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JAHRGANG |
INFORMATIONSDIENST DER ARBEITSGEMEINSCHAFT VON PRIESTER- UND SOLIDARITÄTSGRUPPEN IN DEUTSCHLAND (AGP) | 2013 / 3 |
Auf die Sakristei beschränken?
Kritische Fragen an die Pfarrer-Initiative(n)
Seit ihrer Basiserklärung hat sich die AGP 1969 dem Ziel „Reform von Kirche und Gesellschaft“ verschrieben (s. E. Utsch / C.P. Klusmann, Dem Konzil verpflichtet – verantwortlich in Kirche und Welt, Berlin 2010, S. 3-4). Zwar ist das zweitgenannte Ziel häufig etwas zu kurz gekommen. Aber es hat nie ganz gefehlt. Und auch gegenwärtige Zusammenkünfte wie andere Unternehmen der Gruppen und unserer Arbeitsgemeinschaft sind keineswegs nur innerkirchlich orientierte Veranstaltungen. Deshalb begrüßen wir, wenn auch die entstehenden und entstandenen Pfarrerinitiativen und ähnli-che Gruppierungen ihre Aufgaben innerhalb der Kirche und darüber hinaus verfolgen. Dabei wird man verstehen können, daß zunächst die Stoßrichtung auf die Beseitigung unchristlicher Praktiken innerhalb der Kirche zielt. Begrüßenswert ist andererseits, wenn sich schon jetzt Stimmen erheben, die „Zeichen der Zeit“ nicht nur hinter den Kirchenmauern zu entdecken.
Als ein beachtliches Beispiel dokumentieren wir einen offensichtlich mit den genannten Initiativen in Österreich sympathisierenden Kommentar aus der Zeitschrift „Kritisches Christentum“ (Okt. 2011) aus Wien von Herbert Berger:
„Wenn sich Papst und Bischöfe weiterhin anmaßen, nur sie wüssten, was Wille Gottes ist und daher nur sie Regeln bestimmen dürfen, nicht aber das Volk, dann werden sie immer mehr in die Isolation geraten und an Bedeutung verlieren. Es ist das Verdienst der Pfarrerinitiative, dass sie mit ihrem Aufruf zum Ungehorsam diese Debatte in Gang gesetzt hat.
Das ist positiv, dennoch ist von aufgeschlossenen Priestern mehr zu erwarten. Denn einmal kurz überlegt: Wen bewegt es schon wirklich, ob Priester heiraten dürfen und Laien die Kommunion spenden? Sind das die Probleme unserer heutigen Welt? Sind die Zeichen der Zeit so zu verstehen? Sind diese innerkirchlichen dis-ziplinären Geplänkel von Relevanz für die Hungernden in Ostafrika, für die verzweifelten Jugendlichen in Madrid, in London, in Athen? Können sie irgendeinen Beitrag leisten für die Bewältigung der Unsicherheit breiter Schichten in ganz Europa, auch bei uns in Österreich? Kann man mit solchen Themen eine reale Zukunftsvision aufbauen, kann damit die schleichende Aushöhlung unserer Demokratie durch die zunehmende Macht der Konzerne und des Finanzkapitals gestoppt werden? Oder ist das ein Beitrag zur Abrüstung, zur Bewältigung der vielfachen Krisen, die heute die Welt bedrängen? Oder sind solche Nebensächlichkeiten der innerkirchlichen Regeln ein Schritt zum Abbau von Fremdenfeindlichkeit, zur Durchsetzung der Menschenrechte für Asylsuchende? Haben diese Fragen etwas zu tun mit dem Auftrag Jesu, Licht der Welt zu sein, Salz der Erde?
Wenn diese Pfarrer nun sagen, in den Pfarrgemeinschaften würde man sehr wohl versuchen, Beiträge in die-ser Richtung zu leisten und außerdem gebe es kirchliche Einrichtungen wie die Caritas, die sich um diese Aufgaben kümmern, dann geht so eine Antwort am Kern der Sache vorbei. Erstens ist kaum anzunehmen, dass Caritas oder pfarrliche Aktivitäten in den sozialen, menschenrechtlichen oder ökologischen Bereichen von der Erfüllung der derzeitigen Forderungen an die Kirchenleitung abhängen, sie stärken oder schwächen. Zweitens, und das ist entscheidend, ist diese Pfarrerinitiative als eine Gruppe, als ein neues Subjekt kirchlicher Willensäußerung hervorgetreten, als eine Gemeinschaft, die, wie es scheint, bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Und da wäre es doch enttäuschend, wenn sich diese neue Gruppe nur um Fragen der internen Disziplin annimmt, sozusagen sich ebenfalls auf die Sakristei beschränkt.
Mit Recht gehen diese rebellischen Priester davon aus, dass im gelebten Glauben an Jesus von Nazareth ein großes Potential für das Heil der Welt vorhanden ist. Bitte mobilisiert dieses Potential für die Unterdrückten und Verfolgte bei uns in Österreich und überall. Streitet euch nicht mit den verstockten und dem Geist Gottes entfremdeten Hierarchen herum, sondern mit jenen, die mit ihren Waffen und ihrem obszönen Reichtum die Zukunft der Menschen und der Natur gefährden. Beschränkt eure Sicht vom Volk Gottes nicht auf die Kirchgänger, sondern versteht, dass die Armen und Unterdrückten das Volk Gottes sind, die Entrechteten und Ohnmächtigen - und nur sie!“
AGP – IKvu: Spannungen aushalten und lösen
Auf den Jahresversammlungen der AGP stand die Zusammenarbeit mit der Initiative Kirche von unten immer auf dem Programm. In diesem Jahr aber war das Verhältnis der AGP zur IKvu kein Routine-Punkt der Gespräche, sondern das Thema des ersten Abends. Die Wichtigkeit und Notwendigkeit der Überlegungen wurde dadurch unterstrichen, dass sich Andreas Seiverth, Sprecher der IKvu, und Dorothea Nassabi und Gerhard Wild von der Initiative „ChristInnenrechte in der Kirche“, kurzfristig angemeldet hatten. Letztere fragen sich nämlich auch, ob ihre Reformanliegen in angemessener Wese von der IKvu berücksichtigt werden und ob diese das für sie geeignete Netz-werk darstellt.
In den letzten Jahren war es immer wieder zu Diskussionen über die Arbeit der IKvu gekommen, aber auch zu durchaus berechtigter Kritik an der eher „zurückhaltenden“ Mitarbeit seitens der AGP. Verschärft hatten sich die Spannungen im Zusammenhang mit der Vorbereitung und Durchführung der „Konziliaren Versammlung“ im Oktober 2012, für die das Münsteraner „Institut für Theologie und Politik“ federführend war. Die IKvu kritisierte die nach ihrer Ansicht fehlende inhaltliche Kon-zeption, das zu enge, konfessionalistische Verständnis von Ökumene und einen nostalgisch-mythisierenden und damit unkritischen Umgang mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, der weitere Reformen verhindere. Von dieser fundamentalen Kritik war auch die AGP betroffen, denn einige ih-rer Mitgliedsgruppen führten eigene Workshops in Frankfurt a.M. durch und bewerteten das gesamte Treffen äußerst positiv, nicht zuletzt auch als ökumenisch und zukunftsweisend.
Im Anschluss an die „Konziliare Versammlung“ konnten die Spannungen nicht abgebaut und die konträren Positionen nicht geklärt werden. Das gelang auch nicht durch Gespräche auf der Dele-gierten-Versammlung der IKvu Anfang April 2013.
A. Seiverth machte nun in Heppenheim deutlich, dass es der IKvu in keiner Weise darum gegan-gen sei, das Frankfurter Treffen und deren Hauptinitiatoren und Organisatoren pauschal zu denunzieren oder der Arbeit der dort vertretenen Gruppen ihre Bedeutung abzusprechen. Allerdings müsse es auch unter befreundeten Gruppen und auf einer gemeinsamen Veranstaltung möglich sein, unterschiedliche Sichtweisen und Ansätze zu vertreten. Nach dem offenen und z.T. recht kontroversen Gespräch betonte er aber auch, dass man seitens des Leitungsteams der IKvu, in dem ausschließlich evangelische Christen vertreten sind, die bleibende Bedeutung des Konzils für heutige Reformbemühungen und ihre Protagonisten unterschätzt habe. Nahe lag in diesem Zu-sammenhang die Wiederholung des schon seit langem gehegten Wunsches nach einer stärkeren Repräsentanz katholischer Vertreter im IKvu-Leitungsteam.
Man war sich einig in dem Interesse, die Zusammenarbeit fortzusetzen und sich als kirchenkritische Bewegungen nicht auseinanderdividieren zu lassen. Dies nicht zuletzt, weil gerade die gesellschaftspolitischen Initiativen der IKvu-Arbeit ein Bestandteil der kirchlichen Reformarbeit bleiben müssen und von anderen Reformbewegungen, z.B. von der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ und auch von den meisten AGP-Gruppen, nicht in vergleichbarer Intensität verfolgt werden. Darum wurde beschlossen, Gespräche zur Klärung inhaltlicher, organisatorischer und strategischer Fragen zu führen. Hierbei wird es vorrangig um folgende Punkte gehen: die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils für die Kirchenreform heute, das Ökumeneverständnis, das Selbstverständnis der IKvu und ihres Leitungsteams und schließlich Formen intensiverer Kommunikation und Kooperation.
Am Schlusstag der Jahresversammlung beauftragten die Teilnehmenden ausdrücklich folgende vier Personen damit, Gespräche mit dem Leitungsteam der IKvu aufzunehmen: Dr. Ferdinand Ker-stiens, Dr. Magdalene Bußmann, Norbert Arntz und Edgar Utsch.
Ut
Hinweis:
Da diese Nummer der SOG-Papiere wegen des aktuellen Beitrags zu den Beziehungen
zwischen AGP und IKvu gleichsam über Nacht fertiggestellt werden musste,
um rechtzeitig in Druck zu gehen, wird erst in der nächsten Ausgabe, also
in Nummer 2013-4/5, ein ausführlicher Bericht über die Diskussionen
auf dem Studientag der Jahresversamm-lung zum Thema „Ist die Kirche entbehrlich?“
erscheinen.
Außerdem wird dann auch von den Gesprächen und Beschlüssen berichtet,
die die weitere Arbeit der AGP betreffen, u.a. zu den Kontakten mit den neu
entstandenen Pfarrerinitiativen (s.o.).
Eine gute Adresse
Montagsbriefe für die Bischöfe
Eine Gruppe von Laien und Priestern aus Ulm hat im vergangenen Jahr angesichts der Sackgas-sen und Fronten in den kirchlichen Reformdebatten nach einer neuen Möglichkeit gesucht, um die festgefahrene Situation zu überwinden und eventuell auch einen neuen Stil der Auseinandersetzung zu kreieren. So entwickelte man die Idee, auf der als gemeinsam vorausgesetzten Basis der Schrifttexte des jeweiligen Sonntags Briefe an die deutschen Bischöfe zu entwerfen. In den nach-sonntäglichen Predigten sollten Schriftwort und notwendige Reformen in der Kirche in einen argu-mentativen Zusammenhang gebracht werden. Die „Montagsbriefe“ landen nun seit dem 1. Advent 2012 regelmäßig auf den Schreibtischen aller Bischöfe. Diese Aktion, ursprünglich bis Ostern 2013 geplant, wird nun zumindest bis zum Sommer fortgesetzt.
Es gibt recht unterschiedliche Reaktionen auf diese Initiative. Sehr positiv antwortete Weihbischof Renz aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Er bedankte sich ausdrücklich für den „biblisch basier-ten Dialog“, der zeige, dass es doch noch Hoffnung gebe für die „Patientin Kirche“. Andere Wür-denträger müssen wohl darum gebeten haben, nicht mehr länger von den Montagsbriefen behelligt zu werden. Das Urteil der Laien-LeserInnen – man kann auch als „normaler“ Christenmensch die Briefe beziehen bzw. im Internet lesen – fällt durchweg positiv und zur Weiterführung der Aktion ermutigend aus.
Pfr. Stefan Cammerer, Mitglied im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Rottenburg (eine Gruppe der AGP mit über 150 Mitgliedern), ist einer der Verantwortlichen dieser Aktion. Nicht nur aus diesem Grund sind die Montagsbriefe für die AGP-Gruppen ein Anlass, darüber nachzudenken, wie die in der Tat erstarrten Fronten der innerkirchlichen Auseinandersetzungen aufgebrochen und erfolgver-sprechendere Wege gefunden werden können.
Damit man sich ein Bild von der Ulmer Initiative machen kann, hier die Website: www.montagsbriefe.de; die Mail-Adresse: info@montagsbriefe.de
Ut.
Ferdi Kerstiens 80 – und ein neues Buch
Zu seinem 80. Geburtstag hat Dr. Ferdinand Kerstiens ein neues Buch veröffentlicht: Umbrüche – eine Kirchenge-schichte von unten. Autobiographische Notizen; Berlin 2013. Es wird hier besprochen aus persönlicher Dankbar-keit für F. Kerstiens Jahrzehnte langes Engagement in der AGP, aber auch, weil deren Themen und Kämpfe und die Erfahrungen vieler AGP-Mitglieder sich in seinem „Lebenseinblick“ spiegeln.
Gibt es bei einem Mann, der auf den verschiedenen Feldern so präsent in der Öffentlichkeit gewirkt hat und somit eine öffentliche Person war, überhaupt noch etwas zu veröffentlichen? Vor allem dann, wenn schon zu Be-ginn (s.1) betont wird, dass Privates privat bleibt – es also nichts auszuplaudern gibt? Ja, und zwar, weil das Öffentliche als autobiografische Notiz eine persönliche Färbung erhält (besonders überzeugend im Schlusskapitel Resümee und Ausblick) und gerade dadurch offener, deutlicher und eindeutiger wird. F. Kerstiens gelingt es, seine Leser mit auf eine Zeitreise zu nehmen, die gerade durch das Miteinander von Bekanntem und Überraschendem äußerst spannend ist.
Diese Zeitreise beginnt mit den Erinnerungen an die Kriegsereignisse und die Schreckensherrschaft der Nazis in seiner Kindheit; führt – wie durch eine andere Welt – in die Pius-Zeit der 50-er Jahre; bietet einen Blick auf die wichtigen Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils und geht den kirchlichen, gesellschaftlichen und persönlichberuflichen Etappen seit Ende der 60-er Jahre entlang – und lässt in angemessener Zurückhaltung das Kom-mende in Hoffnung in der Absicht offen, die noch möglichen Schritte zu gehen. Für diese Haltung nimmt er K. Barth als Gewährsmann: “Hoffen geschieht im Tun des nächsten Schrittes.“ (231)
Das Buch ermöglicht den Weggefährten, eigene Erfahrungen, ähnliche oder auch gegenteilige, lebendig werden zu lassen (Die lebendige Sprache hilft dabei in ansprechender und Interesse weckender Weise!). Jüngeren bietet es die nicht allzu häufige, aber unentbehrliche Möglichkeit, einen Einblick zu gewinnen in eine Phase der Kirchengeschichte, die ohne die hier berichteten und reflektierten Ereignisse nicht vollständig wäre und nicht die notwendige Hilfe bieten würde bei der eigenen Standortbestimmung angesichts gegenwärtiger kirchlicher und gesellschaftspolitischer Entwicklungen. Als „Kirchengeschichte von unten“ (kein anmaßender Anspruch) kann sie dazu beitragen, der „Geschichte der Sieger“ skeptisch gegenüber zu sein, und die nicht zu vergessen, die gerade bei dieser Geschichtsschreibung höchstens als Randnotiz vorkommen.
Auch das den Zeitgenossen „im Groben“ Bekannte wird nicht nur wiedergegeben, um es vor dem Vergessen zu bewahren. Es wird zugleich vermittelt und vertieft durch neue, überraschende Einblicke, Perspektiven und Interpretationen – manchmal auch durch Episoden. So z.B. wenn Kerstiens nach einem Vortrag J. Ratzingers in der Münsteraner Studentengemeinde dem Studentenpfarrer Hans Wernes auf der Heimfahrt gegenüber äußert: „Das war heute ein anderer Ton bei Ratzinger. Da ändert sich was.“ (36) Also schon nach der 3. Konzilsperiode einen inneren Wandel ausmacht und diesen nicht, wie sonst üblich, erst als Folge der 68-er Studentenunruhen erklärt.
Auch dem Bild von Persönlichkeiten werden weitere Facetten hinzugefügt, indem der Autor etwa von einer Diskussion mit Ernst Bloch berichtet, bei der dieser bekannte: „Meine Gegenutopie gegen den Tod ist am ehesten die der Seelenwanderung.“ (44) Für einen marxistischen Philosophen ein verblüffendes Bekenntnis. Oder wenn durch die Wiedergabe eines Predigtauszugs von Karl Rahner zu Mt 25,31– 46 anlässlich eine Gottesdienstes während der Aktion „Hungern für Biafra“ 1968 der Dogmatikprofessor auch als politisch denkender und agierender Mensch wahrgenommen wird. (180f)
Natürlich werden die wesentlichen Schritte und Gruppierungen der Reformbewegung in der BRD seit 1965 nachgezeichnet: Studentengemeinde, Freckenhorster Kreis und AGP, Bensberger Kreis, Initiative Kirche von unten, Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“. Mit allen war Kerstiens verbunden durch persönliche Kontakte, theologische und kirchenpolitische Impulse und Auseinandersetzungen, durch die Übernahme von Aufgaben und Funktionen und nicht zuletzt durch gemeinsames gesellschaftspolitisches Engagement. Schon in seiner Zeit als Studentenkaplan (1962 – 65) wird sein vorherrschendes theologisches und pastorales Interesse bis heute erkennbar, wenn er bei der Gewichtung der Konzilsbeschlüsse auf seine „besondere Aufmerksamkeit“ (33) für „Gaudium et spes“ verweist.
Von seinem Blick und seinem Engagement über den römisch-katholischen Horizont hinaus zeugen weitere Stichworte: Ökumene, Eine Welt, Befreiungstheologie und -praxis, Gerechtigkeit und Frieden.
Einen bevorzugten Platz aber nimmt die Arbeit in der Gemeinde St. Heinrich in Marl ein, wo er von 1975 bis 1998 als Pastor tätig war. Die Begeisterung über diese Zeit, nahe bei den Menschen und mit ihnen unterwegs auf vielfältigen Wegen, klingt deutlich aus seiner Schilde-rung. Dabei verschweigt er nicht Schwierigkeiten und Konflikte mit Gemeindemitgliedern (152), weiß um „Niederlagen, z.B. im Blick auf die Halbierung der Anzahl der Gottesdienstbesucher (159). Geradezu wehmütig liest man von dem, was alles schon in den 70-er und 80-er Jahren in den Gemeinden Wirklichkeit war und trotzdem immer noch auf den offiziellen kirchlichen Verbotstafeln steht. Vor diesem Hintergrund erhält auch der Titel des Buches „Umbrüche“ seine spezifische Berechtigung – auch als Aufforderung, sich für die noch ausstehenden Umbrüche einzusetzen.
Die geschilderte Wirklichkeit kann viele Anregungen auch zur Veränderung
der heutigen kirchlichen und gemeindlichen Wirklichkeit geben – allerdings
nicht im Sinne eines Rezepts. Dazu sind bei allem Bemühen um demokratische
Prozesse und um das Mitgehen der ganzen Gemeinde die – im positiven Sinne
– „eigenwillige“ Handschrift des Pastors Kerstiens und dessen
Persönlichkeit zu prägend. Doch zur Reflexion der eigenen Praxis in
Kirche und Gesellschaft bietet das Buch zahlreiche Anlässe.
Die autobiografischen Notizen zeigen Kerstiens – gleichsam in einem Selbstbildnis
– als jemanden, der den als verpflichtend erkannten Weg konsequent geht,
mit der dann zur Glaubwürdigkeit notwendigen Konsequenz, dafür den
Kopf hinzuhalten.
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