Die Studie "Vom Erz zum Auto - Abbaubedingungen und Lieferketten im Rohstoffsektor und die Verantwortung der deutschen Automobilindustrie" von MISEREOR, "Brot für die Welt" und dem Global Policy Forum Europe ist in Berlin vorgestellt worden. Schwerwiegende Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen sowie Umweltschäden sind demnach bei der Gewinnung der Automobilrohstoffe Eisenerz, Bauxit und Kupfer in vielen Abbauländern an der Tagesordnung. Die drei Organisationen erwarten von der Automobilindustrie als einem zentralen Abnehmer, dass sie Herkunft und Abbaubedingungen der von ihr verwendeten Rohstoffe analysiert und beim Einkauf von Rohstoffen strenge Umwelt- und Sozialauflagen zugrunde legt. Bundesregierung und EU sollten ihrerseits die Unternehmen zur detaillierten Offenlegung von Zahlungsströmen, Herkunftsnachweisen für Rohstoffe und zur gebührenden Sorgfalt in Bezug auf Menschenrechte und Umweltschutz entlang der gesamten Lieferkette verpflichten.
Fallbeispiele aus Sambia, Guinea, Peru, Brasilien, Indien und Indonesien belegen Häufigkeit und Ausmaß von Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen. "Als Folge des Bergbaus werden immer wieder Flüsse und Grundwasser verseucht und die Luft verschmutzt. Wälder werden abgeholzt, indigene und bäuerliche Gemeinschaften von ihrem Land vertrieben, ihrer Lebensgrundlagen beraubt, eingeschüchtert und bedroht", erklärte Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks MISEREOR. "In der Regel werden dafür weder die direkt verantwortlichen Bergbaukonzerne, noch die weiterverarbeitenden Betriebe in die Verantwortung einbezogen", so Spiegel.
Wie die Studie zeigt, beziehen deutsche Automobilkonzerne die Rohstoffe größtenteils
indirekt über die Autobestandteile von zahlreichen Zulieferbetrieben. Manche
Rohstoffe kaufen sie auch selbst ein. "Prinzipiell haben sich alle deutschen
Automobilfirmen zu Umwelt- und Menschenrechtsstandards bekannt. Eine systematische
Überprüfung findet jedoch bislang nicht statt und wird vom Gesetzgeber
auch nicht verlangt", erklärte Jens Martens, Geschäftsführer
des Global Policy Forum Europe. "Automobilhersteller untersuchen und kennen
in der Regel durchaus die Herkunft von Rohstoffen, bei denen es Versorgungsrisiken
für die Industrie gibt. Ähnliche Bemühungen der Unternehmen würden
wir uns auch im Falle von Menschenrechtsrisiken wünschen. Transparenz ist
möglich, man muss sie nur wollen." Gefordert sei auch der Gesetzgeber:
"Bei den laufenden Verhandlungen um die EU-Transparenzrichtlinie, bei der
es um die Offenlegung von Zahlungen geht", so Martens.
Deutschland sei unter anderem über die Menschenrechtspakte der Vereinten
Nationen völkerrechtlich verpflichtet, die betroffene Bevölkerung
in den Abbauregionen vor Menschenrechtsverletzungen durch private transnationale
Akteure effektiv zu schützen, so die Herausgeber der Studie. "Bisher
setzt sich die Bundesregierung vor allem dafür ein, dass deutsche Unternehmen
einen freien und möglichst günstigen Zugang zu Rohstoffen erhalten",
merkte Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin des evangelischen
Hilfswerks Brot für die Welt an. "Menschenrechte und Umweltschutz
sind unverzichtbare Leitplanken einer zukunftsfähigen Rohstoffpolitik.
Daran sollte sich die Bundesregierung auch in ihrer Außenwirtschaftsförderung
und bei der Aushandlung von Rohstoffpartnerschaften oder Handelsabkommen orientieren."
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