Zum ersten Mal in der Geschichte des indischen Katholizismus versammeln sich die Laien zu einer Synode. Sie sind die Bevormundung und den mangelnden Respekt durch den Klerus satt und drängen auf eine stärkere Beteiligung von Frauen und Männern an den Entscheidungen und Aktivitäten ihrer Kirche.
In Rom wird die indische Kirche als fruchtbare Brutstätte hoch geschätzt: wegen der Heerscharen von Neupriestern und Nachwuchsnonnen, die sie produziert. Überhaupt haben die rund 18 Millionen indischen Katholiken den Ruf, ein besonders braver, folgsamer Teil der katholischen Weltkirche zu sein. Das scheint sich gerade zu ändern. „Das Empowerment, die Stärkung der Laien in Indien, war bislang nur Kosmetik", sagt Remy Denis, Präsident der „Gesamtindischen Katholischen Union" (AICU), einer von der indischen Bischofskonferenz anerkannten Laienvereinigung, die die Synode vorbereitet. Die Rolle der Laien beschränke sich derzeit auf den Auftrag, die Heilige Kommunion auszuteilen, wenn dafür gerade kein Priester zur Verfügung stehe. Eine aktive Teilnahme der katholischen Männer und Frauen etwa in „Finanzmanagement und Verwaltungsaufgaben", wie sie der Rechtskanon der Kirche vorsehe, seien bislang ignoriert worden, kritisiert Denis. „Mit der Synode wollen wir das Bestreben der Laien in Gänze sichtbar machen, damit wir unsere Rolle als verantwortlicher Teil im Leben und Wachsen der Kirche wahrnehmen können."
Die Laien werfen dem Klerus der jeweiligen Ortskirche mangelnden Respekt gegenüber den katholischen Gläubigen und deren Bevormundung vor. Die Vision des Zweiten Vatikanischen Konzils als ’Volk Gottes’ sei „durch die Betonung der hierarchischen Struktur der Kirche gewissermaßen negiert worden und habe es verursacht, dass die Mehrheit des Volkes Gottes passiv und an der Mission der Kirche nicht beteiligt ist“, schreibt die indische Theologin Virginia Saldanha im Vorfeld der Synode. Und in einem Fragebogen an die Katholiken des Landes, den die AICU auf dem gesamten Subkontinent verbreitete, heißt es: „In Zeiten sich jagender Schlagzeilen reicht es nicht aus, sich auf Regeln und Leitlinien auszuruhen, die vor 50 Jahren gemacht wurden. Die Kirche braucht ein neues Pfingsten, ein frisches Ausgießen des Heiligen Geistes, ein Heutigwerden, wie Johannes XXIII. sagte.“ Mit dem Fragebogen will das Vorbereitungsteam den Kenntnisstand der indischen Laien bezüglich ekklesiologischer und kirchenstruktureller Fragen erheben, aber auch ihre Haltung zu moralischen Fragen wie Familienplanung und Abtreibung oder zu soziologischen Themen wie Akzeptanz von Christen aus der Kaste der sogenannten „Unberührbaren" abfragen. Die Synode findet vom 10. bis 12. Februar 2012 in Kalkutta statt.
Aus: „Kontinente“ – Missio-Magazin, Nr. 11/12, 201
Sagen Sie uns Ihre Meinung zu diesem Artikel!
Bitte füllen Sie die folgenden Felder aus, drücken Sie auf den Knopf "Abschicken" und
schon hat uns Ihre Post erreicht.