imprimatur verleiht den alljährlichen Senforden zum Fest der Unschuldigen Kinder am 28. Dezember 2001 zweifach - und ökumenisch zugleich:

Zum Ersten dem Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages Frankfurt am Main.

Das Präsidium erhält den Orden für seine geistvoll inspirierte Performance: Christus segnet die Deutsche Bank. Wir nennen dies inspiriert, weil das größte private deutsche Geldinstitut (zugleich namens aller anderen Banken und ihrer Geschäftsstellen) den Gottmenschen Jesus Christus aufgeblasen und kilometerweit sichtbar gemacht hat, Ihn, der als der Herr der Deutschen Bank auf ihrem Dach, in ihren Tresoren und an ihren Börsen Wind und Wetter, Haussen und Baissen trotzt.

Dem Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages Frankfurt am Main steht nebst Urkunde und Laudatio dafür ein Fünf-Kilo-Eimer Senf der Sorte extrascharf zu (Die Zustellung durch die Deutsche Post AG ist bereits erfolgt).

Laudatio

Nachrichten aus der Zukunft

epd Norddeutschland, 7.Sept. 2003

Nachbetrachtung: Kein Plastik auf dem Kirchentag 2003

Erinnern Sie sich?

1. Ein damals völlig unbekannter Aktions-Künstler platzierte anlässlich des Evangelischen Kirchentages 2001 auf verschiedene Frankfurter Hochhäuser monumentale Christus-Figuren. In Erinnerung geblieben ist den meisten Zeitgenossen wohl das berühmte Motiv "Christus segnet die Deutsche Bank", von der Bank gleichen Namens gesponsert.

2. Das Vorbild war bekannt: Der Christus von Rio de Janeiro, der bereits seit Jahrzehnten mit wechselndem Wohlgefallen auf das pulsierende Leben dieser südamerikanischen Stadt herabschaut. Das Material: Plastik (mittlere Verrottungsdauer ca. 4000 Jahre). Die Ausmaße: Mit 15 atü bis zu einer Größe von 20 Metern aufblasbar. Christus konnte also auf den kleinen privaten Bankhäusern der Stadt ebenso Platz finden wie auf der Europäischen Zentralbank. Wenn man die Luft rausließ, konnte er zusammengefaltet im Keller der jeweiligen Bank bis zum nächsten Event zwischengelagert werden. Aber auch ein umweltfreundliches Recyclen zu Parkbänken oder Laubtonnen wäre möglich gewesen.

Natürlich ernteten die Figuren allerlei Spott. In den Klatschspalten der Presse rätselte man, ob der neue Christus sich mehr den Reifen rollenden Michelin-Männschen oder den kreativen Entwürfen des Beate-Uhse-Hauses verdanke. Die abstehenden Ohren schienen den erstgenannten Verdacht zu stützen, das ausdrucksstarke Gemächte eher den zweiten. Das Sex-Haus verwahrte sich vehement gegen die Unterstellung: Sie nehme es bei der Gestaltung gewisser Kleinigkeiten gerade bei Männern doch ein bisschen genauer.

Von theologischer Seite kritisierten die Wortführer der liberalen Leben-Jesu-Forschung die Plastik in Grund und Boden: Das Fehlen des Mundes gerade bei dem Mann, der nach dem biblischen Zeugnis "Das Wort" genannt wird, der sich offensichtlich weigere, mit eigenen Augen die Welt anzuschauen und kein Rückgrat besitze, so dass man ihm per Stahlgerüst Halt geben müsse... Hier mache man aus dem historischen Jesus eine verkündigte Witzfigur.

Man durfte also gespannt sein, ob auf dem diesjährigen Ökumenischen Kirchentag in Berlin die Plastiken wieder auftauchen würden. Schon die Standortfrage gestaltete sich als außerordentlich schwierig. Christus auf dem Reichstag?

Der Ältestenrat des Bundestages lehnte es kategorisch ab. Auf dem Bundeskanzleramt? Kanzler Schröders Reaktionen sind in doppelter Version überliefert. Die eine lautete: "Mir steigt keiner aufs Dach, basta!". Die den Bischöfen übermittelte Antwort war nicht minder eindeutig, endete jedoch im Ton etwas versöhnlicher: ".... Leider nein, so wahr mir Gott helfe!"

Das endgültige Aus für die Plastik kam überraschenderweise von den katholischen Frauen. In ihren Gemeinden seien inzwischen die feministischen Strömungen so sehr erstarkt, dass man den weiblichen Teilnehmerinnen des Kirchentages solche potenz-aggressiven Mannsbilder einfach nicht mehr zumuten könne.

Figur auf dem Kirchentag

Bei ihrer Forderung, endlich auch mal attraktive weibliche Figuren aufzustellen, eskalierte der Konflikt. Fundamentalistische Kreise brachten zwar noch zaghaft Maria ins Spiel und schlugen die züchtige Gestalt der Fatima-Madonna vor.

Die radikalen Frauen blieben jedoch hart: Es gebe wunderbare Darstellungen potenter Frauen, und sie präsentierten gleich eine Fülle eindrucksvoller Beispiele, die meisten davon bereits in der Steinzeit entstanden (siehe Abb.).

Starke Frau

Der einzige Makel dieser Frauen: Sie hätte"n es nie zur Ehre der Altäre gebracht.

Der Ausgang des Plastik-Skandals ist bekannt: Um den religionspolitischen Frieden der Hauptstadt und die Eintracht des Kirchentags zu retten, wurde auf religiöse Plastik jeglicher Art verzichtet.

P. Kunius

Die Nachrichten aus der Zukunft verdanken wir Friedrich Halfmann, Verein Umwidmung von Kirchensteuern, Haltern.

 

Zum Zweiten dem Diözesanadministrator des Bistums Trier: Weihbischof Leo Schwarz.

In der schweren Zeit der Sedisvakanz hat Weihbischof Schwarz den Eindruck vermitteln können, dass die Diözesanen nicht verwaist sind. Es soll der Weihbischof seinen Senf bekommen im Sinne des fundamentalistischen Initiativkreises katholischer Priester und Laien, in der standhaften Abwehr jenes ins Katholische eingedrungenen kfd (des Katholischen Deutschen Frauenbunds). Der kfd nannte seine Mitglieder in seiner Hybris präpotent Gottes starke Töchter. Der Interimsbischof Schwarz hat mit Unterstützung des päpstlichen Nuntius Erzbischof Giovanni Lajolo den kfd in die Knie gezwungen, kurz vor seiner antikatholischen Verspottung der Muttergottes von Marpingen, durch eine einschlägige Kabarettaufführung. Weihbischof Schwarz hat Frieden gestiftet, der es Unserer Lieben Jungfrau von Marpingen weiterhin ermöglicht, unbehelligt zu erscheinen. Zugleich ist damit der Großteil der selbsternannten Starken Töchter Gottes zu frommen Pfarrkindern zurückgestutzt, so dass sie wieder die demütigen Dienste bei den Pfarrfesten verrichten werden.

Dem Hochwürdigsten Weihbischof Schwarz in Trier steht nebst Urkunde und Laudatio dafür eine Tube Senf der Sorte Bayerisch süß zu. (Die Zustellung durch die Deutsche Post AG ist bereits erfolgt).

Laudatio

Da wurden "Gottes starke Töchter" schwach

Der Trierer Bischof hat ihr Kabarett verboten

"Allerdings gibt es neben anzuerkennenden Fortschritten weiterhin Vollzüge von Kirche, die Frauen verletzen". So heißt es in einer soeben bekannt gewordenen Stellungnahme des Präsidiums der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) zum 20. Jahrestag der Veröffentlichung des Dokuments der Deutsch"en Bischofskonferenz "Zu Fragen der Stellung der Frau in Kirche und Gesellschaft". Es gibt weiterhin Vollzüge von Kirche, die Frauen verletzen... Die kfd im Bistum Trier hat dies gerade schmerzvoll erfahren müssen.

Dabei hatte alles so gut angefangen. Der Diözesanverband entwickelte ein Konzept, um Frauen (ob kfd-Miglied oder nicht) auf eine ganz besondere Art anzusprechen. Von Juni bis Oktober sollte an drei verschiedenen Orten im Bistum ein "Frauen-Forum" stattfinden, jeweils bestehend aus Talk, Musik und Kabarett. Erklärtes Ziel dieser Veranstaltungen: Frauen Mut machen, in verschiedenen Lebensbereichen ihren eigenen Weg zu suchen. Das erste Forum "Frauen bewegen Kirche" und das zweite "Chancenfö";rderung von Frauen" gingen mit großem Echo und Erfolg über die Bühne. Das dritte jedoch, "Gottes starke Töchter", stand von Anfang an unter bischöflichem Beschuss.

War es vielleicht die Zusammensetzung des Podiums, die da attaciert wurde? Immerhin saß da eine Professorin, von der es in der Einladung hieß, sie sei hartnäckig und habe sich als Frau ihr Promotionsrecht im Fach Katholische Theologie erstreiten müssen. Oder störte man sich an der erfolgreichen Unternehmerin, die heute unaufhaltsame Powerfrau in der Kirchenpolitik u.a. bei "Lila Stola", "Wir sind Kirche" und "Aktion Frauenwürde" ist? Oder ärgerte man sich über die Ordensschwester, die sich in die Friedens- und Umweltpolitik einmischt? Wahrscheinlich galt das bischöfliche Mißtrauen allen dreien. Aber nicht sie wurden als Grund für das Einschreiten der Diözesanleitung und die erzwungene Programmänderung genannt, sondern Alice Hoffmann, alias Hilde Becker, die mit ihrem Programm "Vanessa Backes und die Modanna von Marpingen" den Kabarett -Teil des Abends bestreiten sollte.

Kirche und Kabarett - ein Thema, bei dem einem der Spaß vergehen kann. Schon immer hat sich die Kirche mit Humor, Satire, Kabarett schwergetan. Aber jetzt auch noch die Madonna und - Gott behü";te - Marpingen...! Ende Juni meldete sich Weihbischof Felix Genn beim kfd-Diözesanaverband und sprach die herzliche Bitte aus, dass dieses Stück, das er selbst nicht gesehen habe, bei dieser Veranstaltung einer katholischen Frauenorganisation nicht aufgeführt werde. Eine Absetzung des Stücks würde ihm manchen Briefverkehr und manchen Ärger ersparen. Verräterisch die Briefpassage, er wisse jetzt schon, dass ihm bei einer Aufführung "einschlägige Kreise" vorwerfen würden, nicht genügend darauf geachtet zu haben, die Ehre der Muttergottes zu wahren..." Da kennt einer das Kabarett-Stück nicht, weiß aber schon vorher, dass "einschlägige Kreise protestieren werden: Na und? Ist der Protest einschlägiger Kreise so gravierend, dass man in vorauseilender Angst massiv in die Arbeit einer großen autonomen katholischen Frauenorganisation einzugreifen versuchen muss? Die Ehre der Muttergottes wird wohl eher von den fanatischen Anhängern der Marpinger Vorgänge gefährdet als durch das Kabarett-Stück von Alice Hoffmann.

Die für das Programm verantwortlichen Frauen der kfd im Bistum Trier, die das Kabarett-Stück kannten, lehnten es im August ab, der Bitte des Bischofs um Absetzung des Stücks zu entsprechen. "Gottes starke Töchter" - so das Thema des umstrittenen Forums in Saarlouis am 26. Oktober - "Gottes starke Töchter" wurden erst schwach, als amtskirchlicher Druck ausgeübt wurde. Plötzlich - kurz vor dem 28. Oktober - erreichte die Kampagne ihren Höhepunkt. Der Regionaldekan der Region Saar-Hochwald schickte ohne vorherige Erkundigung bei der kfd Briefe an die Pfarrer und die Öffentlichkeit, Briefe mit Unterstellungen und Warnungen. Der Pfarrer der Gemeinde St. Ludwig in Saarlouis nutzte den Pfarrbrief für den 21. Oktober zu einer unglaublichen Polemik gegen die kfd. Wörtlich hieß es da: "Der Diözesanvorstand - und wohl auch der Bundesvorstand - der kfd vertreten seit Jahren eine äußerst kritische, ja destruktive Haltung gegenüber der Amtskirche. Damit entsprechen sie nicht der weitaus größten Anzahl ihrer Mitglieder. Ich lege unseren Mitgliedern nahe, aus dem Verband der kfd auszutreten." Zitiert wird in dem Beitrag außerdem aus einem Schreiben des Diözesanadriministrators Weihbischof Leo Schwarz an den "Initiativkreis Katholischer Priester und Laien in der Diözese Trier e.V.". Wahrheitswidrig heißt es da: "Die Bistumsleitung hat den Diözesanvorstand der kfd aufgefordert, diese Veranstaltung aus dem Programm zu nehmen. Der Vorstand ist nicht bereit, dieser Aufforderung nachzukommen." Eine solche Aufforderung an die kfd seitens des Weihbischofs erging aber nachweislich erst am 22. Oktober.

Übrigens nützte auch der Hinweis der Frauen nichts, dass Alice Hoffmann auf jeden Fall, also auch wenn sie ihr Programm nicht spielen darf, 5000 Mark Gage zu bekommen hat. Da lamentiert die Bistumsleitung über sinkende Kirchensteuereinnahmen, zahlt aber - aus unseren Kirchensteuergeldern - ohne weiteres 5000 Mark. Unter welchem Titel werden die wohl verbucht? Folgekosten der Liebedienerin gegenüber "einschlägigen Kreisen" oder: Kosten zur Abwehr eines Angriffs auf die Muttergottes?

Die Begründung für das Kabarett-Verbot war plötzlich immer dieselbe: "Es kommt täglich zu massiven Protesten, deren Kreise bereits weiter über die Grenzen unseres Bistums hinausreichen. Viele Männer und Frauen fühlen sich durch das Kabarett-"Stück in ihrem religiösen Empfinden verletzt."

Gesehen hat bei der kfd niemand auch nur einen dieser angeblich aus dem Bistum stammenden Protestbriefe. Und die "einschlägigen Kreise" wie der erwähnte Iniativkreis haben ja schon mehrfach in der Vergangenheit mit Erfolg so taktiert: Sie schicken Briefe an den "Bischof, den Nuntius oder direkt nach Rom. Und dort nimmt man diese Post zum Anlass, den harten Kurs zu steuern. Das war besonders auffallend beim Streit um die Schwangerenkonfliktberatung. Und auch immer dieselbe Begründung für das amtskirchliche Eingreifen: "Der Friede im Bistum ist gefährdet. - Wir müssen den Frieden im Bistum wahren." Ein schöner Frieden ist das, wenn gezielte Kampagnen dahinterstecken, wenn gelogen und diffamiert wird, wenn zum Austritt aus der kfd aufgefordert wird, wenn der Druck so stark ist, dass führende kfd-Frauen ihren Rücktritt erklären. Nein, das hat mit Frieden im Bistum nichts zu tun. Das ist Kalter Krieg! Und wen trifft's wieder einmal in der Männerkirche? - Die Frauen! Da sich die "einschlägigen Kreise" auch an den Nuntius in Berlin gewandt haben, brach endgültig Panik aus in Trier. Ein Nuntius übrigens, der eben erst beim Jahresempfang der Bischofskonferenz vor dem Feminismus in der Kirche gewarnt hat und ein völlig antiquiertes Frauenbild propagierte. "Gottes starke Töchter" mussten spätestens an ihm scheitern: Und weil der Nuntius involviert war, gab man in Trier die Devise aus: Ruhe bewahren, gehorchen, denn wenn es wegen der Muttergottes von Marpingen, wegen eines Kabaretts, offenen Streit im Bistum gibt, dann müssen wir mit einem strengen, einem erzkonservativen neuen Bischof in Trier rechnen. Nun wissen wir es also offiziell: Mit Bischöfen kann man drohen, Bischöfe sind Teil einer Bestrafungsaktion gegen aufmüpfige Schafe. Diesen Aspekt hat man bei der jüngsten Bischofssynode über das Bischofsamt übrigens nicht erwähnt.

Norbert Sommer sprach diesen Kommentar im Saarländischen Rundfunk am 4.11.20


© imprimatur Januar 2002
Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Sagen Sie uns Ihre Meinung zu diesem Artikel!
Bitte füllen Sie die folgenden Felder aus, drücken Sie auf den Knopf "Abschicken" und schon hat uns Ihre Post erreicht.

Zuerst Ihre Adresse (wir nehmen keine anonyme Post an!!):
Name:

Straße:

PLZ/Ort:

E-Mail-Adresse:

So und jetzt können Sie endlich Ihre Meinung loswerden: