Die Glosse

Rauschheim kurz vor Beginn
der Fastnacht 2013

Lieber Joseph,

mich als Gewerkschafter, hat Dein Brief über dem Limburger Bischof Tebartz van Elst sein BMW-Sportwagen-Cabriolet schwer beschäftigt, zumal wir selber das Problem mit den Luxusreisen eines gewerkschaftlichen Aufsichtsratsmitgliedes bei Thyssen-Krupp am Hals haben. Es ist schon himmelschreiend, dass gerade in der Gewerkschaft und auch bei der Kirch der Trieb zum Protzen ausbricht. Dem Tebartz sein BMW kostet nämlich nach meiner Einschätzung zumindest 100.000 €.

Neben dem Chauffeur von so einem Mobil erwartet man normal eine schicke Diva, hier aber wegen dem Zölibat doch eher einen zweiten Bischof. Nur, wer vom deutschen Episcopat, frag ich mich, tät sich neben den selbstherrlichen Tebartz setzen und sich in den Geruch bringen, er wär genauso ein Ausgeflippter als wie der? Wenn man sich erst vorstellt, der Tebartz würd mit offenem Verdeck, goldenem Brustkreuz und flatterndem Zingulum in Lila bei einem seiner Bischofskollegen in Frankreich aufkreuzen und den zu einer Spritztour durch dessen Bischofsstadt in seine Prachtkutsche einladen - Joseph, glaubs mir, der Franzos tät sich bei dem Besuch bekreuzigen, denn der bringt in seiner Vorstellung eine solche Nobelkarosse, chauffiert von einem derart herausgeputzten bunten Vogel, nicht mit einem Amtsbruder zusammen. Der denkt eher an die Versuchung Jesu nach dem Fasten in der Wüste durch den Teufel. Der verblüffte Franzos tät über den „Mitbruder“ Tebartz, wenn er sich von seinem Schrecken erholt hätt, kopfschüttelnd einen Abwehrsegen sprechen und wieder hinter seiner Tür verschwinden.

In Frankreich verdient ein Bischof im Monat 800 bis 1200 Euro. Entsprechend müssen die leben. Also bescheidener wie Du und ich! Siehst Du einen von denen ihren Bischöfen in seinem Räuberzivil auf der Straße, fallen Dir sofort die Apostel ein, vielleicht sogar Jesus selber. Diese Verwechslung würde Dir bei dem Tebartz mit Sicherheit nicht passieren.

Joseph, alter Spezi, ich komme mit unserer Kirch nicht mehr zurecht. Ich hab die mein lebenlang für integer und grundsätzlich auf der Seite der Mühseligen und Beladenen gesehen. Und dann macht der unfehlbare Heilige Vater einen solchen BMWkabrioletsportwagennarren zum Bischof. Das ist ja als wie wenn der Sommer, also unser Boss, den Beckenbauer zum Bezirksvorsitzenden machen tät. Du weißt, warum der „Kaiser“ seinen Wohnsitz in Österreich hat!

Joseph, Zeitungsberichte aus Limburg von dem Tebartz, vor allem mit Foto, die rauben dir jeden Glauben an eine gute Zukunft unserer Kirch! Das kann man nur im Freundschaftsgespräch bei einem Kasten Paulaner verkraften.

Bis zum Stammtisch am Donnerstag
Sepp

P.S.: Was für ein Glück, dass die Bischofskonferenz den nicht auch noch zum Aufklärer von den Missbrauchsfällen gemacht hat! Zuzutrauen wärs ihr!


© imprimatur März 2013
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