Der Papst und die Nonnen

Amerikanische Ordensfrauen und die überlieferte Lehre der Kirche

Die Ordensfrauen hätten die Lehre der Kirche treu zu vermitteln. Dies wurde in einer Mitteilung des vatikanischen Pressesaals im Anschluss an ein Treffen zwischen hochrangigen Vertretern der Glaubenskongregation und der Konferenz der amerikanischen Ordensfrauen (LCWR), den Schwestern Pat Farrell und Janet Mock, deutlich. Die Ordensschwestern trafen unter anderem mit dem Präsidenten der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, im Vatikan zusammen. Das Gespräch sei in einer Atmosphäre der Offenheit und Herzlichkeit verlaufen, so die Mitteilung weiter. Die Ordensschwestern sind nach Rom gekommen, um ihrer Sorge über die vom Vatikan angeordneten Überprüfung der Konferenz der Ordensfrauen Ausdruck zu verleihen. Die LCWR war vom Vatikan unter Beobachtung gestellt worden, nachdem die Glaubenskongregation festgestellt hatte, sie weiche von der kirchlichen Lehre ab und verbreite „gewisse radikalfeministische Positionen“. (rv)

Ordensfrauen: Disziplinierung, Solidarität und die Frage nach dem Wesentlichen

„Der Papst muss verrückt sein, sich mit den Nonnen anzulegen“, entfuhr es dem New York Times Journalisten Nicholas Kristof in seiner Kolumne vom 28. April. Anlass war die Disziplinierung der „Leadership Conference of Women Religious“ (LCWR), die etwa 80% der US-amerikanischen Ordensfrauen vertritt, durch die Glaubenskongregation. Veröffentlichungen und Versammlungen der Ordensoberenkonferenz hätten lehramtliche Mängel hinsichtlich der Rolle der Frau in der Kirche, des Christus- und Gottesbildes und Fragen der Sexualmoral aufgewiesen. „Wie können sie es wagen“, fragt die Theologin Mary E. Hunt, „57.000 engagierte Frauen zu belangen, … die unermüdlich für eine gerechtere Welt arbeiten?“ Solidaritätsbekundungen reichen bis hin zu zehntausenden Unterzeichnern von Unterschriftenaktionen. Warum diese heftige und breite Reaktion auf ein kircheninternes Thema? Die Ordensschwestern stehen weltweit vielen für genau jene kirchliche Arbeit, die als evangeliumsgetreu empfunden wird und ungeteilte Wertschätzung verdient. Sie repräsentieren eine Kirche, die an der Seite der Menschen steht und sie begleitet in ihren Freuden, vor allem aber in ihren Leiden. Schier endlos ist die Liste von missio-Projektpartnerinnen in Afrika, Asien und Ozeanien, die sich als Ordensfrauen für die Ärmsten und ihre Rechte einsetzen. Schwestern unterrichten rund um den Erdkreis Kinder, pflegen Kranke, beschützen Gewaltopfer, leisten Nothilfe, verteidigen Menschenrechte, kämpfen gegen Umweltzerstörung, halten Sterbenden die Hand.

Unzweifelhaft geht es im Konflikt in der US-amerikanischen Kirche auch um die Rolle der Frau in der Kirche, die ausgeschlossen von kirchenpolitischen und theologischen Entscheidungspositionen bleibt. Doch der Grund für die harsche Resonanz dürfte sein, dass das Schreiben der Glaubenskongregation – wohl ohne dass dies seine Intention gewesen wäre – die Frage aufwirft, welche Inhalte und welche Haltung im Zentrum kirchlichen Handelns stehen und stehen sollten.

Aus: missio–korrespondenz, Nr. 2/2012


© imprimatur November 2012
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