Freiburger Priester und Diakone werden

In einem Aufruf einer Gruppe von Priestern und Diakonen an alle Kollegen in der Erzdiözese heißt es u.a.:

Im vergangenen Jahr haben 302 Priester und Diakone unserer Erzdiözese durch Ihre Unterschrift das Memorandum der 311 Theologieprofessorinnen und –professoren unterstützt. Viele Mitbrüder haben aus unterschiedlichen Gründen nicht unterschreiben können oder wollen. Oft waren es einzelne Fragen, die sie anders sehen oder gelöst wissen wollten.

Am 19. März 2012 trafen sich über 60 Mitbrüder aus dem Kreis der Unterzeichner in der Kath. Akademie Freiburg zu einem offenen Austausch.

Die vielen intensiven Gespräche dieses Treffens waren von einer großen Betroffenheit und Sorge bestimmt, mit der die Mitbrüder von der Not unserer Gemeinden, vieler einzelner Menschen, der Ehren- und Hauptamtlichen und nicht zuletzt von uns Priestern und Diakonen selbst berichteten. Dass uns allen diese Sorge um die Zukunft unserer Kirche ein zutiefst geistliches Anliegen ist, zeigte sich auch darin, dass immer wieder die Rückbindung zu Christus angesprochen wurde als dem „Weinstock“ der Kirche, von dem getrennt wir „nichts vollbringen“ können. Dieses durchgängige und ermutigende Vorzeichen bestimmte auch die Überlegung am Ende unserer Tagung, wie wir Unterstützer des Memorandums mit dieser bedrängenden Sorge weiterhin umgehen und den notwendigen Dialog in unserer Diözese fördern und verlebendigen können.

Bei diesem Treffen wurden u.a. folgende Punkte besprochen:

Es ist uns wichtig, dass wir als Priester und Diakone erkennbar Stellung beziehen zu der Erneuerung der Kirche und den notwendigen Reformen. Die Menschen in den Gemeinden sollen erkennen, wo wir stehen…..

Konkret solle in einem ersten Schritt durch eine klare Stellungnahme zum Thema „Wiederverheiratete Geschiedene“ – eines der vielen drängenden Themen, die keinen Aufschub mehr dulden, angegangen werden.

Zu entsprechenden Stellungnahmen sollen künftig alle Priester und Diakone in der Erzdiözese eingeladen werden. Wir sehen darin einen Beitrag zur klaren und erkennbaren Beteiligung von uns Priestern und Diakonen am Dialog aus tiefer Sorge um unsere Kirche.

Eine Gruppe von Mitbrüdern wird die Erarbeitung von Texten übernehmen. Künftig sollen sich möglichst viele an der Erstellung von Textvorlagen beteiligen.

In diesem Anliegen hat nun eine Gruppe von Mitbrüdern einen kurzen Text verfasst zum Thema Wiederverheiratet Geschiedene. Diesen Text legen wir hiermit allen Priestern und Diakonen unserer Erzdiözese vor und bitten um Ihre Unterstützung durch ihre Unterschrift:

Wiederverheiratet Geschiedene in unserer Kirche

Mit dem Thema „Wiederverheiratet Geschiedene“ greifen wir aus den Themen des Memorandums der Theologen ein besonders brennendes Anliegen heraus, das keinen Aufschub mehr duldet.

In vielen Dokumenten und Veröffentlichungen sind vielfältige Gründe benannt, weshalb man Menschen, die nach ihrer Scheidung eine neue Bindung eingehen, eine große Wertschätzung ihrer neu eingegangenen Bindung und Treue entgegenbringen muss und sie nicht vom Empfang der Sakramente ausschließen darf.

Sagen, was ist!

Wir bringen mit unserer Unterschrift zum Ausdruck, dass wir uns in unserem pastoralen Handeln gegenüber wiederverheirateten Geschiedenen von der Barmherzigkeit leiten lassen (salus animarum suprema lex). Uns ist bewusst, dass wir damit oft gegen derzeit geltende kirchenrechtliche Vorschriften der römisch-katholischen Kirche handeln.

Wir tragen damit aber der Gewissensentscheidung der betroffenen Menschen und ihrer sich daraus entwickelnden Lebenssituationen Rechnung.

In unseren Gemeinden gehen wiederverheiratet Geschiedene mit unserem Einverständnis zur Kommunion und empfangen das Bußsakrament und die Krankensalbung. Sie sind tätig als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im PGR, in der Katechese und in anderen Diensten.

Bisher leben wir diesen Spagat in der Hoffnung, dass es bald zu einer Entscheidung kommt, die diesen Menschen offiziell und ohne Diskriminierung einen evangeliumsgemäßen Platz in unserer Kirche gibt.

Wir halten eine Neuregelung um der Menschen und unserer Kirche willen für dringend notwendig und wollen diesen Spagat nicht länger aufrecht erhalten und durchtragen.

Zur Zeit der Drucklegung dieser Ausgaben haben ca. 170 Priester und Diakone unterschrieben.

Priester und Diakone der Erzdiözese Freiburg
(Veröffentlichung der Unterschriftsliste ab 29. Mai 2012 unter www.memorandum-priester-und-diakone-freiburg.de)


„Pro-test“ auch bei Kölner Priestern

Seit März 2012 haben sich 12 Priester des Weihejahrgangs 1967 aus dem Bistum Köln der “Pfarrerinitiative in Österreich“ angeschlossen. „Wir freuen uns über Eure Initiative und schließen uns Eurem mutigen Schritt in die Öffentlichkeit an“, so heißt es in einem veröffentlichten Brief, der auch Kardinal Meisner zugeschickt wurde.

„Wir treten Eurer Initiative als Mitglieder bzw. als Unterstützer bei und möchten mit Euch Nein sagen zur De-facto-Auflösung der Gemeinden durch die überall vorgenommenen Strukturanpassungen an die vorhandene Zahl der Kleriker, Nein sagen zu einer immer weiteren Entfremdung von Volk Gottes und Klerus wie auch untereinander.

Weil Schweigen öffentlich als Zustimmung verstanden wird, sprechen wir 50 Jahre nach dem 2. Vatikanum und 45 Jahre nach unserer Weihe mit Euch Euren fünffachen Protest vom Januar 2012 aus.

Er ist ein „Pro-test“ im wörtlichen Sinn: ein „Zeugnis für“ eine Kirchenreform, für die Menschen, deren Seelsorger wir sein wollen, und für unsere Kirche.

Die Krise von Klerus und Kirche wächst aus einer Krise des Glaubens und der Gottesbeziehung. Das Feuer der Tradition Jesu und seiner Apostel muss vielfältig und an vielen Orten mit Leidenschaft gehütet, aber auch neu entfacht werden. Ihr habt eine wichtige Position bezogen. Viele weitere müssen folgen.“

Kardinal Meisner antwortet den Unterzeichnern:

„Ich bestätige den Eingang Ihres Schreibens vom April 2012, das mich am 25. April 2012 erreichte. Als Antwort auf Ihren Brief lege ich Ihnen den Text der Predigt des Heiligen Vaters von der Chrisammesse am 5. April 2012 in Rom bei. Sie gibt thelogisch saubere Antwort auf Ihre Anfragen.“


© imprimatur Oktober 2012
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