Trotz Bischofsdrohung: Selbstbewusstes Auftreten der US-Reformbewegungen

Rund 2000 reformorientierte Katholiken sind der Einladung des „American Catholic Council“, der Dachorganisation der Kirchenreformbewegungen in den USA, zu einer Konferenz in Detroit am Pfingstwochenende 2011 gefolgt. Der Erzbischof von Detroit, Allen Vigneron, hatte bereits im Vorfeld seinem Klerus in einem Brief die Teilnahme an den liturgischen Feiern unter Androhung der Amtsenthebung verboten.

Der 78-jährige pensionierte Priester Bob Wurm zeigte sich davon unbeeindruckt und feierte die abschließende Messe mit den Tagungsteilnehmern. Nach Angaben der Veranstalter waren auch Dutzende weiterer Priester unter den Mitfeiernden. Thematisch stand bei dieser Pfingstsonntagsmesse der Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils im Mittelpunkt.

Ein Sprecher der Diözese erklärte nach der Feier, dass „dieser Gottesdienst mehrere schwere liturgische Missbräuche“ enthalten habe und „deshalb eine genaue Untersuchung“ nach sich ziehen werde.

Wurm sagte der Presse gegenüber, dass er von dem bischöflichen Verbot gewusst habe, aber er mache sich keine Sorgen über eine Bestrafung. „Ich glaube nicht dass irgendetwas geschieht. Außerdem bin ich älter als er (Vigneron)“, so Wurm.

Die Messe war der Schlusspunkt einer Konferenz von Reformkatholiken, die sich klar gegen den restaurativen Kurs des Vatikans gestellt hatte. An der Spitze der angesprochenen Themen stand die Forderung nach der Frauenordination sowie nach der Gleichberechtigung für Frauen in der Kirche, gefolgt von der Forderung nach gerechter Behandlung von homosexuellen Partnerschaften. Es wurde ein Zehn-Punkte-Forderungsprogramm nach Rechten und Verantwortlichkeiten verabschiedet, mit dem vor allem mehr Demokratie in der Organisation der Kirche verlangt wird.

Das „Priestertum aller Gläubigen“ wurde spürbar, als bei der Messe der Priester die Wandlungsworte sprach und hunderte Mitfeiernde laut in sein Gebet mit einstimmten, was im Programm nicht vorgesehen war.

Niemand scheint auf Reformen „von oben“ zu hoffen, aber viel Hoffnung für die Zukunft der Kirche geht von zahlreichen neuen unabhängigen Gemeinschaften aus, wie zum Beipiel den „Roman Catholic Women Priests“ oder von verschiedenen ökumenisch orientierten Basisgemeinden.

Die US-Kirchenreformer zeigen gegenüber der Hierarchie ein starkes Selbstbewusstsein und niemand scheint sich vor deren Drohungen zu fürchten. Am deutlichsten hat dies Sr. Maureen Fiedler SL - nach Eigendefinition eine Veteranin der Kirchenreform - zum Ausdruck gebracht: „Exkommunikation - was ist das?“

Aufgefallen ist aber auch der Umstand, dass unter den Konferenzteilnehmern kaum junge Leute und fast nur Weiße zu sehen waren.

Zeitgleich fand in einem Vorort von Detroit auch eine konservative Gegenveranstaltung unter dem Schutzschirm des Erzbischofs statt. Dort wurde gegen Abtreibung, Empfängnisverhütung, Yoga und die Homosexuellenbewegung gewettert.


© imprimatur Januar 2012
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