Johann Baptist Metz, einer der bekanntesten deutschsprachigen katholischen Theologen, wurde am 5. August dieses Jahres 85. Metz studierte in Bamberg, Innsbruck und München Theologie und Philosophie. 1952 erfolgte seine Promotion zum Dr. phil. und 1961 zum Dr. theol. Den Lehrstuhl für Fundamentaltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster hatte er von 1963 bis 1993 inne. Danach war er mehrere Jahre als Gastprofessor an der Universität Wien tätig. Von 1968 bis 1973 bekleidete er das Amt eines Konsultors des Päpstlichen Sekretariats für die Ungläubigen und von 1971 bis 1975 war er Berater der Würzburger Synode der Deutschen Bistümer. Als maßgeblicher Autor hat er den Inhalt des Synodendokuments Unsere Hoffnung mitbestimmt. Zudem ist Metz Mitbegründer und Herausgeber der internationalen theologischen Zeitschrift Concilium. 1994 wurde ihm von der Universität Wien die Ehrendoktorwürde verliehen und 2007 erhielt er den Theologischen Preis der Salzburger Hochschulwochen.
Metz bezeichnet seine theologische Arbeit, auch im kritischen Austausch mit der „Theologie der Befreiung“ in Südamerika, als „Neue politische Theologie“. Bei dieser „Neuen Theologie geht es Metz nicht mehr, wie Kant formuliert, um die „Verteidigung der höchsten Weisheit des Welturhebers gegen die Anklage, welche die Vernunft aus dem Zweckwidrigen in der Welt gegen jene erhebt“. Metz überschreitet diesen traditionellen Begriff von Theodizee als Rechtfertigung Gottes vor den Unvollkommenheiten und Übeln der Welt. Er schreibt in der Einleitung zu seinem Buch „Memoria Passionis“: Im Verständnis der Theologie als Theodizee macht sich das Christentum als eine Religion mit dem Gesicht zur Welt kenntlich“. Metz ist überzeugt, dass sich die biblisch inspirierte Theodizeefrage mit dem Gottesgedächtnis der biblischen Überlieferung auf die Lebenswelten der heutigen Menschen hin öffnen und verstehen muss. Sie verbindet sich auf diese Weise mit den aus der Passionsgeschichte der Menschheit immer neu aufbrechenden Erfahrungen und Fragen.
Nach Metz hat die Theologie nicht die Aufgabe, diese fundamentalen Fragen zu beantworten, sondern sie in unserer pluralen Welt „unvergesslich“ zu machen. Er ist sich dabei auch bewusst, dass der christliche Glaube als „Religion mit dem Gesicht zur Welt“ immer vor der Frage nach der Bedrohung seiner Hoffnung durch die menschliche Leidensgeschichte steht. Genau deshalb ist die theologische Rede von Gott immer auch Theodizee. Metz weiß, dass das Christentum mit dem Gesicht zur Welt eine Frage „nicht einfach hinter sich bringen kann“, nämlich die Frage nach der Bedrohung seiner Hoffnung durch das Dunkel der menschlichen Leidensgeschichte, das gerade heute das Christentum in einer bislang unbekannten Dramatik vor die Gottesfrage als Theodizeefrage stellt. Deshalb auch sieht er in der Theodizeefrage den Kern seiner Politischen Theologie. Aber es geht Metz nicht darum, die Theodizeefrage zu beantworten, sondern sie in unserer „pluralen Welt unvergesslich zu machen“.
In der Einleitung zu seinem Buch „Memoria passionis“ fragt Metz nach dem Sinn dieser Kategorie des Leidensgedächtnisses, die offensichtlich der Christologie zuzuordnen sei. Dabei ist er sich bewusst, dass diese Frage an die Wurzeln des christlichen Glaubens rührt. Er verweist auf die Anfänge des Glaubens in einer ursprünglich „kleinen Erinnerungs- und Erzählgemeinschaft in der Nachfolge Jesu“. Mit dem Blick auf die heutige Gesellschaft konstatiert Metz, dass das Christentum zwar auf der ganzen Welt vorkommt, aber nicht mehr allen etwas zu sagen hat. Dennoch sieht sich Metz mit einer Theologie gegen den „postmodernen Unschuldsmythos“ ausgerichtet. Er bleibt auf der Suche nach einer biblisch orientierten gültigen Rede von Gott, die sich dem mitleidlosen Vergessen unserer fortgeschrittenen Gesellschaft in den Weg stellt. Und mit seiner biblisch beheimateten Kategorie der „Memoria“ passionis“ richtet er sich gegen die zunehmende „Selbstprivatisierung des Christentums und der Kirche“. Metz steht für eine Theologie, die als politische Theologie Christentum und Öffentlichkeit ins Gespräch bringen will. Er sieht in der biblischen „Memoria Passionis“ eine Chance, den rationalen und formalen Humanismus des pluralistischen und laizistischen Europas aufzubrechen. Mit den gängigen Formen einer Wohlfühlreligiosität kann Metz offensichtlich nie viel anfangen. Selbsterfahrungstechniken und Schwärmerei für eine subjekt- und geschichtsferne Alleinheit setzt er die „Gottesleidenschaft in Mitleidenschaft“ mit ihrer biblisch orientierten „Hoffnung der Gerechtigkeit“.
„Imprimatur“ wünscht Johann Baptist Metz weitere gesunde und produktive Jahre!
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