Die Pfarrer-Initiative will ihre Kirchenreform-Bestrebungen "globalisieren". "Noch in diesem Jahr" werde man eine internationale Organisation gründen, kündigte Mit-Initiator Helmut Schüller am Wochenende an. Schon jetzt komme Unterstützung aus aller Welt für die von Österreich ausgegangene Reformbewegung.
Solidaritätserklärungen kämen von australischen Bischöfen, deutschen Pfarrern bis hin zu französischen Priester, die für die Anliegen wie Änderung der Zulassungsbedingungen zum Priesteramt sogar eine eigene Homepage eingerichtet hätten. Dem soll nun laut Schüller ein Zusammenschluss auf internationaler Ebene folgen.
Dass "heiße Eisen" wie Zölibat und Priesterweihe für Frauen nur weltkirchlich zu klären seien, lässt der ehemalige Wiener Generalvikar und Caritas-Präsident nicht gelten. Die römisch-katholische Kirche etwa in Asien und Südamerika würde in zwanzig Jahren mit denselben Problemen konfrontiert sein wie jene in Mitteleuropa. "Ich glaube, dass wir hier eine Art Zukunftslabor sind", so Schüller.
Durch den internationalen Zuspruch, so ist sich Schüller sicher, werde man auch innerkirchlich längst nicht mehr als "Spinner" aus Österreich wahrgenommen, wie es vielleicht am Anfang der Fall gewesen sei.
Einflussreiche Zirkel wie "Opus Dei" oder die "Legionäre Christi" sieht Schüller als Haupthindernisse für Reformen in der Kirche - gar nicht unbedingt den Papst persönlich. Ein starker Papst könne freilich das derzeitige "System", das Schüller mit einer "absolutistischen Monarchie" verglich, ändern.
Mehrere österreichische Bischöfe hatten inzwischen in Rom ein 'Geheimtreffen' mit Vertretern der römischen Kurie. Unter den österreichischen Bischöfen waren der Wiener Kardinal Christoph Schönborn, der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser, der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari und der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng.
Gesprächsthema mit verschiedenen Vertretern der römischen Kurie war die antirömische "Pfarrerinitiative". Die Gruppe hatte mit dem "Aufruf zum Ungehorsam" im vergangenen Jahr für einen gewissen medialen Wirbel in Österreich gesorgt, die österreichische Bischofskonferenz hatte den Aufruf mehrfach kritisiert.
Der Sprecher der Bischofskonferenz bestätigte dem KURIER das Treffen. Über das Ergebnis der Beratungen herrschte vorerst Stillschweigen. Weder Kardinal Christoph Schönborn noch die Diözesanbischöfe Egon Kapellari und Klaus Küng sowie der Apostolische Nuntius, der Gesandte des Papstes in Wien, wollten sich äußern. Was dennoch durchsickerte: Das Treffen werde „keine dramatischen Folgen“ haben. Und: Die Bischöfe hätten auch „keine Hausaufgaben mitbekommen“.
Paul Wuthe, der Sprecher der Bischofskonferenz, versuchte dem Treffen nicht zu viel Bedeutung beizumessen: „Es war ein Arbeitsgespräch, wie es regelmäßig vorkommt.“ Dabei sei die Situation der Kirche in Österreich besprochen wurde – und dabei sei man eben auch auf die Pfarrer-Initiative gekommen.
„Ich habe von dem Treffen erst aus den Medien erfahren“, sagt deren Obmann, Helmut Schüller, zum KURIER. Kardinal Schönborn habe ihm gegenüber im Herbst angedeutet, dass die Glaubenskongregation einmal über die Pfarrer-Initiative beraten werde – „aber ob’s das jetzt war, weiß ich nicht.“
Dass sich der Vatikan so intensiv mit der österreichischen Pfarrer-Initiative beschäftigt, beunruhigt Schüller nicht. Ganz im Gegenteil: „Wir freuen uns, dass sich der Papst und die Weltkirche mit unseren Anliegen auseinandersetzen. Vielleicht kommt da ja endlich etwas in Gang!“
Angst vor Konsequenzen – Stichwort Exkommunikation – hat Schüller nicht. „Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Dazu haben wir eine viel zu breite Unterstützung der Kirchenbasis.“
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