Engelbert Hipp, Diakon • Ludwig Hönlinger, Pfarrer • Konrad Irslinger, Pfarrer • Hubert Kimmig, Pfr. i.R. • Andreas Korol, Diakon • Hans-Jörg Krieg, Hochschulpfarrer • Herbert Malzacher, Pfarrer • Helmut Miltner, Hochschulpfarrer • Dieter Nesselhauf, Pfarrer • Werner Reihing, Pfr.i.R. • Werner Ruschil, Spiritual • Peter Stengele, Spiritual
20. Juni 2013
Liebe Mitbrüder!
Die Sprache prägt unser Handeln und unsere Verkündigung in der Pastoral nachhaltig. Um von den Menschen verstanden zu werden, müssen wir eine verständliche Sprache sprechen, nicht nur im täglichen Umgang mit den Menschen, sondern auch in der Liturgie.
Da schon im Herbst das revidierte deutsche Messbuch vorgelegt und verabschiedet werden soll, beschäftigte sich auf der Tagung in Offenburg am 04.06.2013 eine Arbeitsgruppe von Priestern und Diakonen mit den Themen "Neues Messbuch" und "Theologische Sprache". Dabei wurde deutlich, dass es Grundvoraussetzung der Verkündigung ist, von den Menschen überhaupt noch verstanden zu werden. Sprache und Theologie haben sich im Laufe der Zeit verändert und gewandelt. Die Folge ist, dass sehr viele Glaubensformulierungen heute von den Menschen nicht mehr verstanden bzw. angenommen werden können. Viele Menschen finden sich, ihr Leben und ihre Themen in den Glaubensaussagen von früher nicht mehr wieder. Sie wenden sich von der Kirche ab und anderen (Heils-)Angeboten zu.
Daher ist es naheliegend, dass diese veränderte Sprech- und Denkweise auch alle liturgischen Texte prägen sollte, insbesondere auch das neue Messbuch. Wir wollen es gerne benutzen können.
Im „Christ in der Gegenwart“ (Jg. 65, Nr.14, S. 143ff) äußert Stephan U. Neumann unter der Überschrift „Messbuch Latein – nur auf Deutsch“ deutlich Kritik an der geplanten Neuübersetzung, die eine zu starke Nähe zur Ausgangssprache Latein auf Kosten der von den Menschen heute gesprochenen Sprache aufweist. Aus Pressemeldungen ist zu entnehmen, dass das revidierte deutsche Messbuch in der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz möglicherweise zur Verabschiedung auf der Tagesordnung steht.
Gerade in der Frage der getreuen Übersetzung gilt das Wort des Apostels Paulus: „Der Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig!“ Wir brauchen dringend eine Sprache, die heutige Menschen in ihrem Glauben stärkt und den Dialog mit Gott im Gebet ermöglicht. Nur so können sie aktiv an der Liturgie teilnehmen. Das II. Vat. Konzil mahnt in SC eine „participatio facilis“ und eine „participatio conscia“ an. Eine „leichte“ und „bewusste“ Teilnahme ist jedoch nur dann möglich, wenn die Sprache der Liturgie nicht zu weit weg ist von der Sprache und dem Empfinden der Menschen und zu wenig poetisch und inspirierend wirkt.
Ein neues Messbuch, das diese Schwierigkeiten statt sie abzuarbeiten noch verstärkt, wird voraussichtlich von vielen Priestern (aus Gewissensgründen) abgelehnt und von den Gemeinden nicht akzeptiert und verstanden werden. Es wird nicht zu größerer Einheit in der Kirche führen, sondern Spaltung hervorrufen und „Wildwuchs“ fördern.
Papst Franziskus hat in den wenigen Tagen seines Pontifikates deutliche Zeichen gesetzt, die auf ein kollegialeres Miteinander mit den Bischöfen und auf das Ende des überzogenen römischen Zentralismus hoffen lassen.
Als Kardinal hatte er sich zur Einheit in der Vielfalt folgendermaßen geäußert:
„In der Kirche bewirkt der Heilige Geist die Harmonie. Einer der ersten Kirchenväter schrieb, dass der Heilige Geist „ipse harmonia est“: er selbst ist Harmonie. Er allein ist zugleich Urheber der Einheit und der Vielfalt. Der Geist allein bewirkt Verschiedenheit, Vielfalt, und gleichzeitig Einheit. Denn wenn wir es sind, die Verschiedenheit machen, kommt es zu Schismen, und wenn wir es sind, die die Einheit wollen, kommt es zur Uniformität und Gleichschaltung."
„Das Ausharren im Glauben impliziert das Hinausgehen. Denn gerade dadurch, dass man im Herrn bleibt, geht man aus sich selbst heraus. Paradoxerweise gerade dann, wenn man bleibt, ändert man sich, weil man gläubig ist. Man bleibt nicht gläubig, wenn man wie die Traditionalisten oder die Fundamentalisten am Buchstaben klebt. Treue ist immer Änderung, Aufkeimen, Wachstum. Der Herr bewirkt eine Änderung in dem, der ihm treu ist. Das ist die katholische Glaubenslehre." (Quelle: http://www.30giorni.it/articoli_id_16590_l5.htm)
Aufgrund dieser Überlegungen haben die Teilnehmer der Offenburger Tagung mit großer Mehrheit beschlossen, die Priester und Diakone unserer Erzdiözese um ihre Unterstützung in diesem Anliegen (s. Anlage) zu bitten.
Mit Ihrer Unterschrift bringen Sie zum einen Ihre Sorge um eine immer größer werdenden Kluft zwischen der Alltagserfahrung der Menschen von heute einerseits und dem Glauben andererseits zum Ausdruck; außerdem setzen Sie sich dafür ein, dass durch uns und unser Reden und Handeln die Menschen wieder näher an die Quellen und Ursprünge des Glaubens und Lebens geführt werden können.
In diesem Sinn bitten wir Sie um Unterstützung dieses so wichtigen Anliegens.
Mit kollegialen Grüßen
– für die Initiatoren –
Ludwig Hönlinger, Hubert Kimmig, Konrad Irslinger, Andreas Korol, Herbert
Malzacher, Helmut Miltner, Dieter Nesselhauf, Werner Ruschil, Peter Stengele
Wenn Sie sich bei unserer Initiative beteiligen,
schicken Sie uns bitte die beiliegende „Zustimmung zur Erklärung“
(siehe Anlage) per Mail zurück. Es genügt auch eine einfache Antwortmail,
aus der aber deutlich erkennbar sein muss, dass Sie sich mit Ihrer Unterschrift
beteiligen (Name, Berufsbezeichnung, Ort).
Sie können Ihre Zustimmung auch per Fax 0721 – 79 00 222 (Pfarramt St. Konrad, Karlsruhe)
oder auf dem Postweg (Pfr. Dieter Nesselhauf, Pfarramt St. Konrad, Hertzstr. 16 a, 76187 Karlsruhe)
an uns senden.
Wer und wie viele Mitbrüder sich beteiligt haben, erfahren Sie auf unserer Homepage: www.memorandum-priester-und-diakone-freiburg.de. Dort finden Sie auch aktuelle Informationen zu unserer Aktion und darüber, was sich über unsere Diözese hinaus sonst noch tut.
Mit Ihrer Unterschrift erklären Sie sich bereit, dass Ihr Name dort (in alphabetischer Reihenfolge) veröffentlicht wird. Wir bitten Sie, Ihr Votum umgehend abzugeben, damit wir es in geeigneter Form an unseren Bischof weiterleiten können.
Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Beteiligung und Ihr Vertrauen.
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