Das, Herr Kardinal, ist Senf von Ihrem Senf, so scharf wie wir ihn schätzen, und wenn er auch mehr brennt als schmeckt, so sind wir jetzt doch durch Sie darüber belehrt, was letztlich und endlich und im Grunde in der Welt so abläuft.

Als streitbarer Glaubensritter haben Sie auch für die Bundeswehr und die Militärseelsorge eine Lanze gebrochen. Oder sollen wir lieber sagen, mit schar-fem Senf geschossen? Wir meinen Ihre Predigt zu Anfang des Jahres, in der Sie sagten: "In betenden Händen ist die Waffe vor jedem Mißbrauch sicher."

Wir haben sie uns ausgemalt, die Gewehre und Panzerfäuste zwischen gefalteten Händen, und wir müssen gestehen, Herr Kardinal, die Schlichtheit Ihrer Kampfauffassung, hat uns einfach die Sprache verschlagen.

Noch eines anderen Kampfes möchten wir gedenken, den Sie siegreich bestanden haben. Die Schlacht um den Domplatz ist geschlagen, "die Klagemauer" gefallen, die Spruchbänder beseitigt, die Schmuddelkinder verschwunden. Seit dem

15. Oktober ist der Zutritt zum Heiligtum wieder bereinigt, und keine Gestalt in Lumpen noch ein Schriftzeichen an der Wand werden die besseren Besucher wieder erschrecken. Wo kämen wir auch hin, wenn jeder zu allem seinen Senf geben dürfte, und wäre es auch nur auf Zetteln?

Die Kirche kennt keinen freien. Nun können Sie wieder konkurrenzlos bestimmen, was im und vor Ihrem Dom gesagt und alles nicht gesagt wird.

Aus den genannten und vielen anderen Gründen haben Sie jetzt schon den Senforden der Sonder-klasse "messerscharf" verdient. Möge Ihnen auch in den künftigen Schlachten, die unweigerlich kommen werden, der passende Senf niemals ausgehen!

Joachim Meisner, Geschmacksproben

Ein armes Herz hat derjenige, der sich mit Gott alleine begnügt. Diese Armut macht selig. Maria und Josef sind in ihrer Armut in Betlehem seliger als Herodes in seinem Reichtum in Jerusalem. Sollten wir uns nicht in diesem Sinne eine "armselige" Weihnacht und ein "armseliges" Weiheleben wünschen?

Kirchenzeitung Köln, 5. Januar 1996

Als der Himmel auf die Erde kam, nahm er die Gestalt der sogenannten drei Evangelischen Räte an: Armut, Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen und Gehorsam. Diese Trias bildet auf Erden den Lebensstil dessen, der im Himmel diese Lebensart der Trinität als Liebe in Fülle lebt und verkostet.

"Wie im Himmel so auf Erden", sollte es Weihnachten und alle Tage in unseren Pfarrhäusern und Gemeinden, in unseren Dekanaten und Seelsorgs-bereichen, in unserer Diözese und der Weltkirche, in unseren Ehen und Familien, in unseren Verwandtschaft- und Freundeskreisen, in unseren Gruppen und Verbänden werden. Der Schlüssel dafür ist uns gegeben. Die drei evangelischen Räte sind nicht nur für die Ordenschristen da, sie sind Gottes Weihnachtsgabe an uns und durch uns an die Welt.

ebenda, 12. Januar 1996

"Was sich die Medien, namentlich der WDR, in den letzten Jahren an Blasphemien, Gotteslästerungen und Verunglimpfungen des Christentums im allge-meinen und der katholischen Kirche im besonderen leistet, geht über alles erträgliche Maß hinaus.

Nicht ein Bruchteil an Häme und Verhöhnung dürfte das Judentum oder den Islam treffen, dann gäbe es einen Aufschrei in der Öffentlichkeit, und das ist gut so. Und bei uns? Wo bleiben unsere Verbände und Organisationen?

Beim traditionellen Neujahrsempfang des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Köln, 12. Januar 1996

Soldaten seien Praktiker darin, Liebe zu verschen-ken. Dies treibe den so Beschenkten in die Dank-sagung. Und dankende Menschen seien positive Menschen, sagte Meisner. "Eigentlich kann man sich Soldaten gar nicht anders denken als Zeit-genossen mit einer solchen positiven Lebensein-stellung. Dann sind sie den Herausforderungen ihres Berufes gewachsen, und zwar von ihrer Lebenssubstanz her und nicht nur von eingeübten Verhaltensregeln...

... Wo Soldaten gemeinsam in den Gottesdienst gingen, um Gott zu loben, ihn anzubeten und Dank zu sagen, dort gerieten sie außer Gefahr, Marschie-rer zu werden, ohne zu denken und ohne zu verant-worten... "Solche Soldaten sind einem Volk und der Welt ein wirklicher Segen", sagte der Kardinal ab-schließend.

Predigt anläßlich eines Soldatengottesdienstes im Kölner Dom, im Januar 1996

Der Senf*Orden

Dem dritten Preisträger

Erzbischof Joachim Kardinal Meisner

zu Köln am Rhein

Am Fest der Unschuldigen Kinder 1996

Die Redaktion hat beschlossen, den Erzbischof von Köln Kardinal Meisner zum aktuellen Preisträger des Senf*Ordens der Zeitschrift imprimatur zu ernennen. Kardinal Meisner tritt als Dritter in die Reihe der Ausgezeichneten ein, nach den Erzbischöfen Johannes Dyba von Fulda und Friedrich Kardinal Wetter von München und Freising. Der Preis ist dotiert mit einem 100 Gramm-Topf Senf der Marke messerscharf.

Seine besonderen ganz und gar unverwechselbaren Verdienste erstritt sich Kardinal Meisner auf der Kölner Domplatte, wo es ihm mithilfe der Gerichte und seines Eigentumsrechts

("Der Dom, das bin Ich") gelang, die Klage-mauer, jenen menschenfreundlichen Treff-punkt von Christen und Heiden, niederzu-reißen; fromme Touristen können jetzt immer-hin noch Kölner Dome in diversen Größen im Briefbeschwererformat käuflich erwerben.

Übergröße bewies der Kölner Hirte zuletzt auch gegen die "Initiativgruppe vom Zölibat betroffener Frauen" - die verdienstvolle Vereinigung der etwa vierhundert Frauen, die vorsichtig damit begonnen haben, das Schweigen zu brechen - bevor es sie zugrunde richtet. Die Kölner Initiativgruppe versucht gerade in diesen Tagen, einer Sechzehnjährigen beizustehen, die einen Priester beschuldigt, sie sexuell verführt zu haben. Wie wehrt sich der Kölner Kardinal gegen die Rufschädigung seines Erzbistums? Gerichtlich natürlich, mit einer Beleidigungsklage. Es kann nicht sein, was nicht sein darf, also gibt es bestimmt im Erzbistum keinen einzigen Priester dieser Sorte.

Sein tapferer selbstvergessener Kampf für den Zölibat und unsere reinen Seelen hat für den Senf*Orden schließlich den Ausschlag gegeben.

Eminenz,

Hochwürdigster Herr Kardinal Erzbischof!

Ob Sie unseren Orden erwarteten haben, wissen wir nicht. Für uns jedenfalls stand schon lange fest, daß Sie nach Ihren Kollegen Dyba und Wetter der dritte Preisträger sein würden. Ganz ohne Zweifel gehören Sie zu dieser Troika von Glaubensrittern, denen hierzulande kein anderer Bischof das Weihwasser reichen kann. Furchtlos, von keines Gedankens Blässe angekränkelt, ziehen Sie gegen Ungläubige, Irrgläubige und Kleingläubige zu Felde und spendieren reichlich ihren Senf zu den neumodischen Ideen, mit denen man die alte Kirche retten will. Seit Sie am Rhein Platz genommen haben, verstehen wir den alten Theologenspruch besser: das Licht kommt aus dem Osten; denn wie matt wirkt die Vernunft der kritischen Theologen, aufmüpfigen Emanzen und anderer selbsternannter Aufklärer gegen ihre schlichte Glaubenslehre. Den Damen und Herren des ZdKs, die sich gegen den Zölibat ausgesprochen haben, haben Sie es treffend ins Stammbuch geschrieben, "daß der Priestermangel im Christenmangel begründet ist und der Christenmangel letztlich im Verlust des Himmels".

Und Sie fügen hinzu: "Hier liegt letztlich der Grund für den Ärzteüberschuß und den Priestermangel".

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