Michael Meier
Papst Franziskus: Kleines Auto, große Geste
Er lässt sich statt im Mercedes im kleinen Fiat chauffieren. Ein Seitenhieb gegen die Exzellenzen dieser Welt

In einem unscheinbaren Fiat Idea fuhr Papst Franziskus am Montag vom Flughafen Rio zur Begrüßungszeremonie mit Präsidentin Rousseff. Es war das erste Mal, dass ein Papst auf Reisen einen Kleinwagen benutzte. Prompt manövrierte der Chauffeur das Auto ins Abseits und blieb in der Menschenmenge stecken. Gläubige warfen Briefe und Geschenke ins Auto. Die Polizei war beschämt. Die Fangemeinde jubelte. Der Papst genoss es.

Die päpstliche Dienstfahrt im Kleinwagen durch Rio trifft ins Mark seines noch jungen Pontifikats. Es ist der «armen Kirche für die Armen» verpflichtet. Symbol und Gradmesser für die neue Bescheidenheit ist das Auto. Im Juni sagte Franziskus vor 6000 Priesteramtskandidaten: «Es tut mir weh, wenn ich einen Priester oder eine Nonne in einem nagelneuen Auto sehe. So etwas geht nicht.»

Der Papst, der schon als Erzbischof von Buenos Aires lieber die Metro nahm, lebt das vor. Bei seiner ersten Ausfahrt nach der Wahl vom 13. März benutzte er einen Volkswagen Phaeton. Innerhalb der Vatikanmauern lässt er sich in einem gebrauchten Ford Focus chauffieren, also einem Dienstwagen für gewöhnliche Angestellte. Und neulich auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa bewegte er sich in einem Fiat Campagnola fort, geliehen von einem Freund des Pfarrers vor Ort.

Die Botschaft

Allerdings verbleibt die Wahl des Automobils auf der Symbolebene. Sie ist eine geglückte PR-Strategie, die Franziskus breite Zustimmung, aber keine Einsparungen bringt. Denn im Fuhrpark auch dieses Papstes stehen Mercedes-Karossen der M-Klasse. Erst Anfang Juli hatte Daimler-Vorstandsvorsitzender Dieter Zetsche dem Papst die Schlüssel für ein neues Papamobil dieses Typs übergeben. Franziskus aber will keine klimatisierte Panoramakuppel aus Panzerglas. Er fährt lieber im offenen Auto. Ein solches – einen offenen Geländewagen, freilich auch aus dem Haus Mercedes – benutzt er bei den Generalaudienzen auf dem Petersplatz. Obwohl er in Rio fotogen im kleinen Fiat fuhr, ließ der Vatikan einen Mercedes-Geländewagen nach Brasilien überführen – «für Fahrten durch größere Menschenmengen».

Die päpstliche PR-Strategie des bescheidenen Fahrkomforts verfehlt ihre Wirkung nicht: Bischöfe aus aller Welt müssen sich nun fragen, ob sie sich noch in Luxuskarossen chauffieren lassen können. Fragen sie sich nicht, helfen die Medien nach. Eben hat «Bild» in allen 27 deutschen Bistümern eine Umfrage über die Dienstwagen der Exzellenzen durchgeführt: Es stehen dort fast ausnahmslos Luxuslimousinen der Marken BMW, Mercedes oder Audi. Die Bischöfe wären gut beraten, sich die automobile Botschaft des Papstes zu Herzen zu nehmen. Zum Beispiel der Limburger Bischof Tebartz-van Elst: Der Symbolfigur des luxusverliebten Klerikers wird vorgehalten, den alten Golf seines Vorgängers gegen einen schwarzen BMW samt getönten Scheiben eingetauscht zu haben. Auch Autofan Bischof Vitus Huonder kann sich kaum mehr wie vor zwei Jahren als strahlender Testfahrer eines Subaru Legacy 2.0 ablichten lassen.

Was die Autoindustrie betrifft, scheint Mercedes das Nachsehen zu haben. Es sei kein Papst-Smart geplant, ließ die Geschäftsleitung verlauten. Und wies dann auf die hohen Sicherheitsstandards ihres Papamobils hin. Dieses könnte tatsächlich wieder zum Einsatz kommen, sollte Menschenfreund Franziskus auf Dienstfahrt im Kleinwagen etwas zustoßen.

(kath.ch)


© imprimatur November 2013
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