Der Senforden 2002


Zum Festtag der Unschuldigen Kinder stiftet die Zeitschrift imprimatur alljährlich den Senforden. Es handelt sich um die öffentliche Anerkennung bedeutender Wegweisung für die Kirche und die christliche Ökumene - in den Wirren des 21. Jahrhunderts, um vorbildhafte Rückkehr zum 1. Vatikanischen Konzil und insgesamt in das 19. Jahrhundert n.Chr. - Der Senforden besteht aus Urkunde mit Band und Schleife, aus der Laudatio (in deutscher Sprache) und einem 5 Kilo-Eimer Senf (je nach Chrarakter des neuen Ordensträgers und seiner Verdienste, in den Sorten: bayerischmild, würzigherb oder extrascharf). Zustellung: Deutsche Post-AG.

Bisherige Ordensträger sind
(in alphabetischer Folge)


Neu in Walhall:
Gerhard Ludwig Müller, Bischof von Regensburg

Die katholische Kirche in Deutschland hat wieder einen Bischof, wie es einst Dyba war (der vielleicht bald heilig gesprochen wird?). Am Christkönigsfest im Jahre des Heils 2002 erhielt Regensburg einen neuen Oberhirten. Und was für einen! Er heißt Gerhard Ludwig Müller, lehrte als Dogmatikprofessor an der Universität München und ist seit 1988 Mitglied der Internationalen Theologenkommission der römischen Glaubenskongregation. Sein bischöflicher Leitspruch lautet: "Dominus Jesus".

Das kommt einem doch bekannt vor oder...? In der Tagespost vom 23.3.02 hat er (in kluger Voraussicht seiner baldigen Erwählung?) schon mal seine Visitenkarte abgegeben. Da es vermutlich einige wenige Katholiken gibt, die dieses bedeutsame Sprachrohr des römischen Katholizismus mit dem "guten Draht zum Vatikan" (die Tagespost über die Tagespost) nicht lesen, seien hier die wertvollsten und tiefschürfendsten Passagen dieser außerordentlich wichtigen Veröffentlichung Seiner Exzellenz, des hochwürdigsten Bischofs Müller, zitiert. Er hat dem Beitrag die Überschrift gegeben: "Wer hat das letzte Wort? Eine Strategie und ihre Tücken: Zu der endlosen Forderung nach Einführung der Frauenweihe"

Was Exzellenz Müller mit "Frauenweihe" meint, ist zunächst nicht ganz klar erkennbar; das wird erst später deutlich: die Ordination von Frauen zum Diakonat und zum priesterlichen Dienst: Der Hochwürdigste Herr ist heftig dagegen. Er beruft sich dabei auf das kirchliche Lehramt und auf die "verbindliche Lehre der Kirche". Gänzlich unwichtig erscheint ihm die Tatsache, dass im Neuen Testament auch einiges zur der Thematik zu finden ist. Unter den "Mitarbeitern in Christus Jesus" erscheinen nämlich bei Paulus auch Frauen (Röm 16,3.6.12; Phil 4,2f), ein weiblicher Diakon ("...diakonon täs ekkläsias", Röm 16,1f.), die Leiterin einer Hauskirche ("....kat' oikon autäs ekkläsian", Kol 4,15; Röm 16,3-5) und sogar ein weiblicher Apostel namens Junia (Röm 16,7).

Doch wozu das Neue Testament befragen, wenn es das kirchliche Lehramt und das Kirchliche Gesetzbuch, den CIC, mit seinem Canon 1024 gibt, in dem lapidar steht: "Es ist nicht möglich, Frauen zu weihen"! Darüber hinaus hat der Heilige Vater 1994 in seinem Schreiben "Ordinatio sacerdotalis" nochmals "unfehlbar" erklärt, dass "die Kirche keinerlei Vollmacht besitzt, Frauen die Priesterweihe zu spenden und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben". Er hat es sogar verboten, darüber auch nur zu reden. Exzellenz Müller zieht messerscharf die Konsequenz: "Wer die verbindlichen Lehrentscheidungen der Kirche und die göttliche Autorität ihres Lehramtes nicht anerkennt oder sich in Obstruktion gefällt, der ist nicht katholisch und verliert früher oder später den Anschluss."

Auf diesem felsenfesten Fundament stehend, holt der Hochwürdigste Herr nun zum Vernichtungsschlag gegen einige ihm nicht genehme Theologen aus. Er selbst erklärt sich gleich am Anfang seiner Ausführungen zu einem der "wissenschaftlich seriösen Theologen" und beklagt, dass es "katholische Kreise" gibt, die "den Schwach-sinn nachplappern, die katholische Kirche sei frauenfeindlich und gehöre in den Kreis jener Religionen, die Frauen die Grundrechte und die volle Menschenwürde vorenthalten". Exzellenz wettert gegen die "illegitimen Vorbereitungskurse" von "Diakonissen" und gegen deren "Übervater" Peter Hünermann. Es handelt sich hier allerdings nicht um Kurse von ,Diakonissen', sondern um solche von weiblichen Diakonen (vgl. oben Röm 16, 1), aber eine kleine Ungenauigkeit kann selbst einem wissenschaftlich seriösen Theologen schon mal unterlaufen.

Den Professoren Hünermann (Tübingen) und Beinert (Regenburg) kreidet der Hochwürdigste Herr indirekt eine "schlechte Ekklesiologie" an, weil sie zwei wissenschaftliche Arbeiten angenommen haben, die für ein "funktionalistisches Amtsverständnis" eintreten. Gar nicht gut ist Exzellenz auch auf Frau Demel, Kirchenrechtlerin und derzeitige Dekanin der Theologischen Fakultät an der Universität Regenburg, zu sprechen. Sie habe gefordert, "den Zölibat der Priester abzuschaffen und Frauen zu Priestern zu weihen". Das geht natürlich entschieden zu weit.

Doch damit nicht genug. Exzellenz Müller wendet sich auch mit Verve gegen das bei seinen Gegnern "ständig verwendete militärische Vokabular". Das hindert ihn freilich nicht daran, den Befürwortern einer Frauenordination vorzuwerfen, sie würden eine "geniale Umfassungsstrategie" und eine "einfallslose Abnützungsschlacht, mit der es damals 1914/18 auch nicht geklappt hat" (was nun?- entweder "genial" oder "einfallslos"), sie hätten sich "Bastionen geschaffen" und würden ein "Trommelfeuer aus allen Rohren" abgeben und eine "Strategie wie der Schlieffenplan aus dem 1. Weltkrieg" anwenden. Spricht hier ein "wissenschaftlich seriöser Theologe" oder der kommandierende General? Aber es ist klar: Exzellenz Müller möchte verhindern, dass dem "Sakrament des Altares (sic!) das evangelische Verständnis des Abendmahls untergeschoben" wird und dass man "in sträflicher Verkennung, was die Kirche ist, und unter Ausblendung jeder theologischen Sicht auf das Weihe-sakrament" die Kirche "zwingen" will. Besorgt fragt Exzellenz: "Sollen in der Kirche des 21. Jahrhunderts die theologisch Ahnungslosen das letzte Wort haben?" Unmöglich! Denn der Hochwürdigste Herr weist darauf hin, dass schon "die Apostel das Verständnis der Sakramente (sic!) als Magie scharf zurückgewiesen haben."

Doch Exzellenz lässt sich von aller hier zu Tage tretenden miesen "Kumpanei statt Suche nach der Wahrheit" nicht beirren: "Jesus Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, hat seine Kirche auf einen Felsen gebaut, auf Simon Petrus, dem er die Schlüssel des Himmelreiches und die Binde- und Lösegewalt anvertraut hat."

Es bleibt nur noch, der Kirche von Regensburg zu gratulieren, dass sie vom Statthalter Christi auf Erden einen Bischof vorgesetzt bekommen hat, der weiß, dass "Glaubensfragen nicht durch Unterschriftenaktionen, Pressekampagnen oder den Aufstand der Besserwissenden" entschieden werden, sondern "nach den Vorgaben der Schrift, der Tradition, der inneren Logik des Glaubens, dem Glaubenssinn des Gottesvolkes und letztendlich durch das kirchliche Lehramt." Und das ist gut so.

Norbert Scholl

Die Herausgeber der Zeitschrift imprimatur beglückwünschen Seine Exzellenz Bischof Müller zum Senforden 2002 und versprechen die Postzustellung noch vor dem Jahreswechsel an.


© imprimatur Dezember 2002
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