Neues Gotteslob mit Zensur?

Die in letzter Zeit bekannt gewordenen Neuigkeiten zum in oberster Geheimhaltungsstufe gehandelten Projekt "Neues Gotteslob" haben den offensichtlich zu erwartenden Geist schonungslos enttarnt: Dieses neue Gebet- und Gesangbuch werde beispielsweise das vielen Gemeinden vertraute ökumenische Lied "Ich steh' vor dir mit leeren Händen, Herr, fremd wie dein Name sind mir deine Wege" von Huub Oosterhuis (GL 621, entstanden 1964; Mel. Bernard Huijbers) nicht mehr enthalten. Aber nicht nur das: Alle Gebete und Lieder(texte) dieses Theologen würden der römischen Zensur augenscheinlich zum Opfer fallen.

Der spirituell berührende Gesang GL 621 kann - und erfahrene Seelsorger und Kirchenmusiker wissen das zu schätzen - sehr komplexe pastorale und liturgische Situationen tröstlich in Worte und Töne fassen und vor allem transformieren. Die Sehnsucht nach Gott und seinem Trost wird in "Ich steh' vor dir" überzeugend artikuliert. Wer wollte dieses allen Ernstes bestreiten? Der Hintergrund der theologisch und pastoral absurden Entscheidung der Gotteslob-Funktionäre liegt allerdings im Kirchenpolitischen, denn der seit 1970 verheiratete ehemalige Priester und Jesuit Oosterhuis (*1933) ist ultra-konservativen Kräften der katholischen Kirche selbstverständlich ein Dorn im Auge.

Es macht keinerlei Unterschied aus, ob Oosterhuis im vorauseilenden Gehorsam durch die Gotteslob-Kommission zensiert wird oder ob man das Projekt in Rom zur Vorlage bringt und devot auf die sichere Zensur wartet.

So entsteht die eindringliche Frage, ob sich der einflussreiche erzkonservative Teil der deutschen Bischöfe nach dem Vorbild einiger niederländischer Hardliner durchzusetzen vermag. Das heutige Gotteslob enthält sechs Lieder von Huub Oosterhuis.


© imprimatur Juli 2012
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