Heribert Hürter
Die Monsignoritis breitet sich aus

Wieder traf sie zwei Priester aus dem Bistum Trier, die Monsignoritis. Die Bistumszeitschrift Paulinus brachte diese erschütternde Meldung diesmal nicht wie bisher auf der ersten Seite der Ausgabe 2/2012, sondern schamhaft wegen der allgemeinen Kritik am Titelrausch im Bistum auf der elften Seite, weil die Leser bis dahin meist schon eingeschlafen sind.

Der Ursprung der Krankheit ist noch nicht erforscht und liegt weiterhin im Dunkeln. Befallen von ihr werden ausschließlich Priester, gleich welchen Alters, deren Kennzeichen Angepasstheit, Ehrgeiz und Kritiklosigkeit sind. Die Symptome dieser Krankheit sind: Unterwerfung statt Entfaltung, Disziplin statt Kreativität, Tradition statt Innovation (frei zitiert nach einem Beitrag von Dr. Ralf Miggelbrink, Professor für Systematische Theologie in Essen über den Konformismus in der Kirche, den der Paulinus immerhin auszugsweise in derselben Ausgabe auf der ersten Seite als „Zitat der Woche“ bringt, und den man übertragen könnte auf die von der Monsignoritis Befallenen).

Den früheren Bischöfen Stein und Spital war es mit Hilfe des Priesterrates gelungen, die Monsignoritis im Bistum Trier mit dem Hinweis auf den armen Wanderprediger Jesus aus Nazareth auszurotten. Unter ihrem barocken Nachfolger Marx flackerte sie wieder auf und erlebt unter dem jetzigen Bischof Ackermann eine ungeahnte Blüte.
Die Monsignoritis bewirkt bei den Monsignori gewaltige Degradierungen. Aus Pfarrern, Dechanten, Abteilungsleitern, Domkapitularen werden Kapläne, wenn auch „Kapläne seiner Heiligkeit“, obschon diese Heiligkeit wahrscheinlich kaum einen seiner Kapläne kennt. Aber was gibt man nicht dafür, um zusammen mit dem Bischof, alle mit gefrorenem Lächeln, im Bistumsblatt den staunenden Lesern entgegen zu strahlen.

Allerdings ein Problem ergibt sich: Was soll der Bischof tun, wenn bei sinkender Priesterzahl nach Abzug der Unwilligen oder Unwürdigen, wie zum Beispiel den Herausgebern von imprimatur, das dem Bistum von Rom zugeteilte Deputat an kostspieligen Titeln die Zahl der Interessenten übersteigt?

Der Vorschlag von imprimatur lautet: Man könnte in diesem Fall die Titel posthum verleihen, was immerhin den Vorteil hätte, dass sich die verstorbenen Priester nicht wehren könnten und sich von selbst ein unerschöpfliches Reservoir an möglichen Aspiranten ergäbe.

Jedenfalls bietet imprimatur seine Mitarbeit bei der Lösung dieses schwierigen Problems an!


© imprimatur März 2012
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