Norbert Reck
Körperlich leben

Deine Brüste: wie Gazellenzwillinge, die in den Lilien weiden
Alles an dir ist schön, meine Freundin, Schwester Braut
Wie schön ist deine Liebe, wie viel süßer als Wein
Wie schön sind deine Schritte in den Sandalen, du Edelgeborene
Deiner Hüften Rund ist wie Geschmeide
Dein Schoß ein rundes Becken
Dein Leib ein Weizenhügel, von Lilien umrankt.

Verse aus dem Hohen Lied, voller Poesie und Erotik, und dabei ganz konkret. Sie sind Teil unserer Heiligen Schrift und Teil der Bibel des Judentums. Trotzdem redet man in christlich-kirchlichen Zusammenhängen so nicht von Sexualität. Es wäre sogar irritierend, öffentlich von wohlgeformten Brüsten und Hüften, von einem runden Schoß reden zu hören. Was wäre denn auch mit solchen Worten anzufangen? Dieses Poem hat Christen und Christinnen immer wieder ratlos gemacht. Was ist da eigentlich geschehen: mit dem Christentum, mit der Sexualität, mit uns allen?

Auch im frühen Judentum war es bis zuletzt umstritten, ob dieser Gesang unter die biblischen Bücher aufgenommen werden sollte. Am Ende entschied man sich dafür – zum Glück für uns alle, Juden wie Christen.

Mit Küssen deines Mundes bedecke mich
Süßer als Wein ist deine Liebe
Schön bist du, Geliebter, verlockend
Dein Haupt ist reines Gold
Deine Locken sind Rispen, rabenschwarz
Deine Schenkel: Marmorsäulen
Das ist mein Geliebter
Ja, das ist mein Freund, ihr Töchter Jerusalems.

Schulamit, die junge Frau im Hohen Lied, wurde im Christentum schon bald als Symbol für die Kirche gedeutet, für die Kirche als Braut Christi oder als Seele, die sich nach Gott sehnt. Und der Bräutigam im Lied sollte ein Symbol für Christus oder für Gott sein. Doch konnte dieser Versuch einer religiös-allegorischen Lektüre niemals so richtig überzeugen. Denn wenn der Bräutigam Gott sein sollte, dann war da eindeutig zu viel von seinen herrlichen schwarzen Locken und seinen kräftigen, marmornen Schenkeln die Rede.

In der Leseordnung für den katholischen Gottesdienst kommt das Hohe Lied bei den alttestamentlichen Lesungen nie dran (anders als im Judentum, wo es innerhalb der Pessach-Liturgien seinen festen Platz hat). Was wirklich Gottes Wort für uns ist, das lassen sich Christen offensichtlich nicht von der Bibel sagen – das bestimmen sie lieber selbst.

Jesus von Nazaret hatte damit offenbar weniger Schwierigkeiten. Er erscheint in den Evangelien als ein Mensch, der sich erstaunlich unbefangen zwischen Männern und Frauen bewegte. Unbefangen auch im Umgang mit Frauen, die als sündig oder unrein galten; er ließ sich berühren, erlaubte es, dass eine Frau ihn mit kostbarem Duftöl salbte. Und außer seiner Bemerkung, dass es nicht in Ordnung ist, wenn Männer sich von ihren Frauen einfach trennen, sobald sie keine Lust mehr auf sie haben, gibt es von Jesus keinerlei Aussagen zur Sexualmoral: kein Wort über Selbstbefriedigung, nichts über Homosexualität, keine Silbe über vorehelichen Geschlechtsverkehr usw. Hätte er dazu etwas Besonderes zu sagen gehabt, etwas, das über die üblichen Regeln seiner Zeit hinausginge, dann hätten es die Evangelienschreiber uns sicher überliefert. Aber diese Fragen haben Jesus offenbar nicht sonderlich beschäftigt.

Knapp 150 Jahre später erklärt der Kirchenschriftsteller Tertullian, dass Sexualität zwar leider notwendig, aber im Grunde doch etwas Schlechtes und Sündiges sei. Und noch einen 150-Jahre-Schritt weiter erfährt man vom Heiligen Augustinus, das sexuelle Begehren sei eine Strafe Gottes, eine Strafe dafür, dass die ersten Menschen im Paradies Gott nicht gehorcht hätten. Und diese Strafe würde im sexuellen Akt von Generation zu Generation weitergegeben als Erbsünde[1]. Die mit dem Geschlechtsakt verbundene Lust dürfe nur akzeptiert werden, weil sie der Zeugung von Nachkommen diene.

Fürwahr ein weiter Weg vom Hohen Lied zum Kirchenvater Augustinus und darüber hinaus[2]. Manches hat mit einer bestimmten Dynamik innerhalb des frühen Christentums zu tun (mit der Erwartung, dass der auferstandene Christus sehr bald schon wiederkehre, und mit dem allmählichen Nachlassen dieser Erwartung); vieles aber hängt mit der Ausbreitung des christlichen Glaubens im Mittelmeerraum, im damaligen Römischen Reich zusammen. Das Christentum traf auf Menschen, die bis dahin ganz vom Denken der griechisch-römischen Welt, ihren Religionen und Philosophien geprägt waren. Und natürlich legten sie das nicht alles ab, als sie Christen wurden.

In der damals sehr verbreiteten Philosophie der Stoa ging es stark um Selbstbeherrschung; man wollte sich nicht beherrschen lassen von Ängsten und Gefühlen, von persönlichen, auch körperlichen Bedürfnissen (in einer Zeit, in der gesellschaftliche Institutionen sich auflösten und vieles in die Unsicherheit stürzte); auch alles Sexuelle galt darum als problematisch. Ähnlich im Platonismus, vor allem im Neuplatonismus seit dem 3. Jahrhundert: Das Ewige, das Reich der unveränderlichen Ideen, galt dort als die eigentliche Wirklichkeit; das Irdisch-Vergängliche erschien dagegen als bloßer Schein, als unvollkommenes Abbild der ewigen Ideen. Deshalb galt es als ein gefährlicher Irrweg, sich allzu viel mit dem Irdischen zu beschäftigen, denn alle irdischen Dinge würden ja vergehen – und mit ihnen Essen und Trinken, Existenzprobleme, körperliche Bedürfnisse und natürlich auch die Sexualität. Das alles galt nichts im Vergleich mit dem Ewigen.

Solcherart Denken hat auch die christlichen Theologen immer mehr beeinflusst. Zugleich war der Bereich des Ewigen für sie nahezu identisch mit dem Bereich Gottes – anders übrigens, als dies bei Plato der Fall war. Und weil es den christlichen Theologen darum ging, sich ganz auf Gott auszurichten, sahen sie das Ewige immer mehr in Konkurrenz zum Irdischen. Entweder man diente Gott oder man diente der Welt mit ihren Lüsten und Vergnügungen. Der Kirchenlehrer Franz von Sales sagte im 17. Jahrhundert: „Wenn du von weltlichen Freuden trunken bist, dann bist du zu geistlichen Freuden nicht mehr fähig.“[3] Entweder – oder. Er rät deshalb zu Selbstverleugnung und Entsagung; von den eigenen Bedürfnissen und Gefühlen sollte man sich nicht leiten lassen, nicht einmal beim Gebet. Das größte Wohlgefallen habe Gott an jenem Gebet, zu dem wir uns zwingen und Gewalt antun müssten[4].

So hatte sich allmählich ein Gegensatz zwischen dem Körperlichen, Irdischen, Lustvollen einerseits und dem Göttlichen andererseits herausgebildet. Christsein hieß immer mehr, den eigenen Gefühlen und Wünschen zu misstrauen, den eigenen Bedürfnissen Widerstand entgegenzusetzen. „Geistlich leben“ sollte man, nicht „leiblich“ oder „weltlich“. Angst machte sich breit: Diente man etwa dem Teufel, wenn man den sogenannten weltlichen Freuden nachging? Wurde Gott böse, wenn wir uns um anderes kümmerten als um ihn? Das Christentum wurde eine Religion der Weltverneinung[5].

Kürzlich traf ich einen wichtigen deutschen Theologen, der sagte mir, er habe die meiste Zeit seines Lebens ohne seinen Körper verbracht. Jetzt, im Alter, melde sich der Körper mit allerlei Beschwernissen, und er bereue es, sich nicht etwas mehr um ihn gekümmert zu haben. Ein Männerschicksal: viel Geist, wenig Körper. Aber auch ein christliches Schicksal: ein Leben für Gott, ohne zu bemerken, dass der Körper eigentlich nicht der Feind ist, sondern ein wunderbares Geschenk Gottes. Von solchen Vorstellungen ist das christliche Leben bis heute noch nicht frei.

Dennoch ändert sich das Denken. Offizielle kirchliche Verlautbarungen wissen inzwischen, dass in der Ehe die Liebe den Vorrang vor der Fortpflanzung hat. Für die katholische Sexualmoral war das ein bedeutender Schritt. In meinen Augen ist es lange kein Grund, dafür übermäßig dankbar zu sein. Immer noch erscheint in der christlichen Moraltheologie die Sexualität der Menschen in erster Linie nicht als eine Gelegenheit, Gott zu preisen und zu danken, sondern als ein Problemfeld. Ganz gleich, ob es sich um konservative oder liberale Theologen handelt: Sie entwerfen Kriterien, welches Verhalten richtig und welches falsch ist; sie erörtern Gefahren und Fehlentwicklungen; sie sprechen von der großen Verantwortung, die Menschen auf sich laden, wenn sie Sex mit anderen haben, vom Machtgefälle zwischen den Geschlechtern, von Pornografie und sexualisierter Gewalt usw. usf. Der Sex, das Körperliche, die Lust ist für Christen zuallererst das Schwierige, das Gefährliche, das Problematische.

Ich sage gar nicht, dass die Probleme, die die Theologen und Theologinnen sehen, nicht existieren; und es gehört sicher auch zu ihren Aufgaben, auf sie hinzuweisen. Ich sage aber, dass es wenig hilfreich ist, zuerst und fast ausschließlich von den Schwierigkeiten zu reden. Besonders junge Leute, die nach Orientierung suchen, stößt das ab; denn sie suchen nicht nach Warnschildern, sondern nach Hilfen, wie sie ihre Lust auf eine gute Weise leben können. Sie brauchen Ermutigung, Stärkung ihres Selbst, das Verantwortung übernehmen möchte – nicht Entmutigung. Wo sie solche Ermutigung nicht finden, wenden sie sich ab und suchen in der Konsumgesellschaft nach Hilfe. Und die sagt ihnen gleich, ohne bestimmte Körpermaße, ohne Idealgewicht und rasierte Beine, ohne trainierte Muskeln, ohne Fitnessstudio und Schönheitsoperation dürften sie es gar nicht wagen, anderen Menschen nackt zu begegnen. Und so kommen sie sozusagen vom Regen in die Traufe.

Wie aber sollte dann von Sexualität gesprochen werden? Auf der Suche nach einer neuen Sprache der Liebe habe ich vor allem bei feministischen und jüdischen Theologinnen und Theologen Anregungen gefunden.

Der Feminismus ist ja viel mehr als die Frage nach den gleichen Rechten und Entfaltungsmöglichkeiten von Frauen. Im Feminismus und in der feministischen Theologie ist neben vielem anderen die Einsicht zu finden, dass das wahre Leben nicht allein im Geist stattfindet, nicht allein in weltabgewandten asketischen Übungen, und auch nicht in den abstrakten Gedanken der gelehrten Männer, die jahrzehntelang ohne ihren Körper leben. Das wahre Leben findet vielmehr im konkreten Lebensalltag statt: in vollgeschissenen Babywindeln, in den Bemühungen, für unsere Kinder gutes, unverseuchtes Essen heranzuschaffen, in der Tapferkeit von Frauen, sich ihren Weg durch eine Arbeitswelt zu bahnen, wo sie auch heute noch schlechter bezahlt werden als Männer und wo man ihnen auch heute noch weniger Führungsfähigkeit zutraut. Das wahre Leben spielt da, wo Leib und Seele nicht auseinandergerissen werden, sondern zusammenwirken: beim Lieben und beim Arbeiten, beim Sex und beim guten Essen, in den Kämpfen um respektvolle Liebesbeziehungen. Und da begegnen wir auch dem Gott der Gerechtigkeit, der uns aufruft, uns nicht mit faulen Kompromissen zufrieden zu geben.

Von der jüdischen Spiritualität habe ich etwas gelernt, das gut dazu passt, nämlich, „dass der Mensch sich nicht aus dem Leben zurückziehen muss, um Gott zu heiligen; im Gegenteil, er soll das Leben voll auskosten, einschließlich der Speise, der Sexualität und der alltäglichen Gewohnheiten“[6] . Gott heiligen heißt: wahrnehmen, dass wir alles, was wir haben, von Gott haben; Gott dafür danken; alles mit Freude empfangen, natürlich auch unseren Körper, natürlich auch die Körper der anderen, ihre Schönheit, natürlich auch den Sex. Der sexuelle Akt ist keine Konkurrenz zum Gottesdienst; im Gegenteil: Er kann ein Sakrament sein, heller Jubel über die Schönheit und die Schöpfung. Sex kann eine tiefe Begegnung mit einem anderen Menschen sein und zugleich eine Begegnung mit Gott.

Gott heiligen und das Leben heiligen ist nicht etwas, was ich einmal in der Woche im Gottesdienst tue. Es ist etwas, was ich immer tun will, sooft ich die Frühlingssonne auf meiner Haut spüre, bei jedem Schritt, den ich mache, bei jedem Lächeln, das mir geschenkt wird, mit jedem Schluck Wein, den ich mir schmecken lasse, mit jedem Kuss, mit jeder Berührung von nackter Haut auf nackter Haut. Indem ich mich an all dem freue, heilige ich Gott und das Leben. Es wäre widersinnig und undankbar und eigentlich gott-los, wenn ich Gott dabei draußen halten wollte. Wenn ich den Alltag, das Körperliche, das Essen, den Sex als etwas rein „Weltliches“ ansähe, wo hätte dann Gott in meinem Leben überhaupt Platz? Das habe ich von unserer Schwesterreligion, vom Judentum, über das Verhältnis von Heiligem und Unheiligem gelernt: Gott selbst ist der Heilige, und es liegt an mir, alles, was ich tue, zu heiligen – d.h. alles vor den Augen Gottes zu tun, die ganze Schöpfung mit Achtung und Dankbarkeit zu behandeln, allen Menschen in Würde und Respekt zu begegnen. Das ist der Inhalt eines Lebens mit und für Gott. Ein solches Leben ist ganz und gar diesseitig, und das heißt: körperlich. Denn das ist doch unser Menschsein: dass wir körperlich existieren, nicht bloß als Geistwesen.

Stärkt mich mit Traubenkuchen
Erquickt mich mit Äpfeln
Denn ich bin krank vor Liebe.

So heißt es im Hohen Lied. Da gehört alles zusammen: Kuchen backen, essen, lieben. Es verrät schon eine ziemliche Ahnungslosigkeit, wenn jemand sagt, das Hohe Lied sei doch „ganz weltlich“ und habe nichts mit Gott zu tun. Das ist eigentlich religiöser Analphabetismus. Gott hat doch dies alles geschaffen! Unsere Körper, unser Begehren, das Leuchten der Nacht, die Sterne, die duftenden Bäume, und auch die Trauben für den Traubenkuchen.

Nach allem, was ich in meinen bescheidenen Versuchen eines Lebens mit und für Gott bislang erlebt habe, bin ich mir in Einem ganz und gar sicher: Gott ist kein Sadist. Gott hat uns all diese Lüste nicht geschenkt, um uns zu prüfen und zu quälen, mit dem Ziel, dass wir die ganze Zeit nein dazu sagen. Gott hat uns all dies geschenkt, um uns glücklich zu machen und damit wir anderen Menschen ebenfalls Glück schenken können. Unsere körperliche Existenz, unsere Augen, unser Lachen, unsere Hände – das alles sind Mittel, um unser Christsein zu realisieren, unser Leben mit und für Gott.

Und dabei geht es nicht in erster Linie um ein Problemfeld, mit ganz vielen Schwierigkeiten und Gefahren. In erster Linie geht es um Leidenschaft. Da lässt man auch mal alles stehen und liegen und läuft los, macht sich auf die Suche nach der Geliebten oder nach dem Geliebten, bis man einander glücklich in die Arme fällt.

Des Nachts auf meinem Lager suchte ich ihn, den meine Seele liebt
Ich suchte ihn und fand ihn nicht.
Aufstehen will ich
Die Stadt durchstreifen, die Gassen und Plätze
Ihn suchen, den meine Seele liebt.
Und als ich ihn endlich fand
Da packte ich ihn und ließ ihn nie wieder los.

Vorabdruck aus dem Band
„Guter“ Sex: Moral, Moderne und die katholische Kirche,
herausgegeben von Regina Ammicht Quinn, der im Herbst 2012 im Schöningh Verlag erscheint. Wir bedanken uns beim Schöningh Verlag für die freundliche Vorabdruckgenehmigung.


© imprimatur November 2012
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[1]Vgl. Augustinus, De nuptiis et concupiscentia I 6,7, in: PL 44,418.
[2]Vgl. zu dieser Entwicklung Regina Ammicht Quinn, „Liebe – Lust – Moral. Überlegungen zu einer komplizierten Dreiecksbeziehung“, in: zur debatte 33 (2003), Heft 2, S. 1–4, bes. S. 2f. Zu Augustinus und seiner Wirkungsgeschichte siehe auch Eberhard Schockenhoff, „Der lange Schatten des Augustinus – oder: Was heißt menschenwürdige Sexualität?“, in: IKaZ 41 (2012), S. 197–212.
[3]Franz von Sales, Philothea. Anleitung zum religiösen Leben [1609], 4,14,I.
[4]Vgl. ebd., 4,14,II.
[5]Übrigens ließe sich anhand von kirchlichen Dokumenten auch leicht das Gegenteil aufzeigen: Die Kirche hat in offiziellen Äußerungen immer wieder die Schöpfung Gottes gegen jene verteidigt, die das irdische, körperliche Leben als verdorben, teuflisch, von einem bösen Gegengott stammend denunzierten (Gnostiker, Katharer etc.); etliche Synoden versuchten, das neuplatonisch-dualistische Denken einzudämmen; Theologen wie Thomas von Aquin beharrten darauf, dass die geschaffene Welt gut sei: „Die Liebe Gottes gießt den Dingen schöpferisch ihr Gutsein ein.“ (Summa theologiae I, q. 20, a.2) Dennoch sagt die Vielzahl der aufführbaren Belege nichts darüber, warum am Ende trotzdem die stärker leibfeindliche Tradition im christlichen Volk die Oberhand behielt. Das ist m.E. noch keineswegs hinreichend geklärt und bedürfte einer eingehenden Studie.
[6]Pessach Schindler, Die Heiligung des Namens Gottes, 1988, zit. n. Christoph Münz, Der Welt ein Gedächtnis geben. Geschichtstheologisches Denken im Judentum nach Auschwitz, Gütersloh 21996, S. 212.