Die Glosse

Rauschheim in der ersten Hitze 2011

Lieber Joseph,

mir kommt der Regensburger Bischof Müller wie ein Hobbyholzfäller vor. Wo der einen großen Baum sieht, übermannt den die Lust, ihn abzuholzen. Ein solcher Trieb hat den Müller auch gegen unseren früheren Kultusminister Hans Maier fortgerissen.

Joseph, Du wunderst Dich, dass ich als Gewerkschafter und SPD-Mitglied den CSU-Mann „unseren“ Minister nenne. Er war eben so groß, dass er über alle CSUler hinausgewachsen ist, und darum hat er auch uns imponiert.

Vielleicht hast Du es mitbekommen, auf diesen aufrechten Katholiken ist der Bischof mit dem Beil los, indem dass der dem Maier verboten hat, den Regensburger Diözesanen aus seiner Autobiographie „Böse Jahre, gute Jahre“ vorzulesen. Er hat ihm schwuppdiwupp alle kirchlichen Räume vor der Nase zugesperrt. Der Grund für diese Schikane wär, der Maier tät sich für das von unserem bayerischen Papst verbotene Donum vitae einsetzen. Joseph, Dir, der Du immer noch den Hang hast, Bischöfen nachzulaufen, zur Erinnerung: Donum vitae ist der Verein von engagierten Katholiken, der wo unfreiwillig schwanger gewordenen Frauen, die wo nicht mehr ein noch aus wissen, hilft. Mein Enkel Karsten, mein Sonnenschein, der wäre ohne Donum vitae nicht auf die Welt gekommen. Manchmal, also nicht oft, können auch sie, trotz größtem Einsatz, die Mutter samt dem Vater nicht von einer Abtreibung wegbringen. Dann sind die Donumvitianer immer ganz deprimiert und stellen notgedrungen den Beratungsschein aus, der die Abtreibung ermöglicht. Von dem Ernst der Leute von Donum vitae versteht der Müller nicht die Bohn, und trotzdem nimmt er es sich heraus, Donum vitae als ein System zu verunglimpfen, „das dem gewaltsamen Tod Ungeborener die Türen öffnet“. Als wie wenn diese Leute die Schwangeren in die Abtreibung hineinkomplimentieren täten.

Dadrauf ging der Protest los: Rita Waschbüsch, die Bundesvorsitzende vom Donum-Vitae-Verein, vor Jahren Ministerin im fernen Saarland und - wie auch der Hans Maier seinerzeit - Vorsitzende der katholischen Laien von ganz Deutschland, dem Zentralkomitee, geriet gegen den Müller derart in Rage, daß sie vor der Zeitung
über die Gefühllosigkeit dieses holzenden Bischofs geklagt hat: „Es tut mir weh, dass ein Mann, der für die Kirche gestritten hat, so schäbig behandelt wird.“ Und
obendrauf tritt sie dem Müller wegen diesem Angriff gegen den Hans Maier nochmals kräftig ans Schienbein: solche Attacken täten die Kirche lächerlich machen. Und es ist ja tatsächlich so!

Erinnere Dich an den letzten Brief vom Apotheker wegen dem Müller seiner üblen Nachrede! Wer so mit Ehrabschneidung Glaubensbrüder sogar von der Kanzel herunter kämpft, der ist kein Hirte seiner Herde, eher ihr Diktator.

Joseph, diese CDU-Frau hat Mumm! Der könnt ich als Sozi um den Hals fallen!

Also bis zum Stammtisch am Donnerstag, zu dem auch wieder einmal der Apotheker kommen will.

Dein Freund Sepp, der so einen Holzfäller wie den Müller, der alles stark Gewachsene niedermachen will, in keiner Gewerkschaft je angetroffen hat.

P.S.: Joseph, mir scheint, aus Schiss vor Frauen wie der Rita Waschbüsch hat der Müller ein saudiarabisches Verhältnis zu Frauen. Wie klug und nett Frauen sein können, weiß der Bischof wegen seines Zölibates leider nicht.

Noch ein P.S.: Joseph, dass Dir der Horst Hohmann sogar aus Brasilien schreibt, macht auch mich stolz, sehen wir doch, dass unsere Anliegen rund um die Welt verstanden werden. Aber der Bischof aus der Nähe begreift in seiner Selbstherrlichkeit nicht, worum es uns geht, nämlich um die Glaubwürdigkeit unserer Kirche.


© imprimatur November 2011
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