Der Vatikan hat Timothy Radcliffe, den bekannten ehemaligen Generalmagister des Dominikanerordens, nicht als Sprecher auf der Generalversammlung der Nichtregierungsorganisation Caritas International in Rom zugelassen. Dies meldet die katholische Presseagentur Apic. An Stelle von Radcliffe traten als Redner auf der Kapuziner Raniero Cantalamessa, Prediger des Päpstlichen Hauses, und Kardinal Turkson, Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden.
Der 65jährige Radcliffe, Doctor honoris causa der Katholischen Universität Angelicum in Rom, sollte eigentlich am Montag das Wort ergreifen. Er hatte eine Ansprache von 45 Minuten vorbereitet, aber diese seine Mühe war vergeblich geworden.
„Nicht katholisch genug“
Der Vatikan ist schon seit einiger Zeit nicht einverstanden mit dem Geschäftsgebaren von Caritas International. Er hat schon früher zu erkennen gegeben, dass er nicht einverstanden ist mit einer weiteren Beauftragung von Lesley-Anne Knight, der Generalsekretärin von Caritas International. Der Vatikan will offensichtlich wieder Zugriff gewinnen auf die Konföderation der 165 Caritas-Verbände weltweit.
Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, die „Nummer 2“ des Vatikans, der am Sonntag die Feier der Eröffnungsmesse der Versammlung leitete, rief die Organisation auf, ihre „christliche Identität“ nicht zu verlieren. Er wies mehrmals hin auf den „kirchlichen Charakter“ von Caritas International und auf die notwendige Verbindung mit der „Hierarchie der Kirche“. Kardinal Sarah, der Präsident des Päpstlichen Rates Cor Unum, sagte bei der Eröffnung der Generalversammlung: „Nicht die gesellschaftliche Hilfeleistung durch die Gläubigen, sondern das Zeugnis für Gott muss im Mittelpunkt der christlichen Liebestätigkeit stehen.“
Das Netzwerk der Caritas hat in den letzten Jahrzehnten dank der Wirksamkeit und der Qualität seiner Hilfeleistungen, aber auch aufgrund dessen, dass diese ungeachtet der Rasse oder Glaubensüberzeugung der Empfänger gewährt wurden, außerordentliches Ansehen gewonnen. Manch einer fürchtet nun, dass die Schärfung der katholischen Identität der Nichtregierungsorganisation neue Hilfsprojekte, unter anderem im Kampf gegen AIDS und Armut, in Schwierigkeiten bringen könnte.
Nicht viele Wahlmöglichkeiten
Ob Caritas International für seinen künftigen Kurs noch viele Wahlmöglichkeiten
bleiben, ist nach Meinung von Insidern ernsthaft zu bezweifeln. Sie weisen darauf
hin, dass der Vatikan kürzlich die kirchliche Anerkennung der Internationalen
Katholischen Presseunion widerrufen hat. Caritas International erwartet vielleicht
dasselbe Schicksal, wenn sie nicht „katholischer“ wird und in Zukunft
ihre Mitwirkung an Projekten, die im Widerspruch zur katholischen Lehre stehen,
verweigert, behaupten Insider.
Rom (RKnieuws.net).
Nachricht vom Abschluss der Konferenz:
„Lasst euch von den Hirten der Kirche leiten!"
Papst Benedikt XVI. hat an diesem Freitag zum Abschluss der Generalversammlung der Caritas Internationalis die Teilnehmer auf deren Verantwortung gegenüber der Kirche hingewiesen. Am Donnerstag ist der Franzose Michel Roy zum neuen Generalsekretär der Caritas Internationalis gewählt worden. Der 56-Jährige, der bisher für die Lobby-Arbeit der französischen Caritas verantwortlich war, hat die meisten Stimmen der Generalversammlung in Rom bekommen. Der Wirtschafts- und Sprachwissenschafter tritt damit die Nachfolge von Lesley-Anne Knight an, die auf Wunsch des Vatikans nicht zu einer erneuten Wahl angetreten war.
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