Regina Einig
Erzbischof Müller: „Rom vertraut diesem Bischof voll und ganz“
Der Präfekt der Glaubenskongregation über die Auseinandersetzung um den Limburger Oberhirten und Versuche, unliebsame Bischöfe zu eliminieren

Exzellenz, was erwartet der Heilige Stuhl nun nach dem Besuch von Kardinal Lajolo von der Limburger Bistumsleitung?
Um es gleich zu sagen: Die Leitung eines Bistums ist gemäß der sakramentalen Verfassung der Kirche dem geweihten und mit dem Papst in Gemeinschaft stehenden Bischof aufgetragen. Wer die Aussagen des II. Vatikanischen Konzils über das Bischofsamt nicht kennt oder das Hirtenamt wie ein politisches Amt missversteht, ist fehl am Platz. Das Domkapitel ist eine Gruppe von Priestern aus dem Presbyterium einer Diözese, die dem Bischof mit Rat und Tat zur Seite steht. Ihre Aufgabe ist es nicht, den Bischof zu kontrollieren, sondern ihn zu unterstützen. Der hierarchische Obere eines Bischofs ist allein der Papst und nicht etwa, wie in den Medien kolportiert, der Vorsitzende einer Bischofskonferenz. Der Heilige Stuhl vertraut darauf, dass die Limburger Domkapitulare ihre Pflicht treu erfüllen und dass es zu einem neuen Miteinander zum Wohl aller kommt.

Der Heilige Vater wünscht, dass das Domkapitel den Weg des Bischofs aufmerksam und loyal begleitet. Wie ist das konkret zu verstehen?
„Aufmerksam und loyal“ zu sein ist das mindeste, was man von den Inhabern eines Amtes mit dieser hohen Verantwortung erwarten kann. Die Kampagne der letzten Wochen wäre nicht möglich, wenn man das II. Vatikanische Konzil vor Augen und im Herzen hätte. Im Dekret über die Priester heißt es: „Die Priester sollen die Fülle des Weihesakramentes der Bischöfe vor Augen haben und in ihnen die Autorität des obersten Hirten Christus hochachten. Sie schulden ihrem Bischof aufrichtige Liebe und Gehorsam. Dieser priesterliche Gehorsam, der vom Geist der Zusammenarbeit durchdrungen sein muss, gründet in der Teilnahme am Bischofsamt, die den Priestern durch das Weihesakrament und die kanonische Sendung übertragen wird.“ (Nr. 7). Im „Jahr des Glaubens“ empfehle ich allen Priestern, Ordensleuten und Laien, sich die Lehre des Konzils über die priesterliche Sendung theologisch und spirituell vertieft anzueignen.

Eine Sonderprüfung einer Kommission der Deutschen Bischofskonferenz soll die Baumaßnahme auf dem Domberg nun unter die Lupe nehmen. Wie beurteilen Sie diese Entscheidung?
Für die Baumaßnahmen in einer Diözese sind die gewählten und berufenen Fachleute in den Gremien zuständig. Was die Finanzen angeht, hat der Bischof nur eine Stimme unbeschadet seines Vorsitzes, insofern er die übergeordneten pastoralen Gesichtspunkte einbringt. Die Deutsche Bischofskonferenz hat keine Aufsichtsfunktion über einzelne Diözesen und Bischöfe. Sie kann aber eine Hilfe bieten, um dem künstlich erzeugten Eindruck entgegenzuwirken, hier sei etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen.

Rechnen Sie damit, dass die öffentliche Erwartung an die deutschen Bischöfe im Zug des Falls Limburg größer wird, die Finanzen des Bischöflichen Stuhles offenzulegen?
Jeder Diözesanhaushalt wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, weil hier Kirchensteuergelder freigegeben werden. Das Vermögen des Bischöflichen Stuhles wird von dem entsprechenden Verwaltungsrat für die Stiftungszwecke freigegeben. Es besteht gar nicht die Möglichkeit, dass ein Bischof nach eigenem Belieben mit diesem Geld schalten und walten könnte.

In Deutschland scheiden sich die Geister an der Bewertung der Rolle der Medien. Teilen Sie die von Kardinal Marx geäußerte Auffassung, dass Medienkampagnen ins Leere laufen, wenn da nichts ist?
Die für jeden Menschen durchschaubare Kampagne gegen den Limburger Bischof ist im Kern ein sich selbst tragendes Lügengebäude. Sie hat das Ziel, Bischöfe, die nicht in das eigene Kirchenbild passen, einzuschüchtern oder zu eliminieren. Man braucht nicht Jura zu studieren, um die gebuchte Business-Class von der kostenlosen und nicht verlangten Versetzung in die erste Flugklasse zu unterscheiden. Medienkampagnen laufen ins Leere, wenn nichts dran ist. Aber die Unschuldigen, die sie vernichtet haben, werden nicht wieder lebendig. Und die geistige Umweltverschmutzung zerstört auf lange Zeit das Vertrauen, von dem jede Gemeinschaft lebt und besonders die Gemeinschaft derer, die an Christus glauben. Da gegen Lehre und Leben des Bischofs von Limburg nichts vorliegt, vertraut Rom diesem Bischof voll und ganz. Der Bischof von Limburg bleibt!

Was empfehlen Sie den Gläubigen?
Der Hebräerbrief ruft uns auf: „Vergesst nicht, Gutes zu tun und mit anderen zu teilen; denn an solchen Opfern hat Gott Gefallen. Gehorcht euren Vorstehern, und ordnet euch ihnen unter, denn sie wachen über euch und müssen Rechenschaft darüber ablegen; sie sollen das mit Freude tun können, nicht mit Seufzen, denn das wäre zu ihrem Schaden“ (Hebr 13,16f).

Aus: Tagespost, 18.09.13


© imprimatur Dezember 2013
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