter Stunde verweigert hat. Schwikart, der die Vorbereitung durchlaufen hatte, wurde „angezeigt“. Grund war eine länger zurückliegende Veröffentlichung eines Buches zu Fragen der Ökumene. Meisner: in 35 Jahren Amtszeit sei ihm noch niemals ein Kandidat unter die Augen gekommen, „dem es derart an katholischem Denken mangele.“ Er würde lieber überhaupt keinen Diakon weihen als einen wie Schwikart.

Der zuständige Pfarrer dazu: „Das Fest zur Weihe sei nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben“.

Als Schwikart jetzt wissen wollte, wann denn seine „Bewährungsfrist“ zu Ende sei, rückte Weihbischof Woelki im Namen von Meisner heraus, Schwikart habe 2003 ja noch ein Buch veröffentlicht „Liebe und Sexualität den Kindern erklärt“. Da heiße es: „Der Mann liebt eine Frau, die Frau liebt einen Mann. ..Aber es gibt auch Männer, die Männer lieben, und Frauen, die Frauen lieben …“ Dazu der Weihbischof: es fehle die nötige Klarheit und Schwikart habe nicht darauf hingewiesen, dass nach katholischer Lehrauffassung die Schöpfungsordnung der gleichgeschlechtlichen Liebe entgegenstehe.

Jetzt hat Schwikart gegenüber dem „aufgeschoben“ seine Entscheidung entgegengesetzt: „Ich ziehe mein Gesuch, zum Diakon geweiht zu werden, zurück“. Er bedankt sich für alle Solidarität, die ihm entgegengebracht wurde.

Meisner wird an Fastnacht mitgesungen haben: „Die Karawane zieht weiter… !“


© imprimatur Juni 2011
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