Die Glosse

Rauschheim im stürmischen Herbstanfang 2012

Lieber Sepp, alter Sozi,

Ich muss mit jemand reden! Du verstehst mich eher als wie der Pater Gescheitle, der wo auf Teufel komm raus in jedem Fall totsicher die Hierarchie rechtfertigt. Der täte selbst den schnöseligen Bischof Tebartz von Limburg zu retten probieren. Sowas geht mir auf den Wecker!

Stell Dir vor, der Tebartz rollt in seinem offenen BMW-Sportwagen mit schwerem goldenem Brustkreuz mit lila Zingulum und lila Knöpfchen durch Limburg. Das macht ein Mann von über fünfzig Jahren! Mich berührt das peinlich, weil es mich daran erinnert wie ich mir als Jugendlicher mit meinem ersten selbstverdienten Geld eine NSU-Quickly mit einem Hubraum von 50 Kubikzentimeter und 1,5 PS gekauft hab. Als Sechzehnjähriger bin ich damals bei kühlem Herbstwetter mit zu dünnem Hemd und stolzer Brust durchs Dorf gegondelt und fühlte mich wie Graf Koks, heut würd ich sagen wie Bischof Tebartz mit seinem BMW-Sportkabrio. Mein Aufschneiderstolz von damals hat mich wieder geniert, nachdem ich dem Limburger Bischof sein Auto-Foto gegoogelt gehabt hab. Der posiert auf dem Bild fast wie ein Stenz. Blöd für ihn ist, dass es mit seiner Diözese schwer bergab geht. 21 couragierte Priester im aktiven Dienst, darunter der Dekan von Frankfurt, der Sprecher des Priesterrates, treten dem Bischof mit einem offenen Brief schwer ans Bein. In der ganzen Diözese, vom Pfarrer bis zur Caritasangestellten gäbs eine „Atmosphäre lähmender Furcht“. Da passt so eine Art Strizzi-Aufzug überhaupt nicht in das Limburger Kirchenelend. Dass seine Diözesanen ihm zu Tausenden abhauen, lässt den Tebartz kalt.

Lieber Sepp, da siehst Du, was der Zölibat für Nebenwirkungen hat. Uns täten unsere Frauen solche massiv selbstgefällige Allüren austreiben. Weil der Tebartz in seinen Diözesanen bloße Laien sieht, ist er gar nicht drauf eingestellt, denen ihren Widerwillen gegen sein großtuerisches Auftrumpfen auch nur zu registrieren. Andererseits ist nach den Missbrauchsfällen der Nimbus der Kleriker weg, der sie vor Anfeindungen geschützt hat. Wegen dem Mixa rechnet man heutzutage selbst die Bischöfe zu den Leuten, die wo zu allen Fehltritten imstande sind. Und das kriegt der Tebartz zu spüren.

Typisch, wie luxuriös der Tebartz kürzlich zu den Armen nach Indien geflogen ist, um „etwas gegen die Not und das Elend der Menschen zu machen“, wie er sich ausdrückt. Dass ich nicht lache! Drum haben die Zeitungen nicht herausgestellt, dass der Bischof damit in die Fußstapfen von Jesus tritt, alle haben sich nur darüber mokiert, dass er sau teuer, nämlich in der First Class (ein Jumbo hat nur 8 von diesen mit allen Schikanen des Luxus hochgerüsteten Plätzen) zu den Allerärmsten geflogen wär. Die Zeitungsleut verlangten von dem Tebartz glatt und sauber, dass er sich auf seiner Armentour gefälligst in die Reihe zwischen die normalen Touristen zwängen tät. Blamabel ist, dass die Presse in dem Zusammenhang an seinen Vorgänger, den Bischof Kamphaus, erinnert, und behauptet, der hätt sich neben den schrägsten Touristen, auch zwischen zwei xbeliebige Frauen gesetzt, nur um seiner Diözese Geld zu sparen, das wo er dann auch noch den Armen zugesteckt hätt. Bischof Kamphaus wohnte in einem Trakt des Priesterseminars gleichsam in Untermiete, Tebartz wollt sich dort nie und nimmer einquartieren. Er baut sich dagegen ein Palais samt einer Privatkapelle (was wird er dadrin mit Jesus im Gebet besprechen?) direkt neben dem Dom für 5,5 Millionen. Seit seiner Pensionierung lebt Bischof Kamphaus im St.-Vinzenzstift in Aulhausen mit Behinderten und Straffälligen zusammen. Bei der Lebensweise dieses Bischofs fällt einem sofort Jesus ein, bei dem Tebartz kommt mir der Borgia-Film von neulich in den Kopf.

Ich meine nicht die Verbrechen, aber den Lebensstil. Sepp, wenn Du Dir das jetzige Limburger Theater anguckst, kannst Du nicht mehr glauben, die Bischöfe täten in einer ununterbrochenen Nachfolge stehen, also ein neuer Bischof im Geist seines Vorgängers wirken, und alle täten sie sich an Jesus orientieren!
Lieber Sepp, Du siehst, Deine Querelen mit der Gewerkschaft sind nichts gegen mein Leiden an der Kirche!

Bis zum Stammtisch am Donnerstag
Dein Freund Joseph

P.S.: Wenn man sieht, wie der Tebartz die Kirchensteuer draufputzt, dann meint unsereiner doch, er müsst der Prunk- und Protzsucht von ihm einen Riegel vorschieben, also ihm die Kirchensteuer sperren. Mach das mal! Du fliegst achtkantig aus der Kirche raus, darfst nicht mehr zur Kommunion, nicht einmal beichten und kirchlich beerdigt wirst Du auch nicht. Und wie zur Rechtfertigung von dem Tebartz seinem Allotria hat die Bischofskonferenz mit den genannten Vergeltungsaktionen massiv gedroht. Er steht also nicht allein da! Die meisten Bischöfe halten ihm die Stange, sind Komplizen von ihm. Sonst verstehe ich den Beschluss der Bischofskonferenz nicht, wodrin es heißt: Es gibt keine Gnadenmittel in der deutschen Kirche, außer Du berappst! Mit diesem Kuhhandel, meinen die Bischöfe, könnten sie ihren Geldsack auf Dauer prall voll halten.


© imprimatur Dezember 2012
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