Urkunde
DER SENFORDEN 2003
für Christoph Cardinal Schönborn
Seine Eminenz, der hochwürdigste Kardinal Schönborn, propagiert durch adeliges Wesen und Erscheinung Stil und Würde der Kirche von Wien und von ganz Österreich. Er zelebriert die feierlichsten Gottesdienste und pflegt den vornehmsten Umgang mit seinen Diözesanen, sofern sie gefügig und untertänig sind, wie es sich für Schafe gegenüber ihrem Ober-Hirten gehört. Zudem ist seine Tapferkeit im derzeit ihn umtobenden Dreifrontenkrieg gegen die Unbotmäßigen höchlichst zu rühmen, kämpft er doch heldenmütig, dass er sicher, wie es sein rotes Kardinalsgewand anzeigt, sein Blut um des Erstreitens und der Wahrung des ungeschmälerten heiligen römisch-katholischen Glaubens willen aufopfern würde.
Drei Hauptgründe haben zu dieser Entscheidung geführt.
ad 1)
Im Kampf mit dem widerborstigen Pfarrer Rudolf Schermann, der dreist laisierte
Priester gegen das Kirchenrecht einlud, die Eucharistie zu feiern, zeigt der
Kardinal seine Höflichkeit wie seine Kompromisslosigkeit zugleich. Er
redet in seiner Zurechtweisung den Delinquenten mit "Sehr geehrter Herr
Pfarrer, lieber Mitbruder" an - am Ende sendet er ihm "seinen
mitbrüderlichen Segensgruß" und unterzeichnet mit
plusChristoph. Nur dazwischen kennt er kein Pardon und droht im
Wiederholungsfall die "Kanonische Zensur gemäß can. 1371.2 bzw 1373
CIC" an. Die werde er "verhängen". Jetzt weiß Pfarrer
Schermann wenigsten, woran er ist. Seine Frechheit, er habe die
Übertretung des Gesetzes "gerne" getan und werde sie wieder tun,
wird ihm unter diesem Fallbeil schon noch vergehen. Der Kardinal jedenfalls
weiß mit Zuckerbrot und Peitsche umzugehen.
ad 2)
Im Kampf mit der Amazone Ingrid Thurner, der Sprecherin der Plattform "Wir sind
Kirche", beweist seine Eminenz ihre Listigkeit, indem sie die
allertrickreichste Finte ins Spiel brachte. Wie Odysseus das hölzerne
Pferd mit den Kämpfern im Bauch in die Stadt Troja verbrachte, so hat auch
Kardinal Schönborn der Plattform "Wir sind Kirche" einen Kuckuck ins Nest
geschmuggelt, nur verfuhr Odysseus sehr viel umständlicher, plumper, sein
Pferd musste tatsächlich in die Stadt hinein, der Kardinal in seiner
Gewitztheit brauchte seine "Freimaurer" im Kreis der Plattform lediglich mit
suggestiver Stimme zu behaupten, und aufgrund dieser Unterstellung waren alle
die Kämpfer von "Wir sind Kirche" geschockt, zur Gegenwehr gelähmt.
Was bringen da noch die verbalen Attacken wie "Grabesruh statt Dialog" oder
"Beton auf zarte Pflanzen".
Was bewirkt noch eine vom freimaurerischen Virus infiziert Plattform, wenn sie
die Zulassung verheirateter Männer zum Priestertum, den Frauen-Diakonat
oder die Lockerung der katholischen Sexualmoral fordert. Für kirchenfromme
Katholiken ist ein Freimaurer der Gott-sei-bei-uns. Wie wir um den Teufel
wissen, ihn aber nie zu greifen kriegen, so ist ein unterstellter Freimaurer
immer -selbstverständlich unerkannt- gegenwärtig, solange er
behauptet wird. Schlauer lässt sich der Krieg gegen die Progressiven in
der Kirche nicht führen.
ad 3)
Am härtesten aber und bis heute unentschieden ist sein Kampf mit Bischof
Krenn aus St. Pölten, einem in Bischofskreisen konkurrenzlosen
Draufgänger. Der leistete schon Kardinal Groer, den alle Welt für
einen Knabenschänder hielt, uneingeschränkten Freundschafts- und
Beistandsdienst gegen unseren Kardinal, oder er wirft heute sogar seiner
Eminenz, unserem erkorenen Senfpreisträger gar Unfairness gegen den
Heiligen Vater vor, weil er ganz sacht seiner Heiligkeit Altersschwäche
angesprochen hat. Sowas sitzt. Den Gipfel der Insubordination leistete sich
Bischof Krenn, indem er eine Ermahnung durch Schönborn als dem
Vorsitzenden der Bischofskonferenz seinerzeit mit dem Ausspruch parierte:
"Lügner sollen das Maul halten". Hier tobt der Kampf unter der
Soutane aufs heftigste weiter, ohne dass ein Sieger vorauszusehen wäre, es
sei denn nach dem Erhalt des Senfordens bekäme der Wiener Kardinal auch
noch die Würde des allerhöchsten Amtes in der Kirche. Hinter
vorgehaltener Hand wird es schon gemunkelt: "Schönborn wird der
nächste Papst", andere allerdings fügen an: "Wenn ihm Krenn
die Karriere nicht vermasselt." Insofern könnte dieser Kampf aus
unserem Preisträger einen tragischen Helden machen.
Die Zeitschrift imprimatur zeichnet in Kardinal Schönborn einen mit dem
höchsten Status priesterlicher Ehrung versehenen Dogmatiker der Lehrgewalt
aus, weil dieser diese Gewalt tatkräftig einsetzt, ohne wie es die
schwächlichen Demokraten tun, auf die Zustimmung ihrer Untergebenen zu
schielen.
Trier und Wien, am Fest der Unschuldigen Kinder 2003.
*) Der Senforden ist als säkularisierte Fortführung der
geistlichen Ritterorden des Mittelalters zu verstehen. Seine Mitgliedschaft
wird nicht durch Beitritt erworben, sondern nach der Art der Verdienstorden
verliehen. Der Orden hat inzwischen die folgenden Mitglieder (in alphabetischer
Reihenfolge)
Johannes Dyba, Erzbischof von Fulda (als einziger mehrfach
ausgezeichnet, jeweils extrascharf).
Georg Eder, Erzbischof von Salzburg und Primas Germaniae,
würzigherb.
Der Frankfurter Evangelische Kirchentag (das Präsidium) ebenfalls würzigherb.
Wolfgang Haas, Erzbischof von Vaduz, extrascharf, 20 Gramm-Tube.
Kurt Krenn, Bischof von St. Pölten, extrascharf, und Joachim Meisner, Kardinal, Erzbischof von
Köln, extrascharf, 10 Kilo-Eimer.
Gerhard Ludwig Müller, bayerisch-süß.
Leo Schwarz, Weihbischof in Trier, würzigherb.
Friedrich Wetter, Kardinal, Erbischof von München und Freising, bayerischmild.-
Technischer Hinweis: Der diesjährige Senforden wird dem Empfänger als 1 Kilo-Eimer von der Österreichischen Bundespost am 28.12.2003 mitsamt der Laudatio direkt zugestellt.
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