Ludwig Ring-Eifel
Bischofsweihe mit Nachhall

Nun ist es offiziell: Georg Gänswein, viele Jahre bloß „Monsignore“, wurde von Papst Benedikt XVI. zum Bischof geweiht. Mehr noch, er erhält den Rang eines Erzbischofs und ist „Präfekt des Päpstlichen Hauses“. An ihm kommt niemand mehr vorbei, der zum Papst will – weder auf den kurzen noch auf den langen (offiziellen) Dienstwegen.

Unter deutschen Theologen hatte die Nachricht von der doppelten Beförderung des Privatsekretärs Seiner Heiligkeit anfangs nicht nur Begeisterung ausgelöst. Manche erinnerten daran, dass doch seit dem letzten Konzil das Bischofsamt wieder viel stärker als Seelsorge- und Dienstamt begriffen werde. War es nicht sogar Professor Joseph Ratzinger selbst, der seinerzeit Bedenken gegen die Ausstattung von Kurienämtern und päpstlichen Diplomatenposten mit erzbischöflichen Titeln geäußert hatte?

Doch spannender als die – eher akademische – Frage, ob das Präfektenamt wirklich eine Bischofsweihe erfordert, sind die späteren kirchenpolitischen Konsequenzen. Wo wird Erzbischof Georg Gänswein landen, wenn eines Tages der Nachfolger von Benedikt XVI. einen Platz für den verdienten Privatsekretär seines Vorgängers sucht? Wird er dann wie weiland der polnisch päpstliche Privatsekretär Stanislaw Dziwisz auf einen kardinalsfähigen Bischofsposten in der Heimat versetzt?

Und was würde daraus folgen? Ein, sagen wir: Mainzer, Freiburger oder gar Kölner Erzbischof Gänswein, einer mit seiner Erfahrung, seiner Ausstrahlung, seinem kirchenjuristischen Scharfsinn und den internationalen Verbindungen – welche Rolle könnte der wohl im deutschen Episkopat spielen? Eins ist klar: Er kann ein wichtiger Faktor über die Amtszeit von Papst Benedikt XVI. hinaus werden. Und das gilt unabhängig davon, ob Gänswein dereinst tatsächlich nach Deutschland berufen wird oder doch auf Dauer in Rom bleibt, um dort ein anderes Spitzenamt einzunehmen.

Im Vatikan ist er jedenfalls schon jetzt nach dem Papst einer der drei wichtigsten Männer. Die beiden anderen heißen Tarcisio Bertone (Kardinal-Staatssekretär) und Gerhard Ludwig Müller (Präfekt der Glaubenskongregation). Alle drei sind sie langjährige Weggefährten Ratzingers/Benedikts. Im achten Jahr seines Pontifikats setzt der Papst aus Deutschland nicht nur theologisch sondern auch personalpolitisch unüberhörbare Akzente.

Aus: katholisch.de


© imprimatur März 2013
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