Am 24.06.13 wurde den Abonnenten der FAZ und der Süddeutschen mit der Zeitung ein 84-seitiges buntes Magazin (20 x 27 cm) ausgeliefert. Es trägt den sinnigen Titel „Credo. Ein Magazin zum Jahr des Glaubens in Kooperation mit L’Osservatore Romano“. Der Umschlag vorne zeigt das Gesicht einer nachdenklich blickenden Frau und die Frage „Wo ist Gott?“, auf der Rückseite Zahlenmaterial zur Katholischen Kirche.
Herausgeber sind der Bischof von Eichstätt Gregor Maria Hanke und der Journalist Peter Seewald, der in katholischen Kreisen schon durch zwei Interview-Bücher mit Benedikt XVI. bekannt ist.
Das Ganze ist eine Werbebroschüre zum Katholischbleiben oder -werden. Ersteres wird durch Exempel wie Thomas Gottschalk dokumentiert, Letzteres durch eine Reihe von Bekenntnissen über ihre Umkehr zum Glauben und Katholizismus seitens einer Reihe von Schauspielern/innen, Tänzer/innen, Sänger/innen, Sportler/innen und anderer Größen beispielhaft dargestellt und mit Zitaten verdeutlicht („Ich bin Katholikin und habe einen starken Glauben“, „Gott hat mir neue Freude durch Gebet und Gemeinschaft geschenkt“, „Den Zauber des Katholischen kann man riechen, schmecken, hören, fühlen“).
Daneben gibt es Beiträge zu den letzten drei Päpsten, zum Historischen Jesus („Der Jesus des Glaubens ist auch der historische Jesus“), einen Aufsatz des neuen Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer („Erneuerung in der Kirche heißt nicht, den Zölibat abzuschaffen, sondern die Umkehr jedes Einzelnen zum Ursprung des Christlichen“), die Titelgeschichte von Markus Günter „Wo ist Gott?“ („Die Wunder, die Bekehrungen und Berufungen, die alltägliche Gotteserfahrung – das geschieht heute noch zuverlässig jeden Tag“), einen Beitrag über das Schweißtuch von Manoppello (Abruzzen) „mit dem Antlitz Jesu“, das von Benedikt XVI. dem Volksglauben und der Nichtbeachtung entrissen wurde, über die Gläubigkeit Goethes und schließlich ein Interview mit Robert Spaemann, usw. Sachlich am Besten ist ein Interview mit Angela Merkel, die geschickt mit den an sie gerichteten Fragen umgeht.
Das Heft ist recht teuer aufgemacht und bietet schöne Fotos und Abwechslung. Ansonsten ist es eine Werbeschrift für das Katholischsein, wogegen nichts einzuwenden wäre. Aber es ist recht dick aufgetragen, und die vielen schönen – oft recht naiven – Sätze zu Gott, Jesus, Kirche sind in dieser Häufung und unter Verzicht auf dezente Zurückhaltung einigermaßen schwer erträglich, und das Heft ist zwar formal modern, theologisch und kirchlich aber – vorsichtig ausgedrückt – konservativ. Ob man der Sache damit einen Dienst erwiesen hat, ob das viele Geld gut angelegt ist und wenigstens einige Leser beeindrucken kann, ist nicht einfach zu bejahen.
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