Leserforum
Rückblick auf Papstbesuch
Die Papstvisite ist längst wieder aus den Massenmedien verschwunden. Schon kurz nach seiner Heimreise nach Rom ist von dem Besuch nichts mehr in den auflagestarken Zeitschriften zu lesen noch bei bekannten Sendern zu sehen. Dies hat verschiedene Gründe, die teilweise auch bei unserem Papst selbst zu suchen sind. Auf einen davon möchte ich hier näher eingehen. Bei seiner Rede im Bundestag hat Benedikt XVI. gesagt: „Ich würde sagen, dass das Auftreten der ökologischen Bewegung in der deutschen Politik seit den 70er Jahren zwar wohl nicht Fenster aufgerissen hat, aber ein Schrei nach frischer Luft gewesen ist und bleibt, den man nicht überhören darf und nicht beiseite schieben kann, weil man zu viel Irrationales darin findet. Jungen Menschen war bewusst geworden, dass irgend etwas in unserem Umgang mit der Natur nicht stimmt."
An diesem Text möchte ich einfach ein paar Wörter durch andere ersetzen: ökologisch durch kritisch, Politik durch Kirche, Natur durch Evangelium. Der umgestaltete Text lautet dann: „Ich würde sagen, dass das Auftreten der kritischen Bewegung in der deutschen Kirche seit den 70er Jahren zwar wohl nicht Fenster aufgerissen hat, aber ein Schrei nach frischer Luft gewesen ist und bleibt, den man nicht überhören darf und nicht beiseite schieben kann, weil man zu viel Irrationales darin findet. Jungen Menschen war bewusst geworden, dass irgend etwas in unserem Umgang mit dem Evangelium nicht stimmt."
Das hat der Papst natürlich nicht gesagt. Er wird es wahrscheinlich nie sagen. Genau deshalb wollen ihm viele nicht mehr zuhören. - Die Medien zeigen, was die Leute interessiert. Diesen Besuch interessiert sie nicht mehr.
Theo Thilmann
Titelwirtschaft im Bistum Trier
Im Newsletter des Bistums Trier vom 7.11.11 wurde mitgeteilt, dass die Rektoren der 2 Priesterseminare in Trier und Lantershofen vom Papst zu „Kaplänen seiner Heiligkeit“ ernannt worden seien.
Wer glaubt, dass der Papst selbst bei seinem Zuwachs an „Kaplänen seiner Heiligkeit“ Hand angelegt hat, wird selig. Die nicht nachlassende monsignoral - klerikale Selbstbeweihräucherung mit Titeln uralter Art stinkt zum Himmel.
Da lohnt es, wieder in das kleine Buch von P. Bernhard Häring zu schauen: „Es geht auch anders“. 1993 schrieb der weltbekannte Moraltheologe, Redemptoristenpater und Konzilsberater mit 81 Jahren: „Nachdem er (Johannes XXIII) Papst geworden war, führte der ’Osservatore’ die übliche Redensart fort: „Wie wir von den erhabenen Lippen seiner Heiligkeit vernehmen konnten“. Johannes ließ den Redakteur kommen und wies ihn an: „Hören Sie auf mit diesem Unsinn und schreiben Sie. ’Der Papst sagte’.“ (S.45)
1963 war P. Häring von Papst Paul VI. zum Exerzitienprediger bestellt.
„Ich fragte nach der Anredeformel, (der Papst) ließ mich wissen: „Ich verbiete Ihnen, die kostbare Zeit mit unnützen Titeln zu vergeuden.“ (S.46)
Weiterhin berichtet Häring, dass sich gegen Ende des Konzils mehrere Hunderte von Kardinälen und Bischöfen verpflichteten, „alle unevangelischen Titulaturen“ (S.46) abzuschaffen.
Ich habe immer noch die Hoffnung, dass Bischof Ackermann endlich den Unsinn unnützer Titel stoppt. Härings Einschätzung trifft nach fast 20 Jahren immer noch den Nagel auf den Kopf: „Vermutlich wäre die Krise in der nachkonziliären Zeit ganz anders, heilsamer verlaufen, wenn das Konzil deutlich und einhellig jedem Imponiergehabe einen verdienten Abschied gegeben hätte.“ (S.46)
Martin Münster, Pfr.i.R., St. Wendel
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