sog-logo

45. JAHRGANG
 
8.. Dez. 2012


INFORMATIONSDIENST DER ARBEITSGEMEINSCHAFT VON PRIESTER- UND SOLIDARITÄTSGRUPPEN IN DEUTSCHLAND (AGP) 2012 / 8

Ermutigung und offene Fragen
Rückblick auf die konziliare Versammlung vom 18. bis 21.10. 2012

Es gibt vieles aus Frankfurt zu berichten – zu Recht auch viel Positives. Die Eröffnungsveranstaltung am historischen Ort in der Paulskirche mit fast 1000 Teilnehmenden bis auf den letzten Platz gefüllt war ein guter Beginn. Ein fast 90-jähriger Konzilsvater, Bischof Betazzi, altersweise lächelnd, aber in seinem Rückblick dennoch pointiert und kritisch auf der Höhe unserer Zeit. Hans Küng erinnerte in seinem Vortrag an all das Erhoffte und Umkämpfte, aber noch nicht Erreichte – mit schwächer werdender Kraft, aber ungebrochener Entschiedenheit. Sein Appell, nicht zu resignieren, sondern sich weiter für die notwendigen Reformen im Geist des II. Vatikanums einzusetzen, wurde zum Vermächtnis angesichts seiner Ankündigung, sich bald aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen.

Aber nicht allein wegen der Prominenten wird ein Treffen von Reform- und Basisgruppen erwähnenswert oder gar zum Erfolg. Darum seien hier weitere positive Aspekte benannt:

Es gab viele Gründe, bewegt und ermutigt wieder in den Alltag zurückzukehren, wie es viele Teilnehmenden empfanden und ausdrückten.

Natürlich gab es auch Kritik. Sie wurde vor allem seitens der Sprecher der „Initiative Kirche von unten“ vorgetragen: inkonsequent „pompöse“ Form der Eröffnungsveranstaltung für Basisgruppen, die sich gleichzeitig auf den Katakombenpakt beziehen und sich für eine „Kirche der Armen“ einsetzen wollen; ein roter Faden sei nicht erkennbar gewesen; zu retrospektiv; eine Versammlung, vor allem, um die Befindlichkeit der Konzilsgeneration – zu bedienen (tatsächlich überwog in Frankfurt das weiße Haar); keine entschiedene politische Positionierung; zu geringe Zusammenarbeit und gleichgewichtige Einbeziehung wichtiger Reformbewegungen bei der Vorbereitung. Die Überschrift eines Forums fasst vielleicht diese Kritik zusammen: „Mythos Konzil, oder : Wie der verträumte Blick zurück Reformen verhindert“. Man muss diese Kritikpunkte nicht teilen, aber man muss sie bei den Überlegungen, wie es weitergehen soll, ernst nehmen – nicht nur, weil sie ja aus der Mitte der Reformgruppen kommt, sondern auch aus inhaltlichen Gründen.

Eine Frage soll hier angesprochen werden, die sich gerade nach Frankfurt stellt. Es gab einen Workshop zum Thema „Verdunstung des Glaubens – Was müssen wir als Kirche heute tun?“ In die Veranstaltung führten zwei junge Frauen mit der Lektüre aus dem Buch „Heilige Scheiße“ ein. Trotz des abwegigen Titels wurde die unüberwindbar erscheinende Kluft zwischen jungen Menschen und der Kirche einprägsam verdeutlicht – und man wird hinzufügen müssen: nicht nur die Kluft zum Großteil der jüngeren Generation. Es folgte nun vom Podium und aus dem Plenum viel „Gut-Gemeintes“: Wir müssen uns stärker am Evangelium orientieren, mehr auf Jesus schauen, menschlicher und barmherziger werden, solidarisch mit den Armen sein usw. Es fehlte kaum ein Stichwort aus dem Reform-Vokabular.

Natürlich soll nichts, was mit diesen Appellen angesprochen wurde, ironisiert werden, aber es konnte doch der Eindruck großer Ratlosigkeit entstehen. Denn die Reformgruppen werden ja nicht ernsthaft meinen, der Vielfalt und Tiefe der verschiedenen, aber miteinander verwobenen Krisen mit der bloßen Umsetzung ihrer Reformforderungen beizukommen – so wichtig und richtig diese sind und bleiben, so dringlich sie verwirklicht werden müssten. Schon gar nicht nützt es natürlich – wie auf dem Workshop durch den Podiumsteilnehmer Philipp Gessler vom Deutschlandradio geschehen – wenn man im wörtlichen Sinne „schlicht“ z.B. eine Glaubenskrise bestreitet.

Nach Frankfurt werden die Reformgruppen ihr reformerisches Alltagsgeschäft weiterführen. Sie müssen sich aber auch verstärkt der „Ursachenforschung“ zuwenden. Die Schwere und Vielfalt der kirchlichen, gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Krisen, die Verschränkung ihrer Ursachen und Phänomene müssen alle einfachen, monokausalen Erklärungsmuster und Lösungsvorschläge verstummen lassen. Noch weniger kann damit die Frage erledigt werden, ob es für sie eine Grundursache, gleichsam eine „Krise aller Krisen“ gibt. Gerade kirchliche VertreterInnen von unten und von oben müssten darum wissen, dass die sog. „Gotteskrise“ heute besonders tiefgreifend und verstörend ist. Dabei ist die Fremdheit Gottes, die in seinem Geheimnischarakter selbst begründet ist, nicht einmal bedacht., Auch die historisch gefundenen Buchstabierungsversuche sind fremd geworden und damit kaum noch Anknüpfungspunkte gegeben für eine weiterentwickelte Gottesrede. Selbst die Aufforderung zu einer radikal neuen religiösen Sprache – in der dann die Inhalte nicht unberührt blieben – scheint die Ratlosigkeit angesichts der Grundsätzlichkeit der Krise(n) nur zu verdecken.

Es stellt den Reformgruppen kein schlechtes Zeugnis aus, z.B. bezüglich ihrer Sensibilität für die Fragen und Zeichen der Zeit, wenn sie sich ihre eigene Ratlosigkeit eingestehen und dadurch vielleicht fähiger werden, das zu verstehen, was ihre Zeitgenossen bewegt. Sie werden dann auch ihren eigenen Reformforderungen besser auf den Grund kommen und deutlich machen können, wie diese mit den angesprochenen Krisen zusammenhängen und möglicherweise zu deren Lösung beitragen. Harte theologische Kernerarbeit ist also gefordert, ohne die sich die Reformgruppen aus dem ernsthaften kirchlich-gesellschaftlichen Dialog verabschieden und somit überflüssig machen würden. (s. u. „Ist die Kirche entbehrlich?“)

Es gibt Anlass, darauf zu hoffen, dass sich Reformgruppen dieser Aufgabe stellen. So listet die Initiative „Ökumene 2017“ einige sich aus der konziliaren Versammlung ergebende Konsequenzen auf und benennt als ersten Punkt: „Kernthemen und Kernkompetenzen der Reformgruppen und freien Teilnehmer noch stärker zu betonen: a) die gemeinsame, aber sehr unterschiedliche Deutung und Bedeutung von Gottesfrage, Religiosität und Spiritualität in einer Zeit ‚metaphysischer Obdachlosigkeit’ bei gleichzeitig starker Suche nach menschen- und gesellschaftsdienlichen Sinnsystemen.“

Wir müssen jedoch nicht am Nullpunkt beginnen. Die AGP hat sich in den vergangenen Jahren auf ihren Jahresversammlungen immer wieder Grundsatzfragen nach Glauben und politischer Verantwortung gestellt. Ihre Mitgliedsgruppen bieten Raum für entsprechende Diskussionen und eine alternative Praxis. Das wurde auch in zwei Veranstaltungen in Frankfurt deutlich. Vertreter der AG-Rottenburg stellten ihre „Positionen zum Dialogprozess“ vor, in denen sie sich zu einer „Ungehorsams-Praxis“ bekennen, ähnlich wie die Pfarrer-Initiative in Österreich (s.u. „Was machen die Deutschen?“). Mitglieder des Freckenhorster Kreises berichteten im Workshop „Wo zwei oder drei...“ von priesterlosen Gottesdiensten mit einem gemeinsamen Mahl im Glauben an die Gegenwart Christi.

Ermutigende Zeichen, kleine Schritte auf einem Weg, auf dem zumindest überflüssige Erschwernisse eines persönlichen und kirchlichen Sprechens von und zu Gott weggeräumt und die Menschen wieder erreichbar werden.

Ut

Zurück zum Inhaltsverzeichnis


Ist die Kirche entbehrlich?
Thematischer Rahmen der AGP-Jahresversammlung 2013

Am 14.11.2012 fand in Gelsenkirchen die AGP-Regionalkonferenz NRW statt. Wie jedes Jahr so hatte sie auch diesmal die Aufgabe, das Thema für die nächste Jahresversammlung der AGP festzulegen. Da einige Teilnehmende auf der konziliaren Versammlung gewesen waren, hatten deren Eindrücke natürlich Einfluss auf die Überlegungen.

Haben sich die in Frankfurt vertretenen Gruppen z.T. zwar recht weit von der real-existierenden Oberkirche entfernt, aber nicht getrennt, so ist für den Großteil der Bevölkerung in der BRD die Kirche völlig fremd „terra incognita“ – erst gar nicht wirklich bekannt geworden, trotz Sakramenten- und Religionsunterrichts. Was sollte ihnen also eine Kirche bedeuten, die beim öffentlichen Diskurs über entscheidende gesellschaftliche Fragen kaum belangvolle Beiträge leistet oder gar versagt, wenn es darum geht, dem liberal-kapitalistischen und sonstigen Mainstream-Selbstverständlichkeiten zu widersprechen? Auch im persönlichen Bereich scheint die Kirche immer entbehrlicher zu werden.

Trotz der auch (nicht: nur) durch eigenes Versagen verursachten Irrelevanz der Kirche war auf der Regionalkonferenz wiederholt vom „Schatz“ der Kirche die Rede, den sie zum Wohl der Menschen bereithalten und einsetzen müsste. Doch welches sind denn – um es weniger emphatisch zu sagen – die Lösungspotentiale, über die die Kirche insbesondere oder gar alleine verfügt? Welche Orientierungsmarken könnte sie setzen, um Menschen Zuversicht und Institutionen Perspektiven zu vermitteln angesichts endgültig scheinender Ausweglosigkeiten? Denn natürlich verfügt die Kirche nicht über ein anderen verborgenes Geheimwissen, nicht über fertige Antworten und Rezepte auf neu oder radikaler aufbrechende Fragen und globalisierte Probleme.

Nur wenn sich die Kirche als Mit-Fragende und Mit-Lernende einbringt, wird sie als Gesprächspartnerin ernst genommen. Nur wenn sie achtsam genug ist, wird sie überhaupt in der Lage sein, die Tiefen- bzw. Glaubensdimension sehr profan klingender Lebenshaltungen z.B. junger Menschen zu entziffern. Denn diejenigen, die angeben, ohne Gott, Glauben und Kirche auszukommen (Sponti-Spruch: Ich glaub’ nix – mir fehlt nix!), sind deswegen nicht grundsätzlich a-religiös,; auch ist nicht ausgemacht, dass sie neu eröffneten religiösen Perspektiven gegenüber von vornherein blind sind oder bleiben müssen.

Die nächste JV der AGP wird sich also zunächst der Entschlüsselung von angeblich rein profanen Lebensmodellen (v.a. junger Menschen) widmen, um herausfinden zu können, ob diese die Kirche grundsätzlich für entbehrlich halten und wie die Kirche ihrerseits reagieren sollte. Müssen wir nicht wenigstens damit rechnen, dass die Erfahrung der Entbehrlichkeit in der Gesellschaft der gern übersehene Hintergrund vieler gegenwärtig zur Vielfalt kirchlicher Krisen verharmlosten Phänomene ist? Schließlich: Können wir sicher sein, dass sie nicht wirklich entbehrlich ist? Die Frage nach der Entbehrlichkeit der Kirche ist also sicher keine „akademische“, sondern eine mit sehr realistischem Hintergrund und mit weitreichenden Konsequenzen. Das wird auch an dem ersichtlich, was der Schweizer Abt von Einsiedeln Martin Werlen schreibt: Wenn der kirchliche Erosionsprozess so weitergehe wie bisher „kann die erkaltete Kirche tatsächlich in unseren Breitengraden mit ihren Institutionen verschwinden.“ Und er fügt neben dem Nicht-Ernstnehmen der Probleme und Lösungsvorschläge der Gläubigen durch die Kirchenleitung einen weiteren Grund für diese realistische Gefahr hinzu: „Weil Verantwortungsträger ihre Aufgabe nicht wahrnehmen und somit ungehorsam sind, werden als Nothilfe und Hilfeschrei Initiativen gestartet, die verständlich sind, aber auch zu Abspaltung und zum Verlassen der Institution führen können.“ (CiG, Nr. 48, 2012, 540)

Die AGP-JV möchte mit ihren Überlegungen nicht nur versuchen, einige Krisenphänomene unserer Zeit besser zu verstehen, sondern dem Grund der Krisen auf die Spur zu kommen, der darin zu bestehen scheint, dass die ganze Welt zu einem großen Marktplatz oder einer bloßen Börse verkommen ist und damit der Mensch zur Ware gemacht wird, diese Entmenschlichung als unveränderliches Schicksal hinnimmt und sich als „Mensch ohne Gott“ der Möglichkeit eines humanen Auswegs begibt.

Ut

Zurück zum Inhaltsverzeichnis


„Was machen die Deutschen?“

Am 19.11.2012 kamen über 50 Priester der AGR in Wendlingen bei Stuttgart zu ihrer Jahresversammlung zusammen. Als Gastreferent war der Obmann der österreichischen Pfarrer-Initiative eingeladen. Darüber hatte es im Vorfeld einen heftigen Streit gegeben. Bischof Fürst hatte gefordert, die Einladung an Schüller wieder zurückzunehmen. Nachdem die AGR Rückgrat bewies und dies ablehnte, wandte sich der Bischof in einem viereinhalb Seiten langen Brief an die einzelnen Mitglieder des Vorstandes, bezeichnete das Verhalten als illoyal und drohte knapp unter der Schwelle kirchenrechtlicher Sanktionen mit Konsequenzen. Die Anwesenden zeigten sich „überrascht“ von Ton und Vorgehensweise ihres sonst als dialogbereit geltenden Bischofs. Auf der Versammlung ging es einerseits um ein besseres gegenseitiges Kennenlernen zwischen einer bereits seit 1969 bestehenden Priestergruppe und einer neuen Pfarrerinitiative(PI), die sich 2006 gegründet hat und andererseits um die Frage einer zukünftigen Vernetzung.

Die PI hatte im letzten Jahr über die Landesgrenzen hinaus Aufsehen erregt durch ihren „Aufruf zum Ungehorsam“. Vor dem Hintergrund der Nachkonzilsgeschichte, die in den letzten Jahren immer mehr durch einen Retro-Kurs geprägt ist, hielten die österreichischen Pfarrer, deren Initiative inzwischen über 400 Mitglieder umfasst, die Zeit der Petitionen für abgelaufen. Wegen der ungewissen Zukunft ihrer Gemeinden wollten sie die inzwischen bestehende pastorale Praxis, also die hier und da gegen die kirchenrechtlichen Vorschriften verstoßenden Fakten benennen. Die ursprünglich als „Pfingstaufruf“ geplante Erklärung wurde nicht termingerecht fertig. Darum wurde aus ihr, dem Inhalt gemäß, der „Aufruf zum Ungehorsam“.

Inzwischen hat sich die PI ausdrücklich zum Stichwort „Ungehorsam“ bekannt. Man nimmt schon die Kritik ernst, dass man auf diese Weise die eigene Haltung desavouieren könne und besser vom Gehorsam dem Evangelium, dem Gewissen oder Gott gegenüber sprechen solle. Schüller betonte, dieser Gehorsam sei selbstverständlich die eigentliche Motivation des Handelns. Dennoch sei der Begriff „Ungehorsam“ nicht nur ein zufälliger, sondern ein hilfreicher Glücksgriff. Er mache nämlich deutlich, dass es um die Überwindung des herrschenden Systems gehe. Die Pfarrer wollten nicht mehr länger ein verlässlicher Teil eines autoritären Systems sein, in dem Gehorsam von denen eingefordert wird, die niemandem gegenüber Rechenschaft ablegen müssen. Der Aufruf stelle also innerhalb des Systems die Frage nach dem System – ihre Protagonisten seien zugleich loyal und subversiv.

Außerdem: Trotz der hehren Aussagen des II. Vatikanums zur Würde des Volkes Gottes bleibe dieses ohne Rechte und damit lediglich Fußvolk. Mit dem Aufruf stellen sich die Pfarrer an die Seite ihrer Gemeinden und zwingen die Bischöfe, Position zu beziehen, wem gegenüber sie loyal sind, der Kurie, dem römischen System oder dem Konzil und v.a. dem Volk Gottes gegenüber. Darum lehnen die Pfarrer auch Gespräche, die ausschließlich zwischen ihnen und den Bischöfen gleichsam in Hinterzimmern stattfinden sollen, ab. Sie lassen sich nicht wieder ins System zurückholen. Ihre Absicht ist es, die Bischöfe zu einem Dialog mit dem „Kirchenvolk“ (Schüller spricht am liebsten von Mitbürgerinnen und Mitbürgern.) zu bewegen – ein Dialog nach vorher festgelegten Regeln und mit rechtlichen Konsequenzen. Kein unverbindlicher „Gedankenaustausch“! Es muss also um Mitentscheidung gehen, sonst würde die oft eingeforderte Mitverantwortung zu einer Loyalität mit dem zwingen, was andere entschieden haben.

Indem Schüller Hanna Arendt zitierte – „Es hat niemand das Recht zu gehorchen.“ – verwies er darauf, dass nicht der Ungehorsam das eigentliche Problem sei, sondern der Gehorsam. Dieser habe nämlich die unvergleichbar größere Anzahl von Opfern verursacht. So habe der Begriff Ungehorsam auch nicht, wie z.B. Zulehner in der Debatte um den Aufruf argumentiert, nur als Initialzündung gedient und jetzt ausgedient. Ungehorsam werde vielmehr erst dann überflüssig, wenn die in einer demokratischen Gesellschaft selbstverständlichen Grundrechte in der Kirche anerkannt und umgesetzt seien.

Die Pfarrer-Initiative ist in Österreich nicht allein auf weiter Flur. Sie ist vernetzt mit der österreichischen Volkskirchenbewegung „Wir sind Kirche“, mit der Gruppe „Priester ohne Amt“ und mit der Laieninitiative. Inzwischen bestehen auch vielfältige Kontakte z.B. nach Irland, Australien, Lateinamerika Afrika und in die USA. Dies ist wichtig, weil es ein Hauptargument der „Gegenseite“ widerlegt: Es geht bei den im Aufruf angesprochenen Problemen nicht um Schwierigkeiten einer kleinen Teilkirche oder von europäischen Kirchen; sie stellen sich vielmehr weltweit.

Natürlich konnte in Wendlingen die Frage nach der Reaktion der deutschen Priester nicht fehlen. Schüller betonte ausdrücklich, dass er in Österreich, aber auch von seinen weltweiten Gesprächspartnern immer wieder gefragt werde: „Was machen die Deutschen?“ Deren Solidarität und eigene offen bekundete Ungehorsams-Praxis scheinen für das Gelingen der jetzt in Gang gekommenen Bewegung von großer Bedeutung. In der Zwischenzeit sind ja neuere Pfarrerinitiativen in verschiedenen deutschen Bistümern entstanden: z.B. in Augsburg, München, Freiburg, Limburg, Würzburg und Köln. Typischerweise sind sie meistens ohne Kenntnis früherer vergleichbarer Initiativen - selbst in der eigenen Diözese - entstanden. Die AGR – ebenfalls eine „reine“ Priestergruppe – hat ihre Solidarität und Bereitschaft zur Vernetzung mit diesen Pfarrerinitiativen bekundet. Am 25.1. 2013 wird es zu einem ersten Treffen kommen, zu der auch die österreichische PI und die Schweizer Pfarreiinitiative eingeladen werden sollen.

Für die AGP und ihre Mitgliedsgruppen stellt sich die Frage, welchen Beitrag sie zu einer solchen Vernetzung leisten können. Nicht nur die personellen Möglichkeiten sind begrenzt; außer der AGR haben alle Gruppen durch die Mitgliedschaft von Laien eine andere Struktur und Aufgabenstellung. Diese Feststellung bedeutet kein Nein zu Vernetzung und Kontakt. Denn inhaltlich und in der Praxis ihrer Mitglieder stehen die neuen Pfarrerinitiativen der AGP ganz nahe – man lese nur die „Positionen im Dialogprozess“ der AGR oder erinnere sich an die zahlreichen Initiativen und Stellungnahmen der AGP seit 1969. Aber die neuen Gruppen entstehen jetzt – 40 Jahre später. Sie haben somit auch ein Recht auf eigene Perspektiven, Methoden und Lösungswege. Deswegen muss die AGP nicht abseits stehen, aber sie darf die neueste Etappe getrost anderen überlassen.

Ut

Zurück zum Inhaltsverzeichnis


Informationsdienst der AGP: 59071 Hamm, Soester Str. 165, Ruf (02381)880499, Fax 880431; m.krystofiak@t-online.de
Redaktion: Edgar Utsch, 45888 Gelsenkirchen, Siegfriedstr. 6, Ruf (0209)23736, Fax 1479680; E.Utsch@web.de und
Carl-Peter Klusmann, 44139 Dortmund, Kreuzstr. 68, Ruf (0231)147303, Fax 2866505; cp.klusmann@dokom.net
Die SOG-Papiere erscheinen als Beilage zu "imprimatur", 66123 Saarbrücken, Walter Gieseking-Str. 12