Großpfarreien für Wiesbaden
Kritische katholische Priester nehmen zu den geplanten Gemeinden im XXL-Stil Stellung

Franz-Peter Tebartz-van Elst, der Bischof von Limburg, hat für Wiesbaden seine Planung der Seelsorge und die Schaffung von Großpfarreien im XXL-Stil vorgelegt. Unzählige Katholiken sind darüber sehr betroffen und entfremden sich der Kirche immer mehr. Bis jetzt haben über 6000 Menschen das Memorandum der über 200 Theologen aus dem deutschsprachigen Raum zur Situation der Kirche unterschrieben.

Aus dem Erfahrungsbereich der beiden Pfarrer Meister und Heimburger, die jahrzehntelang in Wiesbaden tätig sind, entstand ein Schreiben zur Situation der Kirche in Wiesbaden.

Darin heißt es, dass sich kritische katholische Priester nicht gegen den Bischof auflehnen wollen, sich aber vielmehr dazu verpflichtet fühlen, ihrer eigenen Not als Seelsorger und der Not der Gläubigen eine Stimme zu geben und Fehlentwicklungen und Fehlentscheidungen der Bistumsleitung aufzudecken.

In dem Brief beschreiben Meister und Heimburger vier Anliegen der kritischen katholischen Priesterschaft:

1. Wesentliche Elemente fallen weg

„Der Pfarrer neuen Typs in einer zukünftigen Großpfarrei wird Organisator und Kultdiener sein, aber nicht mehr Seelsorger und Begleiter der Menschen; auch wird er sich nicht mehr um die Nöte der Alten, Einsamen, Kranken, Alleinerziehenden, Hartz IV-Empfängern und gesellschaftlich Entwurzelten kümmern können. Wesentliche Elemente des priesterlichen Auftrags, zu dem sich der Priester bei der Priesterweihe verpflichtet hat, fallen damit weg. Das bringt viele Priester in Gewissensnot.

2. Keine regelmäßigen Gottesdienste mehr

Kritische Priester halten die Zusammenlegung gewachsener, zum Teil jahrhundertealter Pfarreien zu einer Großpfarrei und der damit verbundene Abriss gewachsener Bindungen und Traditionen für eine pastorale Fehlentscheidung. Die Beheimatung vieler Gläubigen in ihren angestammten Pfarreien wird zerstört und die Nähe zu einem konkreten seelsorglichen Ansprechpartner geht verloren. In den alten Pfarreien, jetzt Kirchorte genannt, wird es keine verantwortliche Selbstverwaltung und keine regelmäßigen Sonntagsgottesdienste mehr geben. Verboten sind jetzt schon Gottesdienste durch Laien. Hauptamtliche Laien werden nicht mehr als Bezugspersonen in einer Gemeinde angestellt, sondern nur noch für bestimmte Aufgaben zentral in einem anonymen Großraum.

3. Verantwortung für das Wohl des Ganzen

Kritische Priester melden sich zu Wort, weil ihnen die Kirche am Herzen liegt. Sie sehen die Kirche als Volk Gottes und als Communio, in der jede(r) Getaufte Verantwortung trägt für das Wohl des Ganzen. Das geistliche Amt ist nicht dazu da, alle Fäden in der Hand zu halten und alle Entscheidungen alleine zu treffen. Das geistliche Amt ist ein Dienstamt und keine heilige Herrschaft. Wenn alles auch in Zukunft - wie es scheint - auf den Priester/Pfarrer bezogen wird, wird dieser überfordert und die viel beschworene missionarische Kirche bleibt auf der Strecke.

4. Neue Wege zusammen mit allen Christen

Kritische Priester wollen in einer veränderten gesellschaftlichen Situation neue Wege zusammen mit allen Christen suchen. Dabei sollte das Heil der Menschen im Vordergrund stehen, wie das schon der oberste Grundsatz des Kirchenrechtes - ganz im Sinne Jesu - fordert. Alle Einzelbestimmungen und Verordnungen müssen an diesem Grundsatz gemessen werden. Dazu gehören mit großer Dringlichkeit zum Beispiel veränderte Zulassungsbedingungen zum geistlichen Amt und Aufgabe des Pflichtzölibates.

Dazu gehört nach dem Subsidiaritätsprinzip, die Kompetenz christlicher Laien zu akzeptieren wie den Selbstgestaltungswillen kleinerer christlicher Gemeinschaften anzunehmen, zu fördern und zu unterstützen.

Denn wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen kommen, sagt Jesus, da bin ich selbst mitten unter ihnen (Matthäusevangelium 18,20).“

Aus: Wiesbadener Tagblatt


© imprimatur Juni 2011
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