US-Kardinal Roger Mahony soll laut "Los Angeles Times" pädophile Priester gezielt vor Strafverfolgung geschützt haben. Laut kircheninternen Dokumenten von 1986 und 1987 entwarfen Mahony als Erzbischof von Los Angeles und der für Missbrauchsfälle zuständige Referent Thomas Curry eine Strategie, um drei Priester, die sexuellen Kindesmissbrauch gestanden hatten, Ermittlungen der Polizei zu entziehen.
Curry, heute Weihbischof für Santa Barbara, riet demnach seinem Vorgesetzten Mahony, die pädophilen Geistlichen von Besuchen bei Therapeuten abzuhalten, aus Angst, dass diese die Behörden verständigen könnten. Zudem hätten sie den straffälligen Priestern Aufgaben außerhalb Kaliforniens übertragen, um Nachforschungen der bundesstaatlichen Behörden zu verhindern.
Als Beispiel führt die "Los Angeles Times" den Fall eines Priesters an, der eingeräumt haben soll, seit seiner Weihe 1966 zahlreiche Buben sexuell missbraucht zu haben. Das Blatt zitiert einen auf Juli 1986 datierenden Brief Mahonys an den Leiter einer Therapieeinrichtung für pädophile Kleriker im US-Bundesstaat New Mexico. Darin wende er sich gegen eine Rückkehr des betreffenden Geistlichen in seine Erzdiözese, weil dann "sehr wahrscheinlich irgendwelche juristischen Schritte sowohl im strafrechtlichen als auch zivilrechtlichen Bereich" zu erwarten seien. Der Zeitung zufolge schied der Mann 1989 aus dem Priesterdienst aus und starb 2009.
Mahony, seit 1991 Kardinal und seit 2011 im Altersruhestand, entschuldigte sich laut "Los Angeles Times" am Montag erneut bei den Opfern. Zudem verwies er auf seine Begegnungen mit rund 90 von Klerikern Missbrauchten. Er bete täglich für sie. Curry, seit 1994 Weihbischof, war nach Angaben der Zeitung für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Die vertraulichen Aufzeichnungen sollen in den kommenden Wochen veröffentlicht werden. Ein Gericht hatte Mitte Dezember die Herausgabe an die Justiz verfügt. Ihre Publikation ist laut "Los Angeles Times" Teil einer Vereinbarung der Erzdiözese mit mehr als 550 mutmaßlichen Missbrauchsopfern. Sie hatten 2007 Entschädigungszahlungen in der Rekordhöhe von insgesamt 660 Millionen US-Dollar durchgesetzt.
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