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Die Last des Papstes
"Kein vernünftiger Mensch will Bischof werden." So sagte vor Jahrzehnten ein brasilianischer Kardinal während eines deutschen Katholikentages.
Er und seine Nachfolger spürten offensichtlich die Last ihres Amtes. Einer von ihnen war dauernd so gebückt, so dass jemand, der auch nur eine kleine Ahnung von der antiken Mythologie hatte, unweigerlich an Atlas denken musste; an jene Gestalt, die den Himmel – oder in einer andern Version – die Erdkugel auf seinen Schultern trug.
Wenn ein "gewöhnlicher" Bischof schon so schwere Lasten tragen muss, wie muss es dann dem "Bischof aller Bischöfe" gehen, den wir Papst nennen? Er trägt (!) die Verantwortung für 2.945 Diözesen. Unvorstellbar, diese Last!
So schreibt kipa im „Seitenschiff“ humorig.
Papst Benedikt XVI. muss zu allem Überfluss gemäß neueren Medienberichten noch eine ganz andere Last tragen: nämlich seine feierlichen Messgewänder, die nach gut unterrichteter Quelle "aus schweren Textilien" bestehen. Darum muss man sich nicht wundern, dass der 84-Jährige für nicht ganz kurze Strecken sich einer fahrbaren Plattform bedient.
Vielleicht gäbe es wenigstens für die letztgenannte Belastung eine Lösung: sich von allzu schweren Prunkgewändern trennen! Es täte überdies dem leicht verstaubten Image des Papstes gut. Und auch für andere bischöfliche und päpstliche Belastungen wäre ein Patentrezept denkbar: Kompetenzen abgeben! Auch dies wäre nicht nur für die Würden-Träger heilsam.
Präfekt der Bischofskongregation: Welche Bischöfe wir heute brauchen...
Kardinal Marc Quellet, früherer Erzbischof der kanadischen Diözese Quebec, ist seit einem Jahr Präfekt der Bischofskongregation im Vatikan und schlägt als solcher die neu zu ernennenden Bischöfe vor. In einem Interwiew mit „Avvenire“, der Zeitung der italienischen Bischofskonferenz, nannte er die seiner Meinung nach hierfür nötigen Kriterien: Heute brauchen wir Bischöfe, die papsttreue Theologen und vor allem öffentliche Verkündiger und Verteidiger des Glaubens sind. Öfter, als er erwartet hätte, nehmen ausgewählte Kandidaten das Bischofsamt nicht an, erzählt er. Gründe seien die wachsenden Schwierigkeiten beim Erfüllen dieser Rolle, in einer Gesellschaft, wo Bischöfe vermehrt öffentlich angegriffen würden, als Ergebnis der Missbrauchsskandale. Bei Karrieremanövern empfiehlt Quellet, es sei „besser für ihn, zu bleiben, wo er ist.“
Kardinal Quellets Kriterien und Anforderungsprofil an einen Bischof von heute lauten: „Heute, besonders im Kontext unserer säkularisierten Gesellschaften, brauchen wir Bischöfe, die die ersten Evangelisatoren sind, und nicht bloße Verwalter der Diözesen. Die fähig sind, das Evangelium zu verkünden. Die nicht nur theologisch dem Lehramt und dem Papst treu sind, sondern auch in der Lage sind, den Glauben öffentlich darzulegen und, wenn nötig, öffentlich zu verteidigen.“
Der italienische Vatikanist Sandro Magister nennt in der Zeitung "L'Espresso" Beispiele von Bischofsernennungen unter der Ägide Quellets, bei denen diese Kriterien deutlich zu Tage getreten seien: Etwa Angelo Scola als Erzbischof von Mailand, theologisch von Hans Urs von Balthasar und Joseph Ratzinger geprägt, sei in den säkularen Medien sehr präsent, und zwar in vollem Einklang mit Papst und Lehramt. Charles J. Chaput als Erzbischof von Philadelphia sei ein furcht- und kompromissloser Verkünder und Verteidiger des Glaubens und sei als zweiter auf der Liste des Nuntius ausgewählt worden. Magister nennt außerdem auch Bischof Ivo Muser von Bozen-Brixen.
Abgestraft
Das Erzbistum Paderborn will gegen einen amtsenthobenen Priester rechtlich vorgehen. Der Geistliche hatte am Vorabend des Deutschlandbesuches Papst Benedikts XVI. illegal eine Messe zelebriert. Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker will in Rom die Versetzung des Amtsenthobenen in den Laienstand beantragen. Dieser hat Ende der 90er Jahre sein Priesteramt niedergelegt. Da er in einer homosexuellen Lebenspartnerschaft lebt, wirft ihm Erzbischof Becker einen schwerwiegenden Verstoß gegen sein Weiheversprechen vor. Zudem spendet der Geistliche weiterhin Sakramente, was ihm aufgrund seiner Amtsenthebung kirchenrechtlich verboten ist.
Zeitenwende
Bernhard Vogel, CDU-Politiker und ehemaliger Ministerpräsident,
am 25. November 2011 in der Katholischen Akademie in Berlin:
„Wir sind auf Initiative von Bischöfen in die Parteien gegangen.
Nun sollen wir uns zu kirchlichen Fragen nicht mehr äußern, weil
wir in der Politik aktiv sind. Aber auch wir sind Kirche.“
„Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt...“
Mit Scham und Schmerz reagieren die Bischöfe und Ordensoberen in den Niederlanden auf den Abschlussbericht über kirchliche Missbrauchsfälle. In ihrer Erklärung sprechen sie von der Schuld der Täter, aber auch der kirchlichen Vorgesetzten, die sich im Umgang mit solchen Fällen nicht zuallererst von der Sorge für die Opfer leiten ließen. Jetzt wollen sie für Entschädigungen und andere Hilfen für die Opfer sorgen.
Die unabhängige Untersuchungskommission hatte die Jahre 1945 bis 2010 im Blick. Mehrere zehntausend Minderjährige seien an kirchlichen Einrichtungen der Niederlande Opfer von sexuellen Übergriffen geworden. Das Ausmaß dieser Übergriffe sei zwar „prozentual betrachtet relativ gering, aber an den absoluten Zahlen gemessen ein großes Problem“.
Der frühere Erzbischof von Utrecht, Kardinal Adrianus Johannes Simonis, anerkennt in einer Stellungnahme, „dass aus Sicht der Regierung auch unter meiner Verantwortung auf einige Fälle nicht adäquat reagiert worden ist“. Das erfülle ihn „mit großer Bitterkeit“. Kardinal Simonis bezieht sich auch auf ein Interview vom März letzten Jahres; darin hatte er auf die Frage, ob die niederländischen Bischöfe von Missbrauchsfällen an kirchlichen Einrichtungen wüssten, mit Nein geantwortet.
Eine Frage des Anstandes
Der Passauer Bischof Wilhelm Schraml hat die Vorschläge des Tübinger Theologen Hans Küng zu kirchlichen Reformen zurückgewiesen. Küngs Empfehlung an die Gemeinden, auch ohne Priester Eucharistie zu feiern, sei gleichbedeutend mit einem „Abfall vom Glauben“, betonte Schraml. Der Bischof tadelte auch das Verhalten Küngs gegenüber dem Papst. Es „tut weh, wie hart und ungerecht er mit seinem früheren Freund Joseph Ratzinger umgeht“, befand Schraml. Dies sei „auch eine Frage des Anstands“. Küng habe „jede vernünftige Gesprächsbasis verlassen“.
Kritik äußerte der Bischof auch am Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück. Dessen Warnung vor Resignation, sollte es im Zuge des Dialogprozesses zwischen Bischöfen und Laien in Deutschland in den nächsten drei Jahren nicht zu konkreten Veränderungen kommen, wecke eine Erwartungshaltung, die er für gefährlich halte. Im Dialogprozess müsse es vor allem um Glaubensfragen gehen, so der Bischof.
Der Papst im Gefängnis
Eine Gefängnisbewohnerin sagt: Wir sind gefallen und haben dem Nächsten Schlechtes getan, aber wir sind dabei wieder aufzustehen. Man spricht zu wenig von uns, und manchmal tut man es in einer so abschätzigen Weise, als wolle man uns aus der Gesellschaft eliminiern.
Dazu Benedikt XVI.: "Ja, Sie haben wirklich denkwürdige Worte gesprochen. Wir sind gefallen und wir sind hier, um wieder aufzustehen: das ist wichtig, Mut haben wieder aufzustehen und weiterzugehen mit der Hilfe des Herrn und mit Hilfe der Freunde. ..
Sie haben auch gesagt, dass abschätzig über sie gesprochen wird. Leider ist das wahr. Wir müssen ertragen, dass andere schlecht von uns sprechen, man spricht auch sehr abschätzig über den Papst und doch, wir gehen weiter..“.
Kirchen mit Schwundpotential
Die großen Kirchen stehen nach Ansicht von Experten vor einem weiteren Mitgliederschwund. Rund 2,4 Prozent der Katholiken und Protestanten über 14 Jahren seien entschlossen, aus ihrer Religionsgemeinschaft auszutreten, schreibt der Geschäftsführer des Heidelberger Sinus-Instituts, Bodo Flaig, in einem Gastbeitrag für die Zeit-Beilage „Christ und Welt“. Nehme man den Anteil der Christen hinzu, die über einen solchen Schritt nachdächten, ergebe sich ein „Schwundpotenzial“ von mehr als 5,5 Millionen Menschen, ergänzt Flaig. Dabei beruft er sich auf eine bislang unveröffentlichte repräsentative Studie, die sein Institut im Oktober durchführte.
Meisner und der Rücktritt
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat Bundespräsident Christian Wulff den Rücktritt nahegelegt, falls die Vorwürfe gegen ihn zutreffen. Wenn ihn als Kirchenmann solche Anschuldigungen zu recht treffen würden, „müsste ich meinen Hirtenstab abgeben, dann müsste ich resignieren“, so Meisner wörtlich in einer WDR- Fernsehsendung. In diesem Falle müsste er sein Versagen eingestehen und sagen: „Ich bin ein armer Sünder.“ Zugleich betonte der Erzbischof, dass er nicht beurteilen könne, ob die Vorhaltungen gegenüber Wulff zutreffen. Weiter sagte Meisner, dass er den Bundespräsidenten nicht darum beneide, in dieser Situation die Weihnachtsansprache halten zu müssen.
Streit an der Krippe
In der Bethlehemer Geburtskirche ist es zu handfesten Streitigkeiten zwischen griechisch-orthodoxen und armenischen Geistlichen gekommen. Die Männer hatten sich gegenseitig vorgeworfen, die Grenze zwischen den Abschnitten der jeweils anderen Gruppe überschritten zu haben. Die Priester und Mönche gingen mit Besenstielen aufeinander los. Die palästinensische Polizei konnte sie auseinander treiben. Die verschiedenen Glaubengemeinschaften besitzen in der kleinen Geburtskirche je einen Abschnitt, den sie auf das schärfste verteidigen. Schon in den vergangenen Jahren war es zu ähnlichen Auseinandersetzungen gekommen.
„Widerstand gegen Neuerungen kann prophetisch sein“
Das hat der Grazer Bischof Egon Kapellari an Silvester in
der Predigt gesagt.
Die Kirche in der Alpenrepublik zeigt einen allzu „alarmistischen Umgang
mit Problemen und Defiziten“. Er „rede kein Problem klein“,
doch sei die Kirche keineswegs „gelähmt“, sagte Kapellari.
Die katholische Kirche habe sich seit dem II. Vatikanischen Konzil „wohl
mehr bewegt als fast alle anderen christlichen Kirchen“. Ohne die Pfarrer-Initiative
und deren „Aufruf zum Ungehorsam“ ausdrücklich zu nennen, mahnte
Bischof Kapellari: „Mit dem Prinzip Gehorsam, das selbstverständlich
keinen blinden Gehorsam meint, darf nicht leichtfertig umgegangen werden. Auf
solchem liegt nie ein Segen.“ Der Grazer Bischof und stellvertretende
Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz äußerte aber
auch die Überzeugung, „dass ein Widerstand gegen manche sehr plausibel
erscheinende Veränderungen auch prophetisch sein kann“.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx
sieht keine einfachen Antworten auf die Frage, wie die Kirche seelsorglich mit wiederverheirateten Geschiedenen umgehen soll. Er stellte in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“ fest, dass diese Frage viele Menschen berühre. Die Kirche wolle auch nicht „eine Moral nur des Neins“ vertreten. Sie werde aber „daran festhalten, dass die eheliche Verbindung von Mann und Frau, die offen ist für Kinder, einen besonderen Charakter hat.“ Er könne sich daher nicht vorstellen, dass die Betroffenen „von heute an“ zu allen Sakramenten zugelassen seien. Kritisch äußerte sich Kardinal Marx zu neuen Beschlüssen des Zentralkomitees der deutschen Katholiken: Es sei „nicht hilfreich, wenn die Laienvertreter jetzt ohne die Bischöfe bestimmte theologische Forderungen stellen“. Das Zentralkomitee hatte sich auf seiner jüngsten Sitzung u.a. für das Frauendiakonat eingesetzt.
Bischöfliche Vaterschaft
Der Weihbischof von Los Angeles, Gabino Zavala, ist vorzeitig von seinem Amt zurückgetreten. Wie der Vatikan kürzlich mitteilte, nahm Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsersuchen Zavalas an. Anlass für den Rücktritt soll nach Informationen der katholischen US-Nachrichtenagentur „CNS“ das Bekanntwerden zweier Vaterschaften Zavalas gewesen sein. Der Erzbischof von Los Angeles, Jose Gomes, wandte sich in einem Brief an die Katholiken seiner Diözese. Darin gab er die „traurigen und schwierigen“ Neuigkeiten bekannt und teilte mit, dass Weihbischof Zavala ihn bereits Anfang Dezember über sein Vatersein informiert habe. Seit seinem Rücktrittsgesuch habe Zavala keinen kirchlichen Dienst mehr verrichtet, künftig werde er sich ins Private zurückziehen, heißt es in dem Brief des Erzbischofs. Inzwischen habe die Erzdiözese Kontakt zu der Mutter und den beiden Kindern aufgenommen und ihnen „spirituellen Beistand und finanzielle Hilfe“ angeboten. Der aus dem mexikanischen Tijuana stammende Zavala war seit 1994 Weihbischof der kalifornischen Stadt.
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